Heute in den Feuilletons

Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.

Irre ist nicht verboten

12.12.2013. Bei Spiegel Online erklärt der CDU-Europaabgeordnete Axel Voss, warum er Edward Snowden lieber nicht im Europa-Parlament hören möchte. Die NZZ begutachtet die Ergebnisse von Schönheits-OPs in Korea. Die Zeit freut sich über Intellektuelle, die unter deutschen Bürokratenärschen Feuer entfachen. Die SZ fordert Provenienzforschung jetzt auch bei Privatsammlungen. Die FAZ erkennt den Vorteil von alle zehn Jahre wechselnden Chefredakteuren.

Pflanzenfasern, Elchhaar und Stachelschweinborsten

11.12.2013. Die NZZ bewundert den Sinn der Irokesen für schöne Dinge, die FAZ die Tendenz des Textils zur Abstraktion. In der taz erklärt Eva Menasse, warum sie den Aufruf für Demokratie im digitalen Zeitalter mit initiiert hat: "Es ist das Ende der Meinungsfreiheit, wenn die Maschinen unsere Gedanken lesen können." Auch Sascha Lobo geißelt  in seiner Spiegel-Online-Kolumne den amtlichen Wahnsinn der totalen Vorratsdatenspeicherung. Alle trauern um den großen Übersetzer Peter Urban.

Dieses existenzielle Menschenrecht

10.12.2013. Juli Zeh und Ilija Trojanow lancieren einen internationalen Autoren-Appell, den die FAZ heute veröffentlicht: "Die Demokratie verteidigen im digitalen Zeitalter". Im Interview mit der FAZ wehren sie sich gegen den Eindruck, dass die NSA-Affäre nur die Deutschen aufregt: Unterzeichnet haben Dutzende von Autoren, von David Albahari über Don DeLillo bis Oksana Zabuzhko. Auch der Guardian berichtet groß. Die New York Times erzählt, wie sich die Wikipedia gegen Stephen Colbert wehrt. Die NZZ setzt sich mit Claude Lanzmanns Film "Le dernier des injustes" auseinander. in der taz schreibt der Historiker Alexander Kratochvil über die Proteste in Kiew.

Lichtstrahlen in das Raumdunkel

09.12.2013. Google, Apple und andere Internetkonzerne wenden sich mit einem offenen Brief gegen die Schädigung ihres Rufs durch die nun offen gelegten Überwachungsstrukturen, melden heute alle Medien. In der taz sieht Andrej Kurkow die ukrainischen Proteste als Beweis für die gesellschaftliche Reife des Landes, das allerdings politisch nicht Schritt hält, wie er zugleich in der FAS erläutert. In der LRB wirft Seymour Hersh Obama vor, in Bezug auf Syrien gelogen zu haben. Die Welt stellt den Comiczeichner und Munch-Biografen Steffen Kverneland vor. Die SZ protestiert gegen die Überalterung der Literaturnobelpreisträger. Und alle waren in der Scala und hörten Diana Damrau in der "Traviata".

Ein Gegengift zum Rummel

07.12.2013. In einem empörten Artikel für die Welt wirft Juri Andruchowytsch dem ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch vor, die Proteste für Europa mit brutaler Gewalt niederzuschlagen. In der NZZ erinnert der südafrikansiche Autor Zakes Mda daran, wie Nelson Mandela die Versöhnung auch gegen den ANC durchsetzte. Joseph von Westphalen erinnert sich in der Abendzeitung an ein Lächeln vor einem vornehmen Teeladen, das seiner Mutter einst große Erleichterung brachte. Die taz beleuchtet die Zeitenwende bei Hanser.

Radikale Publizität

06.12.2013. Nadine Gordimer schreibt auf der Website des New Yorker einen sehr persönlichen Nachruf auf Nelson Mandela. Wir verlinken außerdem Dossiers in der New York Times und ein Interview mit dem Mandela-Biografen John Carlin. In der Welt polemisiert Cora Stephan gegen Alice Schwarzer. Und Rüdiger Wischenbart antwortet auf Sibylle Lewitscharoffs Amazon-Kritik. Auch die FAZ greift die Diskussion über Prostitution auf. Lawblogger Thomas Stadler schreibt in Netzpolitik über "Geheimdienste und Bürgerrechte. Die SZ ist empört über den Kunstmarkt. In der taz rufen ehemalige DDR-Bürgerrechtler zum Protest gegen die Geheimdienste auf.

Eine Strategie der Blendung

05.12.2013. Die taz befasst sich mit der "Zeit der bösen Onkels", als erwachsene Spießer mit Lolita-Bildern an der sexuellen Befreiung teilhaben wollten. Und die Zeit stellt dazu die aktuelle Frage: Ist es korrekt, die Polaroids öffentlich zu machen, die Balthus von seinen Teenie-Modellen anfertigte? Die Washington Post und andere melden: Die NSA sammelt Milliarden von Handy-Standortdaten. Das betrifft sämtliche Ausländer weltweit und ist somit legal. Die SZ erklärt, warum sich Kino mit dem Zeitgeist arrangieren muss.

Unverfroren, aber diskret

04.12.2013. Während Alan Rusbridger den britischen Parlamentariern gestern erklärte, was Pressefreiheit ist, berichtet Reuters, dass gegen den Guardian wegen Unterstützung des Terrorismus ermittelt wird. Sascha Lobo beschreibt in Spiegel Online die drei Tricks der Überwachungslobby. In der Welt schildern die Gebrüder Coen den Einfluss John Goodmans auf ihre Künstlerfiguren. Die SZ fragt: Hat Alice Schwarzer einen frauenfeindlichen Begriff von Sexualität? Die FAZ begeht den 120. Mao-Geburtstag.

Niemand sprach mit mir

03.12.2013. In der FAZ verzweifelt Michael Kumpfmüller an den Franzosen. Die Welt staunt über die Lebensfreude des Honoré Fragonard. Die NZZ erklärt den Erfolg von Buzzfeed. Die SZ freut sich über eine Satire auf einen islamistischen Gottesstaat, für die sich aber nirgends ein Verleger findet. In Eurozine kritisiert Slavenka Drakulić das kroatische Gesetz gegen die Homoehe. Die taz warnt: 180 Gramm schwere Vinylplatten sind reine Angeberei.

Im Kellergeschoss ihres Soprans

02.12.2013. In Spiegel Online spricht Hamed Abdel-Samad darüber, wie es sich anfühlt, eine Pistole an der Schläfe zu haben. Die NZZ blickt auf die Lage der Aleviten in der Türkei. Die Welt stellt das panarabische Magazin The Outpost aus Beirut vor. Die taz erzählt, wie Joshua Oppenheimers Dokumentarfilm "The Act of Killing"  in Indonesien aufgenommen wird. In der NZZ erblickt Karl-Heinz Ott im Dezember "Tristesse, Horror und Panik", wohin man blickt. Goethe und Schubert seien schuld. Wir raten Ott: Ändern Sie Ihr Leben mit Pharrell Williams.