9punkt - Die Debattenrundschau - Archiv

Medien

2004 Presseschau-Absätze - Seite 3 von 201

9punkt - Die Debattenrundschau vom 22.02.2024 - Medien

Das heutige Titelbild des Zeit-Magazins. "Ich finde es nicht richtig, dass man sich nur auf den 7. Oktober fokussiert." Das Magazin veranstaltet eine Reihe Gespräche "über Herkunft und Identität". Fünf Deutsch-Palästinenser sprechen Mariam Lau und Annabel Wahba über ihre Community und den Krieg in Gaza. Unter anderm äußert sich hier der liberale Religionspädagoge und Professor Mouhanad Khorchide.
Stichwörter: 7. Oktober

9punkt - Die Debattenrundschau vom 21.02.2024 - Medien

Sechs Jahre ist der Mord an dem Journalisten Jan Kuciak und seiner Partnerin Martina Kusnirova nun her, aber mit Robert Ficos Wiederwahl im vergangenen Jahr sind die Verhältnisse von damals in der Slowakei fast wiederhergestellt, schreibt Ann-Kathrin Leclere in der taz: "Der prorussische Premierminister baut das Land seit seinem Amtseintritt vor vier Monaten nach seinen Vorstellungen um. Im Schnellverfahren hat Fico etwa eine Justizreform veranlasst, die Strafen für Korruption deutlich heruntersetzen könnte. 'Fico hat verstanden, dass ihn damals auch die unabhängigen Medien zu Fall gebracht haben', sagt Matus Kostolny, Chefredakteur der slowakischen Investigativzeitung Denník N. Deshalb gehe der Premierminister heute härter als in seinen bisherigen Amtszeiten gegen Medien vor. Zu seinem Diffamierungsprogramm gehört unter anderem die Androhung, den öffentlich-rechtlichen Sender RTVS zu zerschlagen. Das kritisierte Mitte Januar bereits das EU-Parlament in einer Resolution. Seit Januar beantwortet er außerdem keine Fragen von wichtigen Medien mehr, darunter das Nachrichtenportal Aktuality, für das Kuciak arbeitete."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 17.02.2024 - Medien

Im FR-Interview mit Bascha Mika schildert der frühere Wiki-Leaks-Sprecher Daniel Domscheit-Berg seine Zeit bei der Enthüllungsplattform und die Zusammenarbeit mit Julien Assange. Als die USA Ermittlungen wegen Cyber-Kriminalität aufnahmen und Assange per Haftbefehl wegen Vergewaltigungsvorwürfen in Schweden gesucht wurde, herrschte Chaos, meint Domscheit-Berg: "Diese Suppe hatte so viele Zutaten, dass man gar nicht wusste, wie das alles zusammen funktionieren soll. Und was auch immer in Schweden passiert ist - für mich war wichtig, dass es geklärt wird. So, wie es in jeder ernst zu nehmenden Organisation laufen sollte, um Schaden von ihr und der Arbeit abzuwenden. Und weil jede Frau das Recht hat, dass erhobene Anschuldigungen aufgeklärt werden." Vermutlich wäre alles anders gelaufen, "wenn er sich einfach einem klärenden Verfahren in Schweden gestellt hätte. Er säße heute wahrscheinlich nicht unter diesen menschenunwürdigen Bedingungen fest, in ständiger Gefahr von den Briten an die US-Geheimdienste ausgeliefert zu werden. Um dann, wie der russische Regimekritiker Nawalny, an der Haft zu Grunde zu gehen."
Stichwörter: Wikileaks, Assange, Julian

