Obwohl er nicht viel anderes erwartet hat, ist Ulf Poschardt in der
Welt dann doch erstaunt, mit welcher Unterwürfigkeit und "eitlen Gebücktheit" Politik und Medien die
Gewaltfantasien einer - zumeist akademischen -
Linken in den Jugendorganisationen von SPD, Grünen und der Linken abnicken. Anlass ist ein "führender Juso", der in sozialen Netzwerken von
Erschießungen junger Liberaler und "
Vermieterschweinen" oder ein Attentat auf Jeff Bezos phantasiert hatte. Obwohl er sich entschuldigte, gab es eine Vielzahl von
Solidaritätsadressen, "die deutlich machen, dass die politische
Linke ein Extremismusproblem hat. Und dass es bagatellisiert wird und dies Fragen nach der Verfassungstreue auch bei den Jusos aufwirft. Und weit über die Jusos hinaus. Kandidaten für den Landtag in Baden-Württemberg solidarisieren sich mit dem Erschießungsfantasten, und während bei kleinsten rhetorischen Schlenkern von jungen Liberalen oder konservativen CDU-Spitzenpolitikern sofort die
Nazi-
Keule ausgepackt wird, bleibt das mediale Echo in diesem Fall leise. Ähnlich leise wie nach der
Holocaust-
Relativierung der von den Neuen Deutschen Medienmachern als 'Lieblingskünstlerin' gehätschelten
Idil Baydar (mehr dazu
hier)."
Camille Kouchner hat mit "La Familia Grande" das Buch der Saison in Frankreich geschrieben (unsere
Resümees), schreibt Jürg Altwegg in der
FAZ. Es spielt in Saint-Germain-des-Prés in den besten Kreisen der
linken Bourgeoisie - Kouchner ist die Tochter von Bernard Kouchner und erzählt eine Geschichte der
Kindesmissbrauchs um ihren Stiefvater Olivier Duhamel. Das Motiv der Knabenliebe und der Liebe zu Teenager-Mädchen durchzieht die
ganze französische Literatur seit Kriegende, so Altwegg: "Wegen Verführung Minderjähriger waren 1938 und 1949 die homosexuellen Schriftsteller Henry de Montherlant und Roger Peyrefitte verhaftet worden. Im Mai 1968 wurde die Polizei der Republik mit der Gestapo gleichgesetzt. Für die damals tatsächlich diskriminierten Homosexuellen galten noch immer die unter Vichy erlassenen Gesetze. Sie identifizierten sich mit den Juden. Auch Bernard Kouchner hatte das Manifest unterzeichnet. Pädophilie und Inzest waren die Themen, über die um 1968
das Tabu Vichy in der Literatur angegangen wurde."
Während in Deutschland einige für das "Recht" von Grundschülerinnen eintreten, auch in der Schule das Kopftuch tragen zu dürfen, sieht der iranische Gesetzgeber die
Verschleierung von Frauen zwingend vor. Selbst wenn sie im Ausland leben,
erzählt die Exiliranerin Monireh Kazemi in der
NZZ. "Seit über vierzig Jahren werden die iranischen Frauen gegen ihren Willen gezwungen, in Berlin, Hamburg, Frankfurt und München
mit Kopftuch und Schleier in die Botschaften und Konsulate zu gehen. Und der eigentliche Skandal: Seit Jahren ist es gängige Praxis in
deutschen Standesämtern und Familiengerichten, Frauen mit iranischem Pass vor der Eheschließung eine
Erlaubnis des Vaters abzuverlangen, vordergründig als 'Empfehlung zur Anerkennung im Heimatland'. Faktisch aber ist das die Voraussetzung zur Eheschließung in Deutschland. So geht
Kollaboration und Islamisierung."
Deniz Yücel erzählt im
Welt-Feuilleton nochmal die Geschichte der
Gamestop-Aktie, die von Kleinanlegern in dem Reddit-
Forum Wallstreetbets in die Höhe spekuliert wurde, um selber Geld zu machen und Hedgefonds-Manager, die gegen die Akte gewettet hatten, auszutricksen. Es ist eine Art
soziale Revolte, in einer Zeit, wo viele wegen Corona ihren Job verloren und zugleich die Aktien wegen des vielen billigen Geldes boomen, meint Yücel: "Die grundsätzlichen Konflikte um Gerechtigkeit und Fairness, die hier aufblitzten, weisen über das Geschehen an den Börsen hinaus. Vielleicht war der kurze und natürlich auch bizarre Konflikt um die Gamestop-Aktie nur der
Vorbote für Konflikte, die die zwanziger Jahre prägen werden."
FAZ-Autor Claudius Seidl sieht die Aktienzocker-Szene in Internetforen als eine neuen Jugendkultur.