10.02.2012.
Es ist eine Szene wie aus einem alten Serial: Der Held steht inmitten in einer ausweglosen Situation, diverse Gewehrläufe sind auf ihn gerichtet, zwei, drei coole Sprüche - "Wo finde ich hier eigentlich ein gutes italienisches Restaurant, wenn ich mit euch fertig bin?" - sowie einen spektakulären Kampf einer gegen alle unter allerlei Verrenkungen und Zweckentfremdungen später bleibt dem Held nur noch, sich den Staub von der Kleidung zu klopfen und das Feld, auf dem sich die zuvor noch aufrechten Bösewichte nun in der Horizontalen stapeln, mit einem schelmischen Grinsen zu verlassen.
Es ist eine Szene wie aus einem alten
Serial: Der Held steht inmitten in einer ausweglosen Situation, diverse Gewehrläufe sind auf ihn gerichtet, zwei, drei
coole Sprüche - "Wo finde ich hier eigentlich ein gutes italienisches Restaurant, wenn ich mit euch fertig bin?" - sowie einen spektakulären Kampf einer gegen alle unter allerlei Verrenkungen und Zweckentfremdungen später bleibt dem Held nur noch, sich den Staub von der Kleidung zu klopfen und das Feld, auf dem sich die zuvor noch aufrechten Bösewichte nun in der Horizontalen stapeln, mit einem
schelmischen Grinsen zu verlassen.
So ein Held ist
Shah Rukh Khan als Don, so eine Szene markiert den Anfang der raumgreifenden, comicartigen Action-Oper "Don - The King is Back". Zurück ist der König gleich in zweierlei Hinsicht: Nicht nur handelt es sich um ein Sequel (das man auch gut versteht, wenn man den ersten Teil nicht gesehen hat), sondern auch um den Aufgreif der Don-Figur aus den
70ern, damals noch von Bollywood-Überpatriarch
Amitabh Bachchan verkörpert. Ein Held im eigentlichen Sinne ist dieser Don nun freilich nicht: Eher ein Gentleman wie James Bond, nur eben
kriminell. Der Plan, der ihn in "Don - The King is Back" erst freiwillig ins Gefängnis, von dort geschwind wieder hinaus und über Zwischenstation in Zürich schließlich nach Berlins Mitte verschlägt, verfolgt einen simplen, wie waghalsigen Zweck: Die
Druckplatten für die Euroscheine sollen der Deutschen Zentralbank spektakulär entwendet werden. Der Plan freilich hat derer unwahrscheinlicher doppelten Böden viele, die Dons
zwielichtigen Partnern und erst recht auch dem Publikum zur Gänze nicht bekannt sind, dem sie zum Ende hin allerdings in genüsslich schelmischer Geste ausgebreitet werden: Alles Betrug - und Don, als Machogangster mit großem Herz, am Ende sogar gut und siegreich: Drogenring zerschlagen, Wirtschaftskriminelle gerichtet, da verzeiht man rasch den Raub an Europas Wirtschaftsfundament.
"Don - The King is Back" zelebriert sich als
lustvoll regressive Allmachtsphantasie: In der einzigen Song & Dance-Nummer, die ästhetisch vom Rest des Films fast vollständig in
Richtung Musikvideo abhebt, tanzen die leicht bekleideten Frauen im halbseidenen Etablissement zu Ehren des Supergangsters auf, der sich, vom pumpend präsenten Synthie-Sound gestützt, mit Lederjacke, Sonnenbrille und Rotlicht in Coolness-Regionen zurückverirrt, die man ungebrochen eigentlich kaum mehr affirmativ genießen könnte. Doch gelingt dann eben schon eine sonderbare Zwischenposition: Shah Rukh Don ist körperlich so präsent, so agil, so stets aufs Beste vorbereitet (natürlich findet sich auf dem Dach des Park Inn am
Alexanderplatz die nötige Ausrüstung, um den Häschern von dort grinsend per Sprung in die Tiefe zu entkommen), dass das alles zwar ungeheuer
cheesy, aber zugleich auch ungeheuer von sich selbst überzeugt ist. Vermutlich gelingt ein solcher Spagat wohl wirklich nur noch unter Bolly-Umständen, wo sich große Emotionen ganz ungehindert Bahn schlagen dürfen.
Wobei
Bollywood im engeren Sinne hier kaum mehr das richtige Stichwort ist - der Zusammenhang besteht hier nurmehr im Personal. Längst ist Shah Rukh Khan sein eigenes Genre, sein
eigener Produktionszusammenhang geworden, der sich hier ein gutes Stück weit vom umgekehrten Euro-Exotismus früherer Bollyproduktionen weit wegbewegt (kurios in diesem Zusammenhang eine
Walzerszene beim Berliner Charitykongress - ob derart steif reguliertes Tanzgebaren im Gegensatz zur körperlichen Entfesselung des Bolly-Tanzes beim heimischen Publikum wohl witzig wirkt, fragt man sich dann doch sehr amüsiert) und stattdessen Berlin spekulativ auf seine Actionpotenziale abfragt (dass dies im vergangenen Berlinalejahr "Unknown" weit besser
gelang, muss man indessen ohne weiteres anerkennen). Was Shah Ruhk Khan samt Team dabei gelingt, mag kein ganz großer Wurf sein, aber immerhin dann doch die Reprise eines unbekümmerten Over-the-Top-Actionfilms im Gewand eines ebenso unbekümmerten wahnwitzigen Heist-Movies.
"Don - The King is Back". Regie: Farhan Akthar. Mit Shah Rukh Khan, Priyanka Chopra, Boman Irani, Om Puri, Lara Dutta u.a., Indien 2011, 140 Minuten (
Vorführtermine)