Außer Atem: Das Berlinale Blog

Berlinale 11. Tag

Von Sascha Josuweit, Ekkehard Knörer, Robert Mattheis
16.02.2002. PC, aber nicht ok: "KT" von Junji Sakamoto. Kleine Wunder: Constantine Giannaris "One Day in August". Ganz große Oper: "Fulltime Killer" von Johnnie To. Flinke Hände, gute Hände: "Head Käed" von Peeter Simm.
Samstag, 19.30 Uhr

PC, aber nicht ok: "KT" von Junji Sakamoto (Wettbewerb)

Junji Sakamotos "KT" ist ein mutiger, in seiner expliziten Darstellung politischer Vorgänge ein in Japan - sieht man mal von den Filmen Nagisa Oshimas ab - beispielloser Film. Seine Kritik an der japanischen "Selbstverteidigungsarmee" als Marionette der USA ist von einer für japanische Verhältnisse schneidenden Schärfe. Zudem ist "KT" ein Projekt zur Verständigung zwischen den bis vor kurzem noch verfeindeten Staaten Südkorea und Japan, gerade indem er eines der dunkleren Kapitel aus der Geschichte ihrer Beziehungen aufarbeitet, dem bis heute währenden offiziellen Schweigen über die Vorgänge zum Trotz. 1972 plante der südkoreanische Geheimdienst die Verschleppung und Ermordung des damaligen Oppositionellen (und heutigen Präsidenten) Kim Dae-jung (Deckname: KT), der in Tokio Unterschlupf gefunden hatte. Die japanische "Selbstverteidigungsarmee" war, so jedenfalls die These des Films, tief in das erst in letzter Minute an einer Intervention der USA gescheiterte Attentat verstrickt.

Es mag also sein, dass Junji Sakamoto für seinen Film eine Tapferkeitsmedaille verdient hat und dass das Werk, das geschickterweise fast zeitgleich mit den in Südkorea und Japan gemeinsam stattfindenden Fußballweltmeisterschaften startet, in beiden Ländern für heftige Kontroversen sorgen wird. Das ändert leider nicht das mindeste daran, dass "KT" den traurigen ästhetische Tiefpunkt des diesjährigen Wettbewerbsprogramms darstellt. Der Film ist nicht einfach ärgerlich oder verlogen oder langweilig oder an den eigenen Ansprüchen gescheitert wie andere schlechte Filme des Wettbewerbs, nein, "KT" ist etwas ganz anderes: das unbeholfene Machwerk eines drittklassigen Regisseurs. Während keiner einzigen der 135 quälenden Minuten hat man den Eindruck, dass Sakamoto seinen Stoff in den Griff bekommen hat. Weder für den Thriller, zu dem man die Vorgänge offensichtlich hätte verarbeiten können, noch fürs zugespitzte Politdrama hat er sich entschieden: und wie so oft bringt auch hier der Mittelweg den Tod.

Der Film ist überfüllt mit Figuren, die einzuführen völlig unnötig ist, mit Erzählsträngen, die überflüssige Abwege sind, mit Details, die nichts zur Sache tun, und er hat eine Liebesgeschichte, der es an der Nonchalance fehlt, mit der die besseren unter den Hollywoodfilmen einen solchen Blödsinn in politische Filme einzuflechten pflegen. Die Ausrede, die man für den ziellos mäandrierenden "Baader" noch gelten lassen könnte, dass die historischen Geschehnisse eben kompliziert gewesen sind, greift hier nicht: da es kaum Aussagen der Beteiligten gibt, ist die Geschichte, wie der Regisseur in der Pressekonferenz betonte, ohnehin zum größten Teil Spekulation und Fiktion. Nichts hätte ihn also daran hindern können, ein Minimum an Figuren umso schärfer herauszuarbeiten, ihre bei näherer Betrachtung durchaus tragischen Verstrickungen deutlich zu machen.

