17.07.2014. Amazon ist heute überall. Nachdem gestern Gerüchte aufkamen, dass Amazon Simon & Schuster kaufen will, heißt es heute bei Techcrunch, dass Amazon eine Bücherflatrate für 9,99 Dollar im Monat anbieten will. Autoren schreiben weiter zum neuen Nahostkonflikt: in der Jüdischen Allgemeinen führt Sarah Stricker ein Tagebuch zwischen Fußball-WM und Raketenbeschuss in Tel Aviv. Außerdem: Open Access. Erster Weltkrieg. Und der wahre Grund für den Erfolg der Fußball-WM bei den Amerikanern.
Internet, 17.07.2014
Amazon ist heute überall! Während die Schriftsteller noch über das jetzige Amazon klagen (siehe
Efeu,
hier), zündet Amazon offenbar schon die
nächste Stufe der Rakete: "
kindleunlimited", eine Art Flatrate für Bücher für 9,99 Dollar im Monat, Werbespruch: "Enjoy
unlimited access to over 600,000 titles and thousands of audiobooks for just $ 9.99 a month." Darrell Etherington
verweist in
Techcrunch auf einen bei Google
noch zugänglichen Amazon-Link, wo das Angebot schon dargestellt ist. Amazon konkurriert mit Diensten wie
Oyster, die gerade einen solchen Service aufbauen wollten. Aber eine kleine Frage ist noch offen: Amazons "Testseiten führen keins der
fünf großen Verlagshäuser auf, also auch nicht Simon & Schuster und HarperCollins, die mit Oyster bereits kooperieren. Die größten Verlage verlangen eine große (das heißt siebenstellige) Grundgebühr im voraus, außerdem müssen die Dienste jedes Mal zahlen, wenn ein konkretes Buch gelesen wird. Neuausgaben bleiben den traditionellen Verkaufswegen vorbehalten. Amazon scheint einen
besseren Deal im Sinn zu haben..."
Gestern kursierten Gerüchte, dass Amazon Simon & Schuster kaufen will (wir
verlinkten). Jörg Häntzschel greift diese Gerüchte heute in der
SZ auf: Heute trifft
Jeff Bezos den CBS-Chef
Les Moonves. Simon & Schuster gehört zu CBS - und es geht um nicht weniger als die
Zukunft des Buchs, meint Häntzschel. Lothar Müller schreibt auf der Tagesthemenseite der
SZ außerdem über
Selfpublishing, und Häntzschel skizziert Amazons aggressive Geschäftsstrategie. Heute
macht Matt Asay außerdem im
Readwriteweb auf eine große
Geschichte in bei
Businessweek.com aufmerksam: Der Amazon-Cloud-Dienst AWS "ist eines der am
schnellsten wachsenden Softwarehäuser aller Zeiten."
Eduard Kaeser, publizierender Physik- und Philosophie-Lehrer,
sorgt sich in der
NZZ um die sogenannte
Peer-Review, das Prüfungsverfahren zur Qualitätskontrolle
wissenschaftlicher Artikel. Die wird im Webzeitalter, insbesondere aber durch
Open Access, immer schlechter, findet er: "Die Grauzone von pilzartig aus dem Netzboden schießenden Journalen nährt natürlich auch den generellen Argwohn, dass durch Open Access die
Qualitätsstandards verwässert würden. Und um diesen Argwohn zu schüren, ist es seit einiger Zeit gang und gäbe, verdeckte Prüfungen der wissenschaftlichen Prüfer durchzuführen, indem man bei Zeitschriften Pseudostudien einreicht: "sting actions". Solche düpierende Sticheleien sorgen für
hämisches Schmunzeln in der akademischen Welt (...)."
Einer Forschergruppe der Universität Singapur ist es zu verdanken, dass
Charles Darwins komplette Schriften - insgesamt über vierhundert Bände - zu seiner
Galapagos-Reise transkribiert und bei
darwin.online als
PDF-Dateien einsehbar sind,
meldet Sam Machkovech begeistert bei
arstechnica. Aus diesem Fundus stammt auch das folgende Bild:

Außerdem: In der
FAZ ist sich die Software-Pionierin
Shoshana Zuboff sicher, dass der digitale Wandel nicht unbedingt zu einem
Abbau von Arbeitskräften führen muss.