9punkt - Die Debattenrundschau vom 16.02.2024 - Medien

Ghazaleh Zaren, Nichte des in Deutschland lebenden Journalisten Farhad Payar, Redaktionsleiter des deutschen Exilmediums Iran Journal und ehemaliger Mitarbeiter der Deutschen Welle, wurde im Iran zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt, unter anderem wegen Zusammenarbeit mit "antirevolutionären Ausländern", berichtet Sieba Abdi in der FAZ: "Neben der dreijährigen Haftstrafe muss sie sechs Monate lang Teile des Buchs 'Die Zukunft der Islamischen Revolution' von Morteza Motahhari, einem der Begründer des Islamischen Republik, studieren und anschließend eine Prüfung ablegen. Gegen das Urteil hat sie Widerspruch eingelegt. Der Fall landet im Februar vor dem Revisionsgericht, bis dahin kann die Justiz Zarea allerdings jederzeit verhaften. 'Das Revisionsgericht handelt natürlich auch im Sinne des Staates und in der Regel sind die konsequent', lautet Payars Einschätzung auf die Frage, wie wahrscheinlich es sei, dass in zweiter Instanz zugunsten seiner Nichte entschieden werde. (...) 'Dadurch werden sie mir zeigen: 'Wir lassen das nicht unbestraft, was du gemacht hast.' Allein, dass ich mit Ihnen darüber spreche, ist in deren Augen völlig unakzeptabel, eine Straftat. Man darf öffentlich über ihre repressiven Maßnahmen nicht sprechen', sagt er."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 15.02.2024 - Medien

Im FAZ-Interview teilt Eva Berendsen, Co-Autorin einer neuen Studie der Bildungsstätte Anne Frank über die Social Media Plattform TikTok, ihre Beobachtungen zur Radikalisierung von jungen Menschen. Seit dem 7. Oktober hat die Verbreitung von antisemitischer Hetze noch einmal in extremem Maße zugenommen, meint die Politikwissenschaftlerin. Oft verbinden sich scheinbar banale Inhalte mit antisemitischer Propaganda: "Es gibt zum Beispiel Creatorinnen, die eigentlich Schminktipps geben und nebenbei antisemitische Inhalte verbreiten. In unserem Bericht verweisen wir auf ein Video ('Lamia'), in dem eine marokkanische Schminkexpertin eine verschwörungstheoretisch gefärbte Geschichte des Nahostkonflikts erzählt. Währenddessen schminkt sie sich die Landkarte von Israel und Palästina auf das Gesicht und malt dann die gesamte Region in palästinensischen Farben an - den jüdischen Staat gibt es nicht mehr…So etwas wird millionenfach geklickt. Antisemitismus wird auf Tiktok zum Trend." Schlimmer noch geht es in den Kommentarspalten zu, meint Berendsen, das alles muss die Gesellschaft aufhorchen lassen: "Der gesamtgesellschaftliche Auftrag ist es, die Plattform ernst zu nehmen. Das heißt, wir brauchen viel mehr hochwertigen Inhalt, und da sind wirklich alle gefragt: Verbände, Vereine, Stiftungen, Organisationen, Medien, demokratische Politiker"

9punkt - Die Debattenrundschau vom 14.02.2024 - Medien

Das Netzwerk Correctiv muss wegen des Textes "Geheimplan Deutschland" (unsere Resümees) vor Gericht. Teilnehmer des geheimen Treffens, bei denen hohe AfD-Funktionäre über Pläne für Abschiebungen im großen Stil berieten, hatten geklagt, berichtet Alexander Kissler in der NZZ. Unter anderem der Jurist Ulrich Vosgerau bezichtigt Correctiv einer falschen Darstellung und Interpretation der Äußerungen, so Kissler: "Kern der kommenden Debatte aber könnte der Unterschied sein zwischen dem, was Correctiv tatsächlich schrieb, und dem Eindruck, der erzeugt wurde. Die Autoren des Textes formulieren, 'im Grunde' seien 'die Gedankenspiele an diesem Tag' alle auf einen Gedanken hinausgelaufen: 'Menschen sollen aus Deutschland verdrängt werden können, wenn sie die vermeintlich falsche Hautfarbe oder Herkunft haben - und aus Sicht von Menschen wie Sellner nicht ausreichend 'assimiliert' sind.' Damit steht im Zentrum des Artikels eine Deutung des recherchierten Materials, nicht die Recherche selbst. Es wird spannend sein zu beobachten, ob die Hamburger Richter sich auch dieser hermeneutischen Differenz widmen werden."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 12.02.2024 - Medien

Dass Alexandra Föderl-Schmid übernommene Passagen in journalistischen Texten nicht kenntlich gemacht hat (Unsere Resümees), ist nicht schön, ein "Weltuntergang" ist es nicht, schreibt Steffen Grimberg in der taz. Schlimmer ist, was die SZ daraus gemacht hat, fährt er fort: "Problematisch wird es, wenn die SZ deswegen nach einem Maulwurf sucht wie nach den Panama Papers. Das schießt deutlich übers Ziel hinaus und zeugt von einer höchst ungesunden Nervosität in den eigenen Reihen. Ja, Redaktionskonferenzen und dergleichen fallen unters Redaktionsgeheimnis. So weit die Theorie, die Praxis sah schon immer ein bisschen anders aus. Das Problem liegt aber woanders: Was ist das für eine Stimmung und Haltung in einem Laden, wenn dort alles in angeblich voller Länge nach draußen gereicht wird? Und der dann mit zu Recht umstrittenen Aktionen wie dem Massenabgleich von IP-Adressen reagiert?"

Auf TikTok findet nach dem 7. Oktober eine "TikTok Intifada" statt, erklärt Deborah Schnabel, Direktorin der Bildungsstätte Anne Frank, im SZ-Interview mit Vera Schroeder. Schnabel beobachtete dabei eine starke Radikalisierung von zunächst unpolitischen Accounts, die aber schnell ohne Bedenken neue antisemitische Codes mit ihren Followern teilten. "Es gibt große allgemeine Bildungslücken bei diesem Thema. Wir sprechen als Gesellschaft insgesamt wenig über aktuelle Formen des Antisemitismus. Wenn es um Antisemitismus geht, dann um die Shoah oder das Thema Erinnerungskultur. Gerade im Netz weitverbreitete aktuelle antisemitische Codes sind wenig bekannt, auch wie antisemitische Äußerungen mit Emoticons oder Auslassungen verklausuliert werden, um die automatisierte KI-Zensur zu umgehen. Da schreibt man 'seis juden' als Variante von 'scheiß' oder wählt die Verbindung der israelischen Flagge mit einem Schuh oder einer Toilette und Blitz-Emojis als Symbol für die SS."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 10.02.2024 - Medien

Die gute Nachricht vorweg: Die seit Donnerstagmorgen vermisste SZ-Vize-Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid wurde lebend gefunden, meldet unter anderem der Standard: "Konkrete Informationen zu ihrem Gesundheitszustand liegen vorerst nicht vor, nach ersten Aussagen befindet sich die im Jänner 53 Jahre alt gewordene Föderl-Schmid aber nicht in Lebensgefahr."

Ebenfalls im Standard skizziert ein Autorenteam die "Chronologie einer Hetzjagd", die einsetzte, nachdem Nius, das Online-Portal des geschassten Ex-Bild-Chrefredakteurs Julian Reichelt, ein Plagiatsgutachten bei Stefan Weber beauftragte, dies auf dem Portal ausschlachtete, orchestriert von einem "Internetmob", wie der Standard schreibt: "Auf X, vormals Twitter, teilte Reichelt genüsslich seine Nius-Storys. Er hat 277.000 Follower und nennt sich selbst 'die Stimme der Mehrheit'. Föderl-Schmid habe ihre 'Karriere auf Abschreiben' aufgebaut, schrieb er unter anderem. Seinen Followern gefiel das. 'Yes Baby, sehr geil', stand da zwischen vielen Emojis, genauso wie 'Bäng!!!'. Die Leute begannen auch, Föderl-Schmid zu taggen. 'Falle tief!', wünschte ihr der anonyme Account @zmmkz77h. Im Netz waren alle Hemmungen gefallen. Föderl-Schmid sei eine 'linke Sudeljournalistin', war zu lesen, eine 'schäbige Betrüger:IN', 'fanatische Tastaturaktivistin'. Die 'professionelle linke Hetzerin und Rufmörderin' sei endlich von ihrem 'hohen moralischen Ross geholt' worden und müsse jetzt die Konsequenzen tragen. In den sozialen Medien kann eine Dynamik entstehen, die auch dann nicht abbricht, wenn ein Mensch strauchelt."