Stattdessen gibt es nur endlose Gespräche, Begegnungen in Hinterzimmern, Aufschub um Aufschub, Verwicklungen, die zu verstehen und nachzuvollziehen man schon nach fünf Minuten keine Lust mehr hat. Das narrative Unvermögen, das schleppende Tempo, das völlig fehlende Rhythmusgefühl sind schlimm genug, aber Sakamoto ist auch in seinen Kadrierungen und Kamerabewegungen auf eine Weise uninspiriert und hölzern, die man beim ehemaligen Assistenten des durchgeknalltesten aller japanischen Regisseure, Sogo Ishii ("Die Familie mit dem umgekehrten Düsenantrieb"), nie für mögliche hielte. Man versteht die Motive, aus denen die Auswahlkommission diesen Film in den Wettbewerb eingeladen hat - und muss sie wohl als böses Omen für die Zukunft nehmen. Kunstverstand ist nicht dasselbe wie verinnerlichte Sozialdemokratie - und gut ist allzu oft das Gegenteil von gut gemeint. In den anderen Reihen der Berlinale sind großartige, wunderbare, zu Herzen und zu Verstand gehende Filme aus Japan gelaufen, sie alle - von "Go" bis zu "All About Lily Chou-Chou" - hätten im Wettbewerb eine exzellente Figur gemacht. Dass man stattdessen "KT" gezeigt hat, lässt, leider, auf die totale Abwesenheit ästhetischer Gesichtspunkte bei der Filmauswahl schließen.

Ekkehard Knörer (von Jump-cut)
"KT" von Junji Sakamoto, mit Sato Koichi, Kim Kab-Soo, Harada Yoshio, Japan 2002, 138 Minuten.
Termine.


Samstag, 17.30 Uhr

Kleine Wunder: Constantine Giannaris "One Day in August" im Wettbewerb

Wunder geschehen in Griechenland um den 15. August. An diesem Tag feiern die Griechen Mariä Himmelfahrt. Für ein paar Wochen leeren sich die großen Städte, und Millionen von Menschen sind unterwegs auf den Straßen ans Meer und in die Berge, wo man seine Ferien verbringt, die wichtigsten im Jahr. Einige pilgern zu den heiligen Stätten und bitten die Jungfrau um Beistand. Im dritten abendfüllenden Spielfilm des griechischen Regisseurs Constantine Giannaris passieren solche Wunder tatsächlich: Ein Mädchen wird von Leukämie geheilt, ein hoffnungslos zerstrittenes Paar versöhnt sich, und einem Jungen begegnet die Jungfrau gar auf der Mattscheibe.

Dass es kein Wunder gibt ohne Opfer, stellt der Film indes auch klar. Die Zahl der Verkehrsunfälle während der Ferien ist enorm hoch. Giannaris zeigt das Sterben auf der Straße als eine Art Tribut an die heilige Jungfrau in wenig zimperlichen Bildern, wie er überhaupt gern auf starke Eindrücke setzt. Mit orthodoxem Glauben hat das nichts zu tun, eher mit den ganz alltäglichen Formen von Liebe, Schmerz und Erlösung, versetzt mit einem Hauch Mystizismus. Giannaris scheint das zu bestätigen, wenn er erklärt, seit frühester Jugend Atheist zu sein.

Was also gibt er uns zu sehen? Die Bewohner eines Hauses in der Athener Innenstadt machen sich wie alle anderen auf, der Augusthitze zu entfliehen, ihre Probleme nehmen sie mit wie schlechten Atem: Zwei junge Paare, denen ein Partnertausch vielleicht aus der Krise helfen könnte, weil es einmal die Frau ist, die eine Familie gründen will, im anderen Fall der Mann, und eine bereits komplette Familie, deren kleine Tochter an Blutkrebs leidet, und für die es, so glauben die Eltern, der letzte Urlaub sein dürfte. In das verwaiste Haus bricht ein junger Dieb ein und durchstöbert die Wohnungen, dabei offenbaren sich ihm und uns die Wünsche und Geheimnisse der Bewohner.

