Außer Atem: Das Berlinale Blog

Quietschrosa: Jenna Bass' "Flatland" (Panorama)

Von Thekla Dannenberg
08.02.2019.


Als knallbuntes Roadmovie erzählt "Flatlands" von der jungen, hübschen und frisch verheirateten Natalie, die in der Hochzeitsnacht vor ihrem unkontrollierten Mann Bakkies flieht, einen heuchlerischen, brutalen Priester erschießt und zu Pferd mit ihrer Freundin Poppie in die Karoo flieht. Das Flatland. Die Wüste ist so flach, heißt es, dass man seine Zukunft schon von weitem sieht. Poppie ist hochschwanger und verknallt in einen Trucker. Den Mord an dem Priester nimmt derweil der schwarze Billie auf sich, der wieder zurück ins Gefängnis will, weil er mit der Freiheit nicht klarkommt. Doch die Polizistin Beauty Cuba hat nicht nur ein Faible für superscharfe Klamotten, sondern auch für Billie und will unbedingt seine Unschuld beweisen. Als coolster Cop im Revier setzt sie sich auf die Spur der beiden Mädchen, die ebenfalls allen zeigen wollen, was sie drauf haben. Endlich passiert mal was. Heul! Kreisch!



Jenna Bass war auf der Berlinale schon mit ihrem Jugendfilm "High Fantasy" vertreten, für den kenianischen Film "Rafiki" hatte sie das Drehbuch geschrieben. Bass will junge Menschen erreichen und für ihre Themen gewinnen: Klassenunterschiede, Hautfarbe, Geschlechterkampf. Nein heißt nein! Löblich ist das. Und clever platziert. Ziemlich smart verknüpft Bass in "Flatland" den globalen Diversitätsdiskurs mit dem Format südafrikanischer Fernsehunterhaltung. Dabei ist sie in ihren Mitteln nicht wählerisch. Mit bemerkenswerten Unernst behandelt der Film seine Themen und seine Figuren und wechselt, je nach dem was der Plot hergibt, zwischen Drama, Westernparodie, Pferdefilm und Klamotte. Inhaltlich und ästhetisch näher an der Vorabendserie als an "Thelma und Louise", bedient "Flatland" noch die abgeschmacktesten Teenager-Fantasien, ohne irgendetwas ernst zu nehmen. Kann eine Soap-Opera in Quietschrosa, die so unverblümt auf Stereotypen setzt, eine gesellschaftliche Sache voranbringen?

Flatland. Regie: Jenna Bass. Mit Faith Baloyi, Nicole Fortuin, Izel Bezuidenhout, De Klerk Oelofse, Eric Nobbs. Südafrika, Luxemburg, Deutschland 2019. 117 Minuten (Vorführtermine)