Redaktionsblog - Im Ententeich

JeSuisCharlie... JeSuisJuif...

11.01.2015. Vor der großen Demo in Paris. Daniel Cohn-Bendit kritisiert in Libération die franzöischen Medien.
Daniel Cohn-Bendit kritisiert in Libération im Gespräch mit Annette Levy Willard die französischen Medien, die am Freitag von "vier getöteten Geiseln" sprachen. Levy Willard merkt an: "Man spricht von ermordeten Zeichnern, weil sie Zeichner waren, von ermordeten Polizisten, weil sie Polizisten waren - und die Leute, die am Freitag in einem koscheren Supermarkt einkaufen gingen? Man traut sich nicht zu sagen "Vier Juden wurden ermordet." Cohn-Bendit antwortet: "Als mich am Freitag das deutsche Fernsehen anrief, um über die Ereignisse zu sprechen, fragte mich der Journalist: "Können Sie mir erklären, warum es nach dem Massaker auf jüdische Kinder vor zwei Jahren in Toulouse keine große Mobilisierung gab?" Ich musste sagen: "Ich passe..." In Vincennes oder an der République gab es am Freitag nach den neuen Morden keine Kerzen oder Demos... Die Täter kommen nicht vom Mond, auch nicht aus dem Nahen Osten. Sie kommen von hier. Es wird zum Horror. Dieses Land muss Antworten finden. Und sich die Frage stellen: Warum produziert es Ungeheuer?"

Le Monde nennt die Namen der vier ermordeten Geiseln: Yoav Hattab, Philippe Braham, Yohan Cohen und François-Michel Saada.

Dass weitere Geiseln gerettet werden konnten, verdanken sie einem stillen Helden, Lassana Bathily, der wie der Attentäter malischen Ursprungs und Muslim ist, berichtet der Parisien. Er wies Geiseln den Weg in die Kühlkammer des Supermarkts und schaltete die Kühlung ab.

Thierry Chervel