In ständigem Wechsel sehen wir nun die drei Parteien unterwegs, und es gehört zu den Reizen des Films, dass der Zuschauer durch die Yannakis-Perspektive stets mehr über sie weiß als die einzelnen Figuren. Deren Schwierigkeiten aber nehmen auf der Reise noch zu: Während das eine Pärchen einen tödlichen Unfall verursacht und flüchtet und das andere sein Kinderproblem mit Hilfe eines wildfremden Dritten zu lösen sucht, verschwindet die kleine, schwer kranke Vanessa spurlos. Giannaris scheut, wie gesagt, die Dramatisierung nicht. Immer wieder geht die Kamera (Angelos Viskadourakis) ganz nah an die Gesichter heran und macht sie transparent nicht nur auf das, was wir über die Figur wissen, sondern auch auf den Schmerz und auf die Freude, wenn schließlich das Wunder geschieht.
Robert Mattheis

"Dekapentavgoustos - One Day in August" von Conastantine Giannaris, mit Kostas Kotsianidis, Eleni Kastani u.a., Griechenland, 105 Min.
Termine.


Samstag, 11.52 Uhr

Ganz große Oper: "Fulltime Killer" von Johnnie To (Forum)

Seit mehreren Jahren schon ist der Hong-Kong-Film nicht mehr, was er einmal war, nämlich höchst eigenwilliges und formal innovatives Actionkino, das aufregendste der Welt. Die alten Helden, von John Woo bis Tsui Hark, sind nach Hollywood gegangen, haben in der Heimat Lücken gerissen, ohne die Hoffnungen, die man in sie gesetzt hat, so recht zu erfüllen. Hong Kong ist unterdessen im Mittelmaß versunken, mit der einen oder anderen gelegentlichen und einer großen, erstaunlichen Ausnahme: Johnnie To.

To ist ein Veteran, der seinen ersten Film schon 1979 drehte. In den glanzvollen Jahren Hong-Kongs fiel er nicht weiter auf. Umso verblüffender die Entwicklung, die er seit 1994 nahm. Er gründete die Produktionsgesellschaft Milkyway und dreht seither Jahr für Jahr, meist mit seinem Mitstreiter Wai Ka-Fai, die schönsten Filme, die aus Hong Kong kommen, die bisherigen Höhepunkte: "The Mission" von 1999, die atemberaubende Gangsterballade, mit der er auch im Westen berühmt wurde und "Running Out of Time" aus demselben Jahr, in dem, wie auch in "Fulltime Killer", Andy Lau, in seiner Heimat ein Superstar, die Hauptrolle spielt.

In den herausragenden Filmen Johnnie Tos findet sich stets beides. Einerseits der oft sehr selbstreferenzielle Bezug auf die jüngste Geschichte des Hong-Kong-Films, die Perfektionierung und Übersteigerung jener Actionballett-Choreografien, die als reine und kinetische Form des Kinos weltweit ihre Fans gefunden haben. Und andererseits wagt To die ungewöhnlichsten Durchkreuzungen und Hybridisierungen der mittlerweile zu Klischee und Konvention erstarrten Formen. In "The Mission" etwa inszenierte er einen beinahe statischen Shootout, ein Action-Ballett des fast totalen Stillstands.

Auch das jüngste Werk, "Fulltime Killer" (heute abend 24 Uhr im Delphi), ist ein Ausbruch aus dem Genre, das als vielfach ausgebeulte Struktur dennoch zugrunde liegt. Es handelt sich um die, vor allem von John Woo, immer wieder erzählte Geschichte zweier Männer, die Freunde sein könnten und dennoch darauf aus sein müssen, sich zu töten. Hier: der Japaner O, der angesehenste und bestbezahlte Killer im gesamten asiatischen Raum, durch den der Film denn auch, als wäre es ein Bond, in großem Tempo springt, von Singapur nach Macau, von Tokio nach Hong Kong. Die Sprachenverwirrung ist entsprechend babylonisch, es dürfte sich um den ersten Hong-Kong-Film handeln, in dem mehr japanisch als kantonesisch, daneben aber auch jede Menge englisch, gesprochen wird.

