24.11.2014. Das katastrophale Versagen der Piratenpartei zu erklären, ist das eine. Sven Regener im nachhinein recht zu geben ganz etwas anderes. Kleine Antwort auf Sascha Lobo und Christopher Lauer in der FAZ.
Lieber Sascha, lieber Christopher,
In
Sobooks darf man ja Bücher kommentieren. Ich finde diese Idee bestechend. Ich habe mir
Euer Buch über die
Aufstieg und Fall der Piratenpartei bei
Sobooks gekauft und
kommentiert. Aber mein Kommmetar bezieht sich im wesentlichen auf das
FAZ-Interview vom 23. November, in dem Ihr für Euer Buch werbt, darum verlinke ich in dem Buch nur auf meine Einwände, die ich hier etwas ausführlicher darlege:
Das katastrophale Versagen der Piratenpartei zu erklären, ist das eine.
Sven Regener im nachhinein recht zu geben ganz etwas anderes, und dies außerdem noch in der
FAZ zu tun, also jenem Medium, das in Urheberrrechtsdebatten vor allem
Roland Reuß und
Sibylle Lewitscharoff zu Wort kommen ließ, noch mal etwas anderes. Am Ende triumphiert dieses Zentralorgan des Kulturkonservatismus.
Mich stören mehrere Punkte an Eurer Argumentation:
- Ich setzt einen möglichen
taktischen Fehler der Piraten mit einem inhaltlichen gleich.
- Ihr tut so, als würden Urheber
vom Urheberrecht leben und nicht im wesentlichen von Honoraren oder ihrer Positionierung im Betrieb. Nur für umsatzstarke Größen des Musikbetriebs wie
Sven Regener bot das Urheberrecht substanzielle Einnahmen, unbekannte Künstler hatten es zu seiner Zeit eher schwerer als heute.
- Die Piraten mögen in dieser Debatte patzig reagiert haben - aber die alten Medien taten es noch mehr. So wie in der Debatte um
Leistungsschutzrechte wurden andere Positionen tendenziell totgeschwiegen. Und übrigens bis heute. Wer hat denn in der
FAZ schon mal pro Open Source oder Open Access argumentiert?
- Ihr sprecht auch nicht an, dass das Urheberrecht mit den jetzigen Fristen die
Auseinandersetzung mit Kultur und Ideen verhindert, statt sie zu ermöglichen, was ja der Sinn von Urheberrecht sein soll.
- Es hat eine
Signalwirkung, dass ein zentrales Thema des digitalen Wandels - die Notwendigkeit, ein neues Urheberrecht zu formulieren - in einem der Medien, die an der Zementierung des Status quo interessiert sein müssen, von Protagonisten des Medienwandels einkassiert wird.
Gratuliere zu Sobooks! Ich bin gespannt, ob die Leser
das Buch als ein soziales Medium revolutionieren werden.
Thierry Chervel