29.01.2016. Nein, ruft die NZZ, Goyas Maya ist viel zu sexy, um nicht nackt zu sein! Die Welt fürchtet, dass man mit der AfD wird reden müssen. In der FAZ rät der estnische Komponist Jüri Reinvere davon ab, russischen Dissidenten zu glauben. Huffpo.fr zitiert aus der nicht eben freundlichen Rede, mit der Pierre Nora den großen Alain Finkielkraut in der Académie française empfing. FAZ und Junge Freiheit attackieren die Grundstücksgeschäfte der taz. Und die Barbie-Puppe der Tochter zeichnet die Gespräche auf.
Europa, 29.01.2016
Francisco de Goyas "maja desnuda", 1795-1800Verhüllte Statuen in
Italien, Entfernung weiblicher Akte aus der Volkshochschule
Berlin-Marzahn, die Entfernung einer Plastik mit Nackten in
Gera - alles aus Rücksicht auf muslimische Befindlichkeiten? So geht das nicht,
meint Ulrich Schmid in der
NZZ. "
Kunstzensur ist falsch verstandene Integrationshilfe, im freiheitlichen Europa ganz besonders. Niemandem ist geholfen, wenn der Westen sich nicht so präsentiert, wie er ist. Die europäische Kunstgeschichte kann nicht negiert werden. Man kann kulturfremden Immigranten nicht
auf halbem Weg entgegenkommen: Sie müssen die ihnen fremde Welt kennenlernen und sie akzeptieren. Europa kann da gar nichts tun, Goyas Maja wird weiter in
betörender,
entspannter Nacktheit ruhn."
Die
AfD ist hier und sie wird bleiben.
Gelassenheit im Umgang mit den ungeliebten Rechtspopulisten wäre da vielleicht die bessere Strategie statt Hysterie und Ausgrenzung,
meint Dirk Schümer in der
Welt: "Rechtskonservative gehören wie Postsozialisten ganz einfach zum politischen Spektrum in Europa. Und auch in den Talkshows des öffentlich-rechtlichen Fernsehens wird es dann nicht mehr ausreichen, zu Therapiezwecken dann und wann einen Gast von der AfD
auf die Schlingelbank zu setzen und öffentlich abzuwatschen. All diese hilflosen Strategien der
Abstrafung, der
Isolation oder des
Ignorierens haben die AfD nur noch stärker gemacht und der freiheitlichen Demokratie mehr geschadet als jede offene Debatte."
Die Unsicherheit des
FAZ-Feuilletons in der Themensetzung hält an: Ohne irgendwelche Fakten oder wenigstens intelligente Fragen anzubringen, stellt der estnische
Komponist Jüri Reinvere im Aufmacher des Feuilletons die britischen Untersuchungsergebnisse zur Ermordung
Alexander Litwinenkos im Auftrag des Kreml in Frage. Statt dessen hat er ein paar wesentliche Allgemeinheiten über die
Lieblingsdissidenten des Westens zu sagen: "Je mehr der Dissident aus Russland das Interesse westlicher Medien zu wecken vermag, desto
profitabler für ihn. Um dieses Interesse zu wecken, muss er die Sprache des Westens - in ihrer brutalen, boulevardesken Form - sprechen. Er muss sich, auf Gedeih und Verderb, dessen Wahrnehmungsrastern anpassen. Geschichten von
Blut,
Inzest und
Kinderleichen führen zum Erfolg."
Ebenfalls in der
FAZ schildert Marta Kijowska die Empörung
polnischer Künstler über die Gleichschaltungspolitik der neuen Regierung und zitiert die Filmememacherin
Agnieszka Holland: "Diese Demontage eines demokratischen Rechtsstaates ist wie eine Ohrfeige für die, die den Geist der Volkrepublik vergessen wollten. Denn jetzt siegt in Polen genau dieser Geist. Es kann sein, dass Kaczynski sich als eine
Art Pilsudski sieht - in Wirklichkeit aber spricht er die Sprache
Gomulkas und Moczars."
