Buchstäblich nichts an "El premio" ist außergewöhnlich, originell oder gekonnt. Die wirklich äußerste Ödnis einer Weltkino-Produktion. Argentinische Regiegrößen wie Lucrezia Martel oder Lisandro Alonso lassen keinesfalls grüßen. Warum so etwas im Berlinale-Wettbewerb läuft, erklärt neben einem von allen guten Filmen und Geistern verlassenen Auswahlkomittee vor allem die erste Nennung in der bereits erwähnten Credit-Sequenz: Korproduziert hat der World Cinema Fund. Das ist eine Einrichtung, die sich die Berlinale unter Kosslick zugelegt hat, damit deutsches Geld auf dem Umweg über ärmere Kinonationen sich für die Heimat rentiert. Die Budgets sind winzig, aber der Einstieg des WCF lockt oft weitere Geldgeber an.
Die Ergebnisse sind mal so und mal so. Claudia Llosas sehr schöner Goldener Bär "La teta asustada" war ein World Cinema Fund-Wurf, mit "La hamaca paraguaya" steckt sogar so etwas wie ein - konsequent minimalistisches - Meisterwerk als Feder am Hut. Die Kehrseite ist nun eben so etwas wie "El premio". Der Zug weg vom Konkreten ans Meer, die mit der Mutter-Tochter-Dyadisierung verbundene Verweigerung jeder Auseinandersetzung mit dem politischen Hintergrund, eine Ästhetik, die rein aus leer gewordenen Gesten des Festivalkinodurchschnitts besteht: heraus kommt ein einfach nur öder Film, den weder die Welt noch der Berlinale-Wettbewerb braucht.
"El premio - Der Preis". Regie: Paula Markovitch Mit Paula Galinelli Hertzog, Sharon Herrera, Laura Agorreca, Vivi ana Suraniti, Uriel Iasillo u.a.. Mexiko, Frankreich, Polen, Deutschland 2010, 115 Minuten (Wettbewerb, Vorführtermine)