In der NZZ kommentiert Thomas Ribi: "Die Art und Weise, wie Weber seine Enthüllungen publik macht, ist nur auf eines kalkuliert: bestmögliche Wirkung. Denen, deren Texte er untersucht, gibt er keine Gelegenheit, sich zu erklären. (…) Dass auch Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens Anspruch auf Fairness haben, ist Weber anscheinend egal. Plagiat ist ein unschönes Vergehen, aber kein Kapitalverbrechen."

Ebenfalls in der NZZ greift Lucien Scherrer den vom deutschen Innenministerium herausgegebenen Bericht "Muslimfeindlichkeit - eine deutsche Bilanz" auf, der deutschen Medien eine Mitverantwortlichkeit für Muslimfeindlichkeit attestiert. Henryk Broder, namentlich im Bericht genannt, hatte geklagt und in zweiter Instanz vom Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg nun recht bekommen. Tatsächlich sei der im letzten Juni präsentierte Bericht in vielerlei Hinsicht problematisch, kommentiert Scherrer: "Die 'Experten', die ihn verfasst haben, stellen Muslime in Deutschland mehr oder weniger kollektiv als Opfer und Unterdrückte dar. Die Gefahr, die von islamistischem Gedankengut ausgeht, spielen sie dagegen herunter. Für ihre alarmistischen Befunde in Sachen 'Muslimfeindlichkeit' stützen sich die Verfasser unter anderem auf islamistische und proislamistische Vereine wie Ditib und Claim. Oder sie berufen sich auf postkoloniale Ideologen, die in ihren Werken nur in Anführungszeichen von islamischem Antisemitismus schreiben, als gäbe es das gar nicht."

Was kann die Zivilgesellschaft, was können die Medien gegen die Verbreitung von Fake-News durch Populisten tun, wenn reine Faktenchecks nicht mehr weiterhelfen, fragt Volksverpetzer Thomas Laschyk in der taz: "Wir dürfen nicht mehr den Fake News hinterherlaufen, sie nicht mehr wiederholen, selbst wenn wir ihnen widersprechen wollen, wir dürfen nicht mehr die Faschisten in die Talkshows einladen, nur um danach verwundert zu sein, warum die ganze Aufklärung so wenig bringt. (…) Jeder von uns ist gefragt, seine Stimme zu erheben, auf die Straße zu gehen, Faktenchecks zu teilen, seinen Abgeordneten zu schreiben. Wir müssen der trägen Politik und den trägen Medien mehr Druck machen."

Im "digitalen Bunker" von Tiktok sorgen die AfD und ihre Influencer durch "zielgruppenspezifische Kommunikation" für Radikalisierung und Entsolidarisierung, schreibt der Politologe und Soziologe Özgür Özvatan, der in der SZ fragt: "Wieso haben demokratische Institutionen wie Ministerien, Sicherheitsbehörden, Stiftungen und Parteien bisher keine digitalen Strategien für die Verteidigung der Demokratie? Wo waren bisher die Strategien gegen die Vormachtstellung einer rechtsradikal bis rechtsextremen AfD und ihrer Peripherie auf Tiktok? Wie kann es sein, dass Demokratie- und Frauenfeindlichkeit, Rassismus, Islamismus und Antisemitismus vor unseren Augen in Minutenschnelle wachsen können? Für einen effektiven Kampf gegen Gewalt auf Videoplattformen bedarf es eines ganz anderen Tempos. Automatisierte Erkennung, Gegenrede in Echtzeit und wissenschaftliche Sofortanalysen sind unerlässlich. Wer wird das Instrumentarium der wehrhaften Demokratie gegen die Bedrohung durch Tiktok finanzieren wollen?"

9punkt - Die Debattenrundschau vom 09.02.2024 - Medien

Seit Donnerstamorgen wird im Inntal eine Journalistin vermisst, es soll sich um Alexandra Föderl-Schmid, derzeit wegen Plagiatsvorwürfen in der Kritik stehende stellvertretende Chefredakteurin der Süddeutschen Zeitung handeln, meldet die Passauer Neue Presse: "Wie die Landespolizeidirektion Oberösterreich auf Anfrage der Mediengruppe Bayern bestätigt, gab es einen Einsatz am Inn wegen Suizidgefahr. Am Ufer und im Wasser waren Gegenstände entdeckt worden, die eindeutig der vermissten Person zugeordnet werden konnten. Außerdem wurde auf dem Parkplatz einer großen Tankstelle in Grenznähe das Auto von Föderl-Schmid gefunden und von der Polizei durchsucht. Wie es aus Polizeikreisen hieß, sei auch ein 'Abschiedsbrief' gefunden worden."

