Streng VertraulichRoman
Nagel und Kimche Verlag, München
2011
ISBN
9783312004683, Gebunden, 262Seiten, 19,90
EUR
Klappentext
Aus dem Italienischen Sigrid Vagt. Eine wahre Begebenheit, die die tragische Lächerlichkeit des Faschismus offenbart - davon erzählt Camilleris Roman. 1929 reist der Neffe des äthiopischen Kaisers Negus nach Vigata in Sizilien, um zu studieren. Zur gleichen Zeit plant Mussolini eifrig die Expansion seiner Kolonien in Afrika. Der Kaiserneffe scheint ihm ein idealer Fürsprecher für seine Pläne und für die Pracht des faschistischen Italien, und er befiehlt trotz leerer Kassen die finanzielle Unterstützung des hohen Gastes. Jedoch wartet der Duce vergeblich und vor Wut schäumend auf ein Zeichen des Neffen.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.05.2011
Camilleri-Freunde aufgepasst. Niklas Bender empfiehlt einen neuen, so tiefsinnigen wie komischen Roman des alten Sizilianers. Dass der Autor in seinem neuesten Streich den Schelmenroman aktualisiert und auf sizilianische Geschichte trimmt, findet Bender interessant. Die Geschichte über einen afrikanischen Prinzen, der es sich auf Mussolinis Kosten (der wiederum selbst etwas im Schilde führt) auf dem südlichen Eiland gut gehen lässt, scheint Bender gut gewürzt mit derben Szenen und authentischen Quellen, die auch den Stil variabel halten, von der Beamten- bis zur Umgangssprache. Die Entlarvung von Arroganz und Gier, meint er, gelingt, und zwar vergnüglich.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 26.04.2011
Michael Stallknecht hat mit Andrea Camilleris jüngstem Roman eine scharfzüngige und unglaublich witzige Komödie über die Afrika-Politik des italienischen Faschismus gelesen: Der Neffe des äthiopischen Königs schreibt sich als Student einer sizilianischen Kleinstadt-Universität ein, wo das faschistische Regime ihn zu Propaganda-Zwecken nutzen will und deshalb alles tut, ihn bei Laune zu halten, erfahren wir. In Briefen, Dialogen und Zeitungsausschnitten wird ein Bild von einem "allesfressenden, allesvögelnden" moralisch völlig unbekümmerten Menschen vorgestellt, der allerdings selbst nie zu Wort kommt, erklärt der Rezensent. Damit spielt der italienische Autor nicht nur fröhlich auf der Klaviatur der politischen Unkorrektheit, er spