Etwas ratlos berichtet Iris Radisch in der
Zeit von ihrem Treffen mit
Boualem Sansal. Der algerische
Schriftsteller und Friedenspreisträger glaubt nicht mehr daran, dass sich der
islamische Terror aufhalten lässt, und schon gar nicht von den Europäern: "Er hat denselben Film schon einmal in den neunziger Jahren in Algerien gesehen. Die Angriffe auf die Frauen, die man
herunterspielt, 'das ist zwar nicht schön, aber so ist nun mal ihre Kultur, jeder hat so seine Marotten'. Das
Stockholm-Syndrom der angegriffenen Gesellschaft, die versucht, Verständnis zu entwickeln. Die panische Ausgrenzung der Islam-Kritiker, die zu Rechtsextremisten erklärt werden. Man könne, meint Sansal, diese Phase leider nicht überspringen. Jede bedrohte Gesellschaft wiederhole dieselben Fehler. Doch dann, irgendwann, wacht man auf und sieht: Das ist eine
Armee mit Waffen, mit Technologie, mit einem genauen strategischen Plan. In der nächsten Etappe, prophezeit Sansal, werde sie
Journalisten ermorden. Über hundert sind in Algerien liquidiert worden."
Die Taten des IS mögen von vielen Muslimen abgelehnt werden, ihre
theologischen Begründungen finden jedoch weithin Zustimmung, so der österreichische Religionspädagoge
Ednan Aslan im Interview mit der
Zeit. Er fordert deshalb: "Wir müssen
den Geist, der den Curricula der theologischen Zentren des Islams zugrundeliegt, erneuern. Wir müssen Schulbücher für den islamischen Religionsunterricht revidieren. Sonst werden wir religiöse Gewalt auch in den Augen europäischer Muslime nicht hinreichend delegitimieren. Ich habe Schulbücher analysiert, darin werden Autoren empfohlen, die Österreich als
Institution der Islamfeindlichkeit diffamieren. In den empfohlenen klassischen Werken, die die Schüler lesen sollten, werden die Versklavung nicht muslimischer Frauen und die
Tötung Homosexueller als legitim verteidigt. Genau mithilfe dieser Werke rechtfertigt der IS seine Verbrechen. Ich nenne nur Autoren wie: Ibn Kathir, Ibn Dscharir al-Abari, Al-Qurtubi."
Es gibt eine Pflicht,
gegen den IS zu kämpfen,
erklärt Götz Aly in der
Berliner Zeitung und listet gleich auf, was die deutsche Regierung dazu tun kann: "Sie muss endlich
mit Saudi-Arabien brechen. Aus der Mitte dieses menschenverachtenden Feudalregimes wurde und wird der Terror von Al-Kaida, Al-Nusra-Front, dem IS und salafistischen Gruppen seit Langem gefüttert. Mit
Milliardenbeträgen fördert Saudi-Arabien in Belgien, in Frankreich und anderswo jene düsteren Zentren, in denen die
geistige Aufrüstung zum Dschihad gepredigt wird. Der belgische Islamwissenschaftler Michael Privot spricht von einer mit saudischem Geld geölten ideologischen 'Kriegsmaschine'."
Und
Seyran Ates erklärt in einem
Zeit-Kommentar, dass sich nicht nur Atheisten, Juden und Christen vor dem Terror fürchten: "Unsere viel gerühmte
Religionskritik wird neu definiert, wenn es um den Islam geht. Sie erfolgt möglichst vorsichtig und leise - selbst wo Hass gepredigt wird. So zieht Europa im Namen der Religionsfreiheit seine eigenen Mörder heran. Vor diesen Islamisten haben aber
auch wir Muslime Angst."
Das
Belgien-Bashing wegen angeblich zu geringer Terrorabwehr ist billig,
meint Thomas Renard in
Politico.eu: "Die terroristische Bedrohung macht an nationalen Grenzen nicht halt, ein einzelnes Land zu beschuldigen, ist darum falsch. Die Ermittlungen zu den Attentaten in Paris und Brüssel haben Verbindungen zwischen Individuen (Mentoren, Rekrutierern und anderen Komplizen) und Verstecke
in ganz Europa zu Tage gebracht, von Deutschland über Griechenland bis zu Italien. Sicherheit ist in Europa eine kollektive Verantwortung. Internationale Zusammenarbeit ist unerlässlich. Wenn Terroristen Grenzen überschreiten, muss es die Terrorabwehr ebenfalls tun."
Etwa
zwei Millionen Ukrainer sind vor dem Krieg geflüchtet, die meisten innerhalb des eigenen Landes, andere in Nachbarländer, schreibt Felix Ackermann in der
FAZ: "Viele Ostukrainer, die nicht in den selbsternannten Volksrepubliken von Luhansk und Donezk bleiben wollen,
müssen sich entscheiden: Entweder sie ziehen innerhalb der Ukraine um, oder sie gehen zu Verwandten nach Russland."
Und dann noch
diese Meldung aus
Buzzfeed: "
Paul Dacre, der Chefredakteur der scharf euroskeptischen Zeitung
Daily Mail hat im Jahr 2014
60.000 Pfund EU-Subventionen für sein Jagd- und Landhaus in Schottland erhalten."
Da haben wir's: Nicht fehlgeleitete Muslime, sondern
gewissenlose Atheisten sind schuld an den Anschlägen von Paris und Brüssel. Der
Humanistische Pressedienst spießt eine Äußerung des Fuldaer Bischofs
Heinz Josef Algermissen auf: "'Wo landet eine Gesellschaft, die sich immer mehr von
Werten und Grundsätzen trennt, die das christlich-jüdische Welt- und Menschenbild ihr geschenkt hat?' fragte der Bischof... Der Präsident von Pax Christi - also der katholische Organisation der Friedensbewegung - kennt auch schon die Antwort. Für den Bischof könne ein '
Mensch ohne Auferstehungsglauben zu einem 'großen Sicherheitsrisiko' für die Mitwelt werde, denn seine Hektik und Daseinsangst ließen ihn 'zuschlagen und zerstören'.' Das zeige sich auch in den Terroranschlägen von Brüssel." Ebenfalls bei
hpd.de:
Protest gegen einen
Focus-Artikel, der verrät, "was
Atheisten mit Psychopathen gemeinsam haben" .
Johan Schloemann resümiert in der
SZ Debatten um die möglichen Rekonstruktionen in
Palmyra und kommt natürlich auch auf
Horst Bredekamps Forderung nach einer "kämpferischen Rekonstruktion" zu sprechen. "Mir wird schlecht, wenn sich Assad jetzt als Retter der Menschheit und der Zivilisation präsentiert", sagt Bredekamp im Gespräch mit Schloemann, der ihm recht gibt: "Es ist ja derselbe Kriegsherr, der mit der
Altstadt von Aleppo ein anderes Weltkulturerbe seines Landes zerstört hat."
Ebenfalls in der
SZ erstellt Rudolf Neumaier ein Glossar der
politischen Begriffe der AfD. Auszug zu "
unserer Kultur": "Leute, die u.K. ablehnen und gar ihre archaischen Gesellschaftsstrukturen einführen wollen, muss Deutschland ablehnen dürfen.
- ist ein Spiegelbild der Bildung.
- darf nicht verdrängt werden.
- muss 'von Menschen, die dauerhaft in unserem Land leben wollen', akzeptiert werden."
(Via
turi2) Die
Süddeutsche Zeitung hat vor dem Landgericht gegen den
Adblocker der Firma Eyeo geklagt - und in den meisten Punkten verloren,
schreibt Torsten Kleinz bei
heise.de: "Das Landgericht sah
keine gezielte Behinderung des Süddeutschen Verlags. Ein gebe auch kein faktisches Vertragsverhältnis, das
den Leser verpflichte, Werbung anzuschauen. Auch einen tiefen Eingriff in die Kommunikation zwischen Verlag und Lesern wollten die Richter nicht feststellen."
Außerdem: Sehr ausführlich
liest Bülend Ürük bei
kress.de einen internen Innovationsreport des
Spiegel, der Defizite beim Blatt offenbar
recht schonungslos offenlegt. Über das Verhältnis von
Spiegel online und dem Print-
Spiegel wird hier aber nicht viel gesagt. Zuerst berichtet hat Thomas Leif im Morgenmagazin von
SWR2.