Multiple ChoiceSuhrkamp Verlag, Berlin
2018
ISBN
9783518428313, Gebunden, 109Seiten, 18,00
EUR
KlappentextAus dem Spanischen von Susanne Lange. Wie lebt es sich, wenn man Tag für Tag durch ein Minenfeld aus Lügen muss? Wenn man die Nähe anderer Menschen sucht und dabei weiß, dass man weder der eigenen Familie noch der Liebe vertrauen kann? Und was lernt man - und wie lernt man zu denken -, in einer politisch fragwürdigen Gesellschaft, die Zuflucht nimmt in apathischer Gemütlichkeit? Alejandro Zambra macht das spürbar und begreiflich - mit interaktiver Literatur: einem Multiple-Choice-Test, der sich am chilenischen "Eignungstest für höhere Bildung" der Jahre 1967 bis 2002 orientiert. Wie lebt man, wie liebt man als junger Mensch in einer Diktatur?
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.03.2019
Rezensent Christian Metz wendet den Großteil seiner Besprechung dafür auf, die Pointe dieses Buches zu erklären - die allerdings tatsächlich Voraussetzung für dessen Verständnis ist: Bis 1994, also noch vier Jahre über die chilenische Militärdiktatur hinaus, mussten Chilenen, um an der Universität aufgenommen zu werden, einen Multiple-Choice-Test mit 90 Fragen bestehen; in Folge wurden Schüler schon lange vor Studienbeginn dafür vorbereitet, so dass Meinungsbildung und Ideenentwicklung zu Schulzeiten zweitrangig wurden, weiß der Kritiker. Auf diese, in anderen Ländern heute noch üblichen Verfahren spielt der chilenische Autor Alejandro Zambra mit diesem Buch an, erklärt der Rezensent, der dank der "gewitzten" Fragen des Autors durchaus einiges über sich und über die "Perfidie des Diktatorischen" erfährt. Nach der Lektüre hält er allerdings fest: Noch lieber sind ihm Zambras erzählerisch brillante, politisch stets Stellung beziehende Romane und Erzählungen.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 27.11.2018
Entlarvend, "poetisch dicht" und vergnüglich findet Rezensentin Birthe Mühlhoff den nur 109 Seiten umfassenden Multiple Choice Test des chilenischen Autors Alejandro Zambra. Wobei der Kritikerin das Lachen zunehmend im Halse stecken bleibt, etwa wenn sie zwischen den vorgegebenen Antwortmöglichkeiten "Verwandte, Erben, Angehörige, Ungehörige, Pädophile" denjenigen Begriff herausstreichen soll, der nicht zur "Familie" gehört. Geradezu "gewalttätig" erscheinen ihr jene Tests, in denen Sie Sätze aus literarischen Werken streichen soll, die keine Information hinzufügen. Berührt stellt sie darüber hinaus nach einer Weile fest, dass die Tests immer wieder um die Themen Einsamkeit und Schuld kreisen. Nicht zuletzt verdankt sie Zambra einen kritischen Blick auf Statistiken und Rankings.