Politik, 17.07.2014
Die Schriftstellerin Sarah Stricker
schreibt für die
Jüdische Allgemeine ein Tagebuch zwischen Fußball-WM und
Raketenbeschuss in Tel Aviv. Bei Alarm sieht es so aus: "Ich laufe die Treppe runter in den Bunker. Auf den dreckigen Gartenstühlen sitzen schon ein paar Nachbarn. Ob ich vielleicht ein
Foto machen dürfte, frage ich, ich bräuchte ein paar Bilder für das Tagebuch, das ich gerade für eine deutsche Zeitung schreibe. Hm, jetzt gerade sei schlecht, sagt eine junge Frau, ihr Haar, und sie habe noch kein Make-Up drauf. "Wenn es
heute Abend noch mal Alarm gibt, gerne!""
In der
NZZ verzweifelt der israelische Schriftsteller
Yali Sobol an den unfruchtbaren gegenseitigen Schuldzuweisungen: "Die triste Wahrheit geht dahin, dass es weder Huhn noch Ei gibt, sondern stattdessen ein riesiges Feld, auf dem Hunderte abgeschlachteter Hühner und
Tausende zerschellter Eier liegen, die den Menschen, die in diesem Land leben, nicht das Geringste nützen. Vergessen Sie, wer oder was zuerst kam, man kann ja nicht einmal mehr herausfinden, welches Ei einst zu welchem Huhn gehörte."
In der
Zeit nimmt
Tuvia Tenenbom die
Israelberichterstattung deutscher Journalisten aufs Korn, die er schlicht rassistisch findet.
Wenn Europa nicht den wirtschaftlichen Anschluss an die USA und insbesondere an
China verlieren will, sollte es den Blick über den
eurozentrischen Tellerrand hinaus erweitern,
schreibt Urs Schoettli in der
NZZ. Er erinnert etwa an Chinas bisher unzureichend gewürdigten Beitrag zur Niederschlagung des
japanischen Imperialismus und warnt: "Die Kenntnis insbesondere der jüngeren chinesischen Geschichte und die Anerkennung der Weltbedeutung der chinesischen Kultur sind wichtige Voraussetzungen dafür, dass das asiatische Zeitalter nicht zu einem
neuen Kalten Krieg führt."
Geschichte, 17.07.2014
Christian Schröder
spricht im
Tagesspiegel mit der Historikerin
Annika Mombauer über die Schuld Deutschlands und Österreichs am
Ersten Weltkrieg, die Julikrise 1914 und lernt, dass nicht nur mehr Kommunikation unter den Staatschefs notwendig ist: "Genauso wichtig ist, dass das Militär
unter politischer Kontrolle stehen muss. Das war vor hundert Jahren nicht so, auch deshalb ist dieser Krieg immer brutaler geworden. 1914 hatte Europa seit 40 Jahren keinen Krieg zwischen den Großmächten erlebt, da kam das Gefühl auf: Dieser Frieden wird
noch ewig währen. Das ist heute ähnlich."
Medien, 17.07.2014
Ken Doctor
beobachtet im
Nieman Lab eine Tendenz zur
Konzentration im Medien-Business - unter anderem will
Rupert Murdoch den Time Warner-Konzern kaufen. Nebenbei fällt eine Hintergrundinformation zu den Gründen des Erfolgs der
Fußball-WM in den USA ab: "Hauptsächlicher Treiber (für die Konzentration) ist der
Medienwandel. Nutzer wandern wie verrückt von begrenzten, durch die alten Röhren sendenden Angeboten zu Produkten, die darüber schweben. Die erstaunliche Fußball-Bekehrung der Amerikaner ist zu großem Teil dem Sportkanal
ESPN zuzuschreiben, der die WM in der App
WatchESPN anbot. Berichte zeigen, dass dieses Non-TV-Angebot ein großes Publikum mobilisierte. Ungefähr
3,2 Millionen Zuschauer nutzten die WatchESPN-App, um das Spiel USA-Deutschland zu sehen."
Nach der
Ein-Wort-App Yo
freut sich die
Zeit nun auf "Lala", mit der sie dank Songtext-Snippets verschlüsselte Nachrichten verschicken kann.