Allen, die den
Essener SPD-Ortsverein, der zu einem "Protestlauf" gegen immer mehr Flüchtlinge aufgerufen hat, in die
rechte Ecke stellen wollen,
ruft Thomas Schmid (
Welt) in Erinnerung, dass im Essener Norden 40 Prozent der dort Lebenden ausländische Wurzeln haben, "die Arbeitslosenquote ist hoch - und zuletzt wurden
70 Prozent aller Flüchtlinge der Stadt hier untergebracht".
Wissenschaft, 29.01.2016
Grundsätzliche Gedanken macht sich Elisabeth André, Inhaberin des Lehrstuhls Human Centered Multimedia an der Universität Augsburg, in der SZ über die Beseelung von Maschinen: "Die Exposition von Emotionen kann dazu beitragen, einen Roboter natürlicher erscheinen zu lassen. Aber haben sie auch Einfluss auf unser eigenes emotionales Verhalten? Zunächst ist festzuhalten, dass eine möglichst realistische Nachbildung nicht unbedingt zielführend ist. Häufig wird bei einer allzu großen, aber dennoch nicht perfekten Ähnlichkeit zu Menschen ein Bereich, das sogenannte 'Unheimliche Tal' ('Uncanny Valley'), beschritten, in dem eine künstliche Kreatur eher zombieartig erscheint und Unbehagen erzeugt."
Ideen, 29.01.2016
Die erstaunliche Hassliebe der französischen Medien zu
Alain Finkielkraut hält an. Seine Aufnahme in die Académie française lief auch nicht ohne Misstöne ab. Empfangen wurde er von dem Historiker
Pierre Nora - einem Mandarin des französischen Geisteslebens - und zwar nicht gerade freundlich, wie Alexandre Boudet in der
huffpo.fr erzählt: Nora "hat auch Finkielkrauts '
Omnipräsenz in den Medien' aufgespießt. 'Sie haben mir einmal gesagt, dass das Fernsehen Ihnen die Darstellung einer Persönlichkeit aufzwinge, während Sie im Radio Sie selbst bleiben können. Und doch, was ist aus Ihnen für eine
Fernsehperson geworden! Aufgeregt, konvulsivisch, von einer Gestik beherrscht, die man sehr wohl gut wiedererkennbar nennen kann'". Womit der Historiker auf einige
berühmte Wutattacken Finkielkrauts in Ferhsehdiskussionen anspielt.
Medien, 29.01.2016
Auch bei
Gruner und Jahr wird über den Status von Pauschalisten und festen freien Mitarbeitern diskutiert, allerdings nicht mit diesen,
berichtet Anne Fromm in der
taz: "Klar scheint nur, was mehrere Betroffene von ihren Chefredakteuren gehört haben: Ab dem 1. April 2016 soll es bei Gruner und Jahr
keine festen Freien mehr geben. Das betrifft Journalisten, Layouter, Schlussredakteure. Die Verlagsgeschäftsführung selbst hielt sich den Freien gegenüber
bislang bedeckt. Das ist es, was die Freien so wütend macht."
(Via
turi2) Auf den Unternehmensseiten der
FAZ thematisieren Maximilian Weingartner und Philip Plickert die angebliche "üppige Förderung" des neuen
taz-Gebäudes durch das Land Berlin - laut einem Gutachten sei das Grundstück vom Land unter Preis (2 Millionen statt 3 Milllionen Euro) verkauft worden: "Das Gutachten in Auftrag gegeben hat ein Wettbewerber der
taz, der Chefredakteur der rechtskonservativen Wochenzeitung
Junge Freiheit, Dieter Stein."
Weiteres: Karen Krüger weist in der
FAZ darauf hin, dass in diesen Tagen in der Türkei der Prozess gegen die kritischen Journalisten
Can Dündar und
Erdem Gül, die über die Kooperation der türkischen Regierung mit Extremisten in Syrien recherchiert hatten, beginnt. Und die
Huffington Post meldet (wie viele andere), dass der Mitbegründer von
Politico,
Jim VandeHei, und andere wichtige Mitarbeiter das Blog im Streit verlassen.
Gesellschaft, 29.01.2016
Die neue
Barbie-Puppe hat ganz tolle Features,
erzählt Meike Laaff in der
taz: "Einmal auf den Gürtel drücken, dann
läuft die Aufnahme. Dann zeichnet die neue 'Hello Barbie' auf, was die Besitzerin ihr erzählt - und schickt die Audioaufnahmen übers WLAN nach San Francisco. Die Puppe merkt sich so, was das Kind ihr über seine Familie erzählt, über seine Vorliebe für Taylor Swift oder
die Farbe Lila - und kann seine Besitzerin auch Wochen später noch einmal darauf ansprechen, weil alle Aufzeichnungen auf den Servern der US-Firma ToyTalk zusammenlaufen."