In der taz hält Clara Löffler nichts von der Einladung von AfD-Politikern in Sendungen der Öffentlich-Rechtlichen: "Die Verantwortlichen begründen diese Entscheidung gern mit dem Argument, bei der AfD handle es sich um eine demokratisch gewählte Partei. Auch in Talkshows müsse sie deshalb ausreichend vertreten sein. Tatsächlich ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk an den Grundsatz der Chancengleichheit der Parteien gebunden. Was dabei gern übersehen wird: Dieser Grundsatz gilt für das Gesamtprogramm einer Anstalt und nicht für jedes einzelne Format. Es wird also niemand dazu gezwungen, AfD-Politiker:innen zu sich in die Sendung einzuladen. Stattdessen sind ARD, ZDF & Co laut Medienstaatsvertrag zu etwas anderem verpflichtet: die Achtung der Menschenwürde zu schützen sowie die Achtung vor Leben, Freiheit und der Meinung anderer zu stärken. Dass die AfD diese Werte infrage stellt, ist mittlerweile mehrfach juristisch bewiesen."

Der Historiker Joseph Croitoru analysiert auf Zeit Online arabische Fernsehsender und ihre Berichterstattung über den Nahostkonflikt: "Insgesamt zeigt sich, dass bei der arabischen Fernsehberichterstattung über den Krieg im Gazastreifen zwar allenthalben Solidarität mit der extrem leidenden palästinensischen Zivilbevölkerung herrscht. Der Grad dieser Solidarität wie auch Art und Umfang ihrer Artikulation hängen jedoch deutlich von der jeweiligen politischen Haltung zum Nahostkonflikt und zum bewaffneten Kampf der Palästinenser ab. Israels Vorgehen wird zwar kritisiert, keineswegs aber einstimmig etwa als 'verbrecherisch' verurteilt. Dass die Hamas und ihre Verbündeten von den proiranischen Sendern als Waffenbrüder und von Al-Dschasira als legitime Kämpfer gegen eine ungerechte israelische Besatzung betrachtet werden, überrascht wenig. Dass sie für andere arabische Fernsehstationen aber nicht einmal erwähnenswert sind, offenbart den ideologischen Riss, der gegenwärtig durch die arabische Welt geht."

9punkt - Die Debattenrundschau vom 08.02.2024 - Medien

Um Julian Assange ist es still geworden, auch wenn der Wikileaks-Gründer kurz vor einem wichtigen Gerichtstermin steht, der über seine Auslieferung an die USA entscheidet, was für Assange hundert Jahre Haft bedeuten könnte. In der FR berichtet Uli Kreikebaum von einer Ausstellung am Sitz des Europäischen Parlaments, zu deren Eröffnung Investigativjournalist Günter Wallraff die Freilassung von Assange fordert und ihn mit dem Schriftsteller Émile Zola vergleicht: "'Wegen manipulierter Beweisführung und juristischer Fehlleistungen war Colonel Dreyfus - obwohl unschuldig - der Spionage für das Deutsche Reich für schuldig erklärt und zu lebenslanger Haft verurteilt worden', so Wallraff. 'Im Fall Assange haben wir das alles und noch mehr: juristische Fehlleistungen, manipulierte Beweise, Psycho-Folter und Anklage wegen Spionage gegen einen Unschuldigen.'" Dreyfus wurde später freigesprochen: "'Bis dahin bedurfte es aber mutiger Einzelpersonen und Gruppen, die sich beharrlich und unerschrocken für Dreyfus und damit für die Gerechtigkeit einsetzten. Genau das müssen wir heute auch wieder tun - es kommt auf jeden einzelnen an -, bis Julian Assange endlich ein freier Mann ist.'"
Stichwörter: Assange, Julian