Zwei ausgemachte Intellektuelle, die sich garantiert nicht riechen können, nämlich Timothy Garton Ash und Bernard-Henri Lévy, kommen in ihren Kolumnen auf die gleiche Passage in der Inauguration Speech Barack Obamas zurück.

1. BHO in seiner Rede: "Und somit sage ich allen Völkern und Regierungen, die heute zusehen, von den größten Hauptstädten bis zu dem kleinen Dorf, in dem mein Vater geboren wurde: Ihr sollt wissen, dass Amerika ein Freund jeder Nation und jedes Mannes, jeder Frau, jedes Kindes ist, die eine Zukunft in Frieden und Würde suchen, und wir sind von neuem bereit zu führen..."

2. TGA sagt dazu: "Toller Stoff, aber der Haken kommt am Ende. Amerika mag ja bereit sein, von neuem zu führen, aber was ist, wenn die Welt nicht folgen will? Was ist, wenn die Welt glaubt, dass Amerika in den letzten acht Jahren viel von seinem moralischen Recht auf Führung verloren hat und dass es auch nicht mehr die Macht dazu hat? Und dass wir uns sowieso auf ein multipolares System zu bewegen, wie es der National Intelligence Council in Washington selber sagt? Ich bin erstaunt, mit wie wenig Wenns und Abers die Willkommensworte der Politiker der Welt abgesichert waren!"

3. Dagegen BHL: Er nimmt Obama gegen die "Torheit" in Schutz, dass er der Präsident sein werde, der dem "Niedergang des amerikanischen Reiches" vorsteht: "Man glaube bloß nicht, dass er als amerikanischer Präsident Asche auf sein Haupt streuen oder vor Chavez oder Achmadinedschad die Segel streichen wird. Er wird es auch nicht besonders eilig haben, jene multipolare Welt entstehen zu lassen, von der Russen oder Chinesen träumen. Die Vereinigten Staaten bleiben die Vereinigten Staaten. Sie werden keine Ruten austeilen, um sich vom weltweiten Antiamerikanismus peitschen zu lassen. Die Vereinigten Staaten werden unter Obama tun, was sie können, um die größte wirtschaftliche, politische und militärische Macht der Welt zu bleiben."

Aha, es zeigen sich also erste Multipolaritäten!