Die gewohnten Action-Choreografien gibt es in "Fulltime Killer" in vergleichsweise geringem Maß. Wenn jedoch Tok, der übermütige Herausforderer, tötet, dann macht Johnnie To daraus - und gewiss nicht ohne Ironie - die ganz große Oper, im wörtlichen Sinne. Er unterlegt die triumphalen Massaker mit Ausschnitten aus europäischen Opern, das steigert sich bis zu "Freude schöner Götterfunken" beim letzten dieser Auftritte, der, das versteht sich von selbst, zum Duell der beiden Kontrahenten wird. Zwischen diesen großen Szenen aber gibt es ganz ungewöhnlich viel Charakterentwicklung, dazu eine Liebesgeschichte, bei der eine Frau zwischen den beiden Männern steht. Es gibt das interessante Spiel mit Maskierungen und die notwendige Ergänzung des Duells zum Dreikampf mit dem Polizisten, der jedoch über weite Strecken im Hintergrund bleibt.

Das Erstaunlichste an "Fulltime Killer", der nach einem Bestseller des Autors Edward Pang entstand, ist jedoch sein Ende, das in einer nicht aufgelösten Doppelung offen bleibt. Der Polizist, der nach der wundersam gelungenen Flucht der beiden Killer frustriert seinen Job aufgegeben hat, schreibt nun ihre Geschichte. Was ihm fehlt, ist ein richtiges Ende. Da taucht Chin, die Frau zwischen Tok und O, bei ihm auf, erzählt ihm, was sich nach der Flucht zugetragen hat. Den Ausgang des Duells aber sehen wir doppelt: einmal siegt Tok, einmal O. Was wirklich geschehen ist, erfahren wir nicht, der Film verweigert ironisch den konventionellen, eindeutigen Abschluss. Das ist ein Flirt des Hong-Kong-Action-Kinos mit dem Kunstfilm, wie man ihn so noch nicht gesehen hat. Die Puristen wird das vielleicht nicht freuen, für alle anderen erweist sich Johnnie To mit "Fulltime Killer" ein weiteres Mal als der im Moment aufregendste Regisseur Hong Kongs.
Ekkehard Knörer
"Quan Zhi Sha Shou - Fulltime Killer", von Johnnie To, mit Andy Lau, Takashi Sorimachi, Kelly Lin u.a., Hongkong 2001, 100 Min.
Termine
Homepage des Films.


Samstag, 10.55 Uhr

Heute in der Presse:


Den größten Raum in der Berlinale-Berichterstattung nimmt heute Christopher Roths Wettbewerbsbeitrag "Baader" ein. FAZ, taz und Tagesspiegel finden den Film zu unentschieden. In der FAZ schreibt Michael Allmaier dazu: "Der Film beruht auf der Annahme, dass der Terrorismus keine Meisterplaner braucht, dass auch eine Gruppe von geringem Organisationsgrad und bescheidener Intelligenz großen Schaden anrichten kann. Das ist plausibel: sonderlich fesselnd ist es nicht." In der taz bemängelt Stefan Reinecke die "unschlüssige Halbdistanz, irgendwo zwischen Imitation und Fake, zwischen Tatsachentreue und Stilisierung", in der der Film stecken bleibe. Und Harald Martenstein schreibt im Tagesspiegel: "Roth hat 'Baader' frei finanziert, 129 Spielfilmminuten ganz ohne Filmförderung. Ob seine Schauspieler jemals Gage sehen, steht in den Sternen. Roth hat etwas riskiert. Und er ist gescheitert. Von den vier deutschen Filmen im Wettbewerb der Berlinale ist 'Baader' mit deutlichem Abstand der schwächste. Eine Dramaturgie ist praktisch nicht vorhanden, die Figuren und ihre Darsteller bleiben blass, die Absichten des Regisseurs dunkel. Der Film lässt keine Haltung zu seinem Stoff erkennen, nur ein vages Fasziniertsein."

Dagegen hält Anke Sterneborg in der SZ: "Kritiker werden Christopher Roth vorwerfen, dass er keine klare Stellung bezieht - dabei ist es eigentlich eine gute Nachricht, dass sich das deutsche Kino diese Freiheit nimmt." Ihrer Ansicht nach löst Roth "die Ereignisse aus den Nebelschwaden des Mythos ebenso wie aus dem klaren Gefüge von Gut und Böse heraus. Und damit erobert er sie auch zurück für das Abenteuer Leben, mit all seinen Unsicherheiten und Flüchtigkeiten". Und auch für Martina Meister von der FR hat der Film nichts Unentschiedenes: "Die Stärke dieses Films ist, dass er sich ganz auf jenen Umschlag von der Romantik in die Revolution konzentriert. Am Anfang scheint nämlich noch alles offen. Als ob aus der Weltrevolution, die die Mitglieder der RAF planen, doch noch eine große Party werden könnte. Als ob sie, statt Bomben zu legen, sich am Ende vielleicht doch damit zufrieden geben werden, den Toaster auf dem bürgerlich gedeckten Tisch in Flammen aufgehen zu lassen."


Samstag, 9.50 Uhr

Flinke Hände, gute Hände: "Head Käed" von Peeter Simm (Panorama)

Was tun, wenn der Boden brennt? Logisch, die Beine in die Hand und weg. Margita hat ausgesprochen hübsche Beine und clever ist sie auch, zusammen mit ihrer Schwester gelingt ihr deshalb in Riga vom Kinderwagen- bis zum Luxuskarossenklau jeder Coup. Als dann doch etwas schief geht (sehr schief, die beiden rammen ein Polizeiauto), flieht Margita über die Grenze in das kleine estnische Dorf Vineeri. Hier ticken die Uhren anders als in Riga. Alte Männer fahren in ebenso alten Wolgas herum, schwimmen in eiskalten Flüssen und fressen Knoblauch, das hält jung. Der Film schaltet einen Gang zurück, die Schnittfrequenz nimmt ab, und endlich können wir die Gesichter studieren. Die Gesichter! In Vineeri findet Margita Unterschlupf beim pensionierten Öltaucher Adolf und seinem Freund Lepik, zwei urigen Käuzen, deren Mimik anzuschauen die helle Freude ist, nicht nur, wenn Lepik (der beste, der einzige Zahnarzt weit und breit) sich selbst ein Inlay verpasst. Studieren lässt sich auch das sich langsam verändernde Selbstverständnis der Figuren. So wandelt sich Margita von der skrupellosen Großstadtelster zur verantwortungsbewussten Pflegemutter für einen kleinen Waisenjungen, und Adolfs Sohn Arnold, ein unerbittlicher Gesetzeshüter, der sogar seinen eigenen Vater mit Bußgeldern ruiniert hat, stellt die gesuchte Diebin schließlich unter seinen persönlichen Schutz. Vom Fremdkörper in Vineeri (sie spricht kein Wort estnisch) wird Margita zum Bindeglied zwischen den Figuren. Eine Idylle entsteht, die zwar nicht von Dauer ist, in der der Wunsch nach Verständigung über die Staatsgrenzen hinweg aber immerhin mitschwingt.

Dass die estnisch-lettische Koproduktion des Films diesen Wunsch auf nicht-fiktionaler Ebene bereits erfüllt, ist natürlich der eigentliche Coup des estnischen Regisseurs Peeter Simm, der in einer ganzen Reihe von Filmen ("Colourful Angels", 1981; "Viva Balticum", 1989) immer wieder die Geschichte und Politik der baltischen Länder thematisiert hat. Aber auch sonst ist "Head Käed" erstaunlich komplett: Tempo und Ruhe, komische und ernste Momente, herrlich skurrile wie poetische Bilder. Dazu Figuren, die sich einprägen, und tragfeste Dialoge, sogar die Untertitel sind einwandfrei (durchaus nicht die Regel beim Festival). Vor allem aber stellt der Film eine der wenigen echten Komödien dieser insgesamt eher schwerblütigen 52. Berlinale dar. Ein Leben danach ist ihm schon deshalb zu wünschen.
Sascha Josuweit
"Head Käed - Good Hands" von Peeter Simm, mit Rezija Kalnina, Tiit Sukk, Estland/Lettland, 90 Min.
Termine.