23.09.2010. "Ich halte es für unklug. Für eine Staatsfrau halte ich es für sehr unklug", antwortete die Grünen-Politikerin Antje Vollmer in einer Diskussion (etwa ab Minute 15) des SWR auf die Frage, was sie davon hält, dass sich Angela Merkel in einer Rede dezidiert für Kurt Westergaard, den Zeichner einer bekannten Mohammed-Karikatur, einsetzte.
"Ich halte es für unklug. Für eine Staatsfrau halte ich es für
sehr unklug", antwortete die
Grünen-Politikerin
Antje Vollmer in einer
Diskussion (etwa ab Minute 15) des
SWR auf die Frage, was sie davon hält, dass sich
Angela Merkel in einer Rede dezidiert für
Kurt Westergaard, den Zeichner einer bekannten
Mohammed-Karikatur, einsetzte.
Die
Grünen, so scheint es, haben ein taktisches und opportunistisches Verständnis von
Meinungsfreiheit. Nach
Renate Künast hat sich mit
Antje Vollmer nun die zweite Grünen-Poltiikerin mit Kritik an
Angela Merkels Rede zur Auszeichnung Kurt Westergaards gemeldet.
Zur Erinnerung: All jene Chefredakteure, die seinerzeit nicht den Mut aufbrachten, Westergaards Karikatur zu drucken, hatten ihn am 8. September mit einem Preis für Pressefreiheit bedacht. Angela Merkels
Rede zu diesem Anlass war bemerkenswert. Sie ließ die hohen Herren indirekt wissen, dass
sie an ihrer Stelle die Karikatur gebracht hätte. Sie hatte sich bei vergleichbaren Gelegenheiten - auch bei der Frage, ob sie diese Rede für Westergaard halten solle ? jedenfalls
für die Freiheit entschieden: "Das Geheimnis der Freiheit ist der Mut."
Es war an diesem feierlichen Tag Konsens in der deutschen Presse, dass man die Meinungsfreiheit
im Prinzip hochhalten soll, auch wenn man selbst hier mal gekniffen hatte. Aber es gab auch Kritik an Merkel. In der liberalen
SZ etwa, die es Westergaard nie verzeihen wird, dass sie ihn nicht druckte, ließ man den Skandinavisten
Bernd Henningsen gegen den "
Meinungsfreiheits-Fundamentalismus"
wüten.
Zu den kritischen Stimmen gehörte wie gesagt auch
Renate Künast: "Ich hätte es nicht gemacht", sagte sie zu Merkels Rede. Künast wird als die nächste Regierende Bürgermeisterin von Berlin gehandelt. Aber der
Tagesspiegel stutzte: "Es fällt schwer, sich vorzustellen, dass Berlin regiert wird von einer Frau, die sich mehr um die
möglichen Reaktionen von religiösen Fanatikern sorgt als um den Wert unserer Grundrechte",
schreibt Gerd Nowakowski.
Antje Vollmer, ehemalige Vizepräsidentin einer Institution, die auf Meinungsfreiheit beruht, hat Künasts Kritik nun also noch erheblich verschärft und argumentativ aufgemöbelt. Zuvor hatte sie in der Diskussion
Thilo Sarrazins Rhetorik gegeißelt, die sie als Aufruf zum
Krieg der Kulturen wertet: "Das ist eine ganz bestimmte Rhetorik, die Angst schürt und Untergangsfantasien erzeugt. Und diese Art von Rhetorik haben Gesellschaften früher eigentlich immer nur in der Vorbereitung von Kriegen angewandt. Zu sagen, wir sind bedroht, wir müssen jetzt den Feind analysieren. Wir müssen ihn so analysieren,dass wir uns auch ermannen, ihn bekämpfen zu wollen, und dann geht irgendwann der Krieg los. Genau mit dieser Art
vorauseilenden Kriegsbereitschaft und -emotionalität hat sich Karl Kraus in den 'Letzten Tagen der Menschheit' ungeheuer präzise beschäftigt. Und mir kommt vieles so ähnlich vor."
Darauf folgt die Parallele: "Die ganze Debatte um diese Mohammed-Karikatur war
genau dasselbe: Bringt uns auf die Palme und zeigt uns, wie schrecklich die andere Seite ist."
Und dann lässt die als moralisch hochdenkend geltende Politikerin ein Argument folgen, das aufmerken lässt: "Aber würde dieser Krieg mal ausbrechen, wir würden ihn
niemals gewinnen können. Dann muss man doch einmal nüchtern sein, und sagen: Schluss mit
dieser Art von Theater!"
Wenigstens eine, die zugibt, dass es sich bei ihrer Art von Toleranz nicht um ein Ideal handelt!
Thierry Cherveltwitter.com/chervel