Wie ein Nachbarschaftsfest

Axel Ranischs "Orphea in Love" ist Kino und Oper zugleich. Und vor allem: jeder ist willkommen. Im Kino mit Olga Baruk.

Slasher in Verkleidung

Ti West erzählt in "Pearl" die Vorgeschichte seines Retro-Slashers "X" im Stil eines MGM-Musicals. Im Kino mit Rajko Burchardt.

Das Unrecht als Gegebenheit

Das Angebot an die  Untertanen, eine komfortable Existenz zu führen, sofern man nicht aufmuckt, stellt ein konstitutives Element diktatorischer Herrschaftstechnik dar. Intervention. Von Richard Herzinger

BÜCHERSCHAU DES TAGES

Seifenoper, Affäre und Verrat

05.06.2023. Die taz liest einen Sammelband zu Rammsteins berüchtigtem Deutschland-Video und fragt sich, wie die wahrhaft wissenschaftliche Untersuchung eines solchen Pop-Phänomens aussehen müsste. Die SZ findet Igorts Graphic Novel über den Ukraine-Krieg großartig gezeichnet, aber doch auch unauthentisch. Und die FAZ liest Krimis, darunter Erin Flanagans "emotional hochintelligenten" Roman "Dunkelzeit".     Mehr...

EICHENDORFF21

Taschenbücher des Monats

17.05.2023. Monatlich suchen wir nach viel besprochenen Büchern, die endlich im Taschenbuch erscheinen. Und der Mai hat einiges zu bieten: Antje Ravik Strubels Roman „Blaue Frau“ zum Beispiel, der mit dem Deutschen Buchpreis 2021 ausgezeichnet wurde. Hochgelobt wurde auch Lea Ypis Memoir „Frei“, das von den Folgen des Zusammenbruchs des Ostblocks und dem Ende der Diktatur in Albanien 1990 für eine junge Frau erzählt. Mehr in unseren Neuerscheinungen des Monats Mai.

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MEDIENTICKER

Genügendes Hiersein

05.06.2023. Die laute Welt oder nur Musik darf laut sein: Kai-Ove Kessler über die Geschichte des Lärms - Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) verurteilt den Gender-Vorwurf von Friedrich Merz: Gendern im Journalismus treibe der AfD Wählerstimmen zu - Kiepenheuer & Witsch beendet Zusammenarbeit mit Till Lindemann - Die 20 besten unter 40: Die Bestenliste des Granta-Magazins - KI zieht in den Krieg: Von Enten und Schießbefehlen - TV-Tipp: Jean-Luc Godards Kino ohne Kompromisse. Mehr...

INTERVENTION

Mythos Kennedy

05.06.2023. Vor bald sechzig Jahren besuchte John F. Kennedy Berlin und sprach seinen berühmten Satz: "Ich bin ein Berliner." Längst sind die dunklen Seiten Kennedys bekannt - und doch behält er als historische Figur seine Strahlkraft. Mehr denn je sind heute Führungsfiguren vom Schlage Kennedys vonnöten, die dieses vielfältig schillernde Potenzial der Demokratie mitreißend verkörpern. Von Richard Herzinger. Mehr...

EFEU - DIE KULTURRUNDSCHAU

Ein relativ unbestreitbares Sexismus-Problem

05.06.2023. Die Feuilletons stehen fassungslos vor dem Abgrund, der sich mit Rammsteins Ausbeutungsystem vor ihnen auftut. Die Welt fragt, warum Till Lindemanns Vergewaltigungsfantasien so lange mit dem lyrischen Ich verharmlost werden konnten. Der taz war das Spektakel um die Band eh nie geheuer. Die SZ lässt sich derweil von Bonaventure Ndikung in den Bann des Pluriversums schlagen. Die FAZ fragt nach Kyle Abrahams Choreografie "Mixed Repertoire", warum der moderne Tanz jemals Körper nach Geschlechtern trennte. Mehr...

9PUNKT - DIE DEBATTENRUNDSCHAU

Ein Ort fast unbegrenzter Möglichkeiten

05.06.2023. In Zeit online fragt die Verfassungsrechtlerin Sophie Schönberger, was aus Demokratie werden soll, wenn jeder nur um seine individuelle Differenz besorgt ist. Im Tagesspiegel denkt auch die italienische Philosophin Donatella Di Cesare über Demokratie nach: Verschwörungstheorien entstehen, wenn Macht gesichtslos wird, fürchtet sie. Die NZZ sieht sich in der heimlichen Kulturhauptstadt Europas um: Chisinau. Was soll man davon halten, wenn ausgerechnet Silicon-Valley-Größen vor Künstlicher Intelligenz warnen, fragen FAZ und Welt. Mehr...

VORWORTE

Die Maschine muss nur machen - verstehen muss sie nicht

02.06.2023. Klar, einer Maschine, die tagaus, tagein nur Bleche stanzt, bleibt viel erspart, wenn sie darüber nicht auch noch reflektieren muss. Aber wie gehen "intelligente" Geräte mit ihren Funktionen und deren Erbauer mit ihrer Verantwortung um - und wie prägen sie unser Leben? Der Schotte J. O. Morgan beleuchtet diese Frage aus elf ganz unterschiedlichen Perspektiven. Von Angela Schader. Mehr...

IM KINO

Wie ein Nachbarschaftsfest

01.06.2023. Axel Ranischs Film "Orphea in Love" ist Kino und Oper zugleich, mit Arien von Monteverdi, Puccini, Gluck, Händel und dem Schlagerkünstler Hardy Schwetter alias Christian Steiffen. Man lernt dabei vor allem eins: Dass wahre Kunst nicht zwangsläufig große Bühnen oder besondere Zugangsvoraussetzungen braucht, und dass das Schöne für alle da ist. Von Olga Baruk. Mehr...

IM KINO

Slasher in Verkleidung

01.06.2023. Ti West erzählt in "Pearl" die Vorgeschichte der Hauptfigur seines Retro-Slashers "X": Ein junge Frau, eingesperrt auf einer Farm im Texas des Jahres 1918, träumt davon, ein Star zu werden. Daraus wird nichts, zu groß ist ihre Mordlust. Dafür erzählt West die Geschichte seiner nach den Sternen greifenden Psychopathin wie ein klassisches MGM-Musical, im Farbenrausch-Look der Technicolor-Ära. Von Rajko Burchardt. Mehr...

ESSAY

Transmission des "Antisemitismus"

27.05.2023. In der Transmission, einem unbewussten Vorgang, gehen präzise semantische Aufladungen verloren. Unbewusst gewordene Spuren etwa durch Verdrängen, Vergessen, Verschieben, Verdichten, die sich in vorigen Generationen einmal antisemitisch in einem agierten Symptom zu erkennen gegeben haben, sind bei einer Reaktualisierung nur noch schwer erkennbar. Sollten wir davon ausgehen, dass sie wie getarnte Attraktoren für aktuelles antisemitisches Denken und Imaginieren fungieren? Nachdenken über "Antisemitismus" - Vorabdruck aus der Zeitschrift Riss. Von Karl-Josef Pazzini. Mehr...

VORWORTE

Menschen im Mahlwerk

25.05.2023. Asylwesen, Umgang mit Flüchtlingen, überlastete Sozialbehörden - in den Medien sind wir fast täglich mit diesen Themen konfrontiert, ihre literarischen Reflexe jedoch sind eher rar. Zu ihnen zählt der Roman von Shady Lewis, der in diesem Beitrag vorgestellt wird, und das Glück will es, dass er im kürzlich erschienenen Debütwerk von Theresa Pleitner eine Art Gegenüber gefunden hat. Die Bücher erhellen sich gegenseitig durch ihre Ähnlichkeiten wie durch ihre Kontraste. Von Angela Schader. Mehr...

ESSAY

Auf Kosten der Rechtsinhaber

25.05.2023. Die VG Wort hat allen bei ihr organisierten Urheberinnen und Urhebern mit älteren Verträgen Ende März einen Brief zugeschickt mit der Warnung, sie könne ihre Rechte nicht mehr wahrnehmen und ihre Vergütungsansprüche nicht mehr eintreiben, wenn man nicht die beiliegende Neufassung des Wahrnehmungsvertrags unterzeichne. Aber der neue Vertragsentwurf enthält wiederum Klauseln, die unwirksam sind. Dies dient maßgeblich dem eigenen Organisationsinteresse der VG Wort und dem Interesse derjenigen, die auch in Zukunft auf Kosten der Rechtsinhaber zu Unrecht begünstigt werden sollen. Von Martin Vogel. Mehr...

MAGAZINRUNDSCHAU

Er war gefährlich unabhängig

23.05.2023. Die London Review beobachtet ein Erstarken des nationalen Konservatismus auch in Britannien. Persuasion fürchtet sich vor Populisten wie El Salvadors Nayib Bukele oder Singapurs Lee Kuan Yew, die ihr Volk einen, nicht spalten, und dabei auch noch für Wohlstand sorgen. In Pritomnost stellt der tschechische Regisseur Petr Nikolaev den jüdischen Reformkommunisten František Kriegel vor, über den er ein Biopic gedreht hat. Im Filmdienst ärgert sich Lars Henrik Gass über eine staatliche "Filmbildung", die jede Lust aufs Anderssein untergräbt. Die LA Review of Books fragt sich mit Martin Puchners Buch "Culture", wie Kultur und Akademia so schockierend ich-zentriert werden konnten. Nicht die Künstler sind langweilig geworden, sondern wir, ihr Publikum, meint Tablet. Mehr...

INTERVENTION

Das Unrecht als Gegebenheit

23.05.2023. Die Bücher von Dirk Oschmann und Katja Hoyer verharmlosen die DDR-Vergangenheit. Die von Hoyer als Erkenntnis verkaufte Binsenwahrheit, dass man sich auch in Diktaturen bequem einrichten kann, trägt dazu bei, den Unterschied zwischen  Rechtsstaat und Diktatur zu verwischen. Das Angebot der Staatsmacht an ihre Untertanen, eine relativ komfortable Existenz führen zu können, sofern man nicht aufmuckt, stellt gerade ein konstitutives Element diktatorischer Herrschaftstechnik dar. Von Richard Herzinger. Mehr...

FOTOLOT

Linie oder Farbe

10.05.2023. Der Band "Unseen Saul Leiter", herausgegeben von Margit Erb und Michael Parillo, versammelt sechsundsiebzig Farbfilmdias des amerikanischen Fotografen, vor allem aus den Jahren 1946 - 1968, die zeigen, wie Leiter in seinen besten Farbfotografien eine Brücke zur Malerei Willem de Koonings schlug. Von Peter Truschner. Mehr...

ESSAY

Literatur in den Sendern

04.05.2023. Herauszufinden, welche literaturkritischen Angebote die öffentlich-rechtlichen Sender haben, ist gar nicht so einfach. Eine Suche auf den Websites scheitert meist in labyrinthischen Menüs - und jeder Sender hat da in den letzten Jahrzehnten seine ganz eigenen Irrwege und Sackgassen entwickelt. Von senderübergreifenden Bündelungen kann man nur träumen. Dabei haben die Sender einiges zu bieten. Ein Überblick. Von Alice Fischer. Mehr...

EICHENDORFF21

Krieg und Frieden

24.02.2023. Seit einem Jahr führt Russland nun einen brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine, ein Ende ist nicht in Sicht. In unserer Liste zum Thema haben wir Bücher zusammengestellt, die sicher keine einfache Lösung, aber genaue Analysen liefern. Der Schwerpunkt liegt mit Titeln von Michael Thumann, Rüdiger von Fritzsch, Gwendolyn Sasse oder Gerd Koenen auf dem aktuellen Krieg, aber hier finden Sie auch Margaret MacMillans Kulturgeschichte des Friedens oder Steven Pinkers vor zehn Jahren kontrovers diskutiertes Werk "Gewalt".
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SPENDEN

Unterstützen Sie den Perlentaucher

24.11.2021. Der Perlentaucher bietet seinen Service für die Leser kostenlos und möchte dabei bleiben. Falls Sie uns unterstützen mögen - regelmäßig oder einmalig - freuen wir uns! Hier finden Sie verschiedene Möglichkeiten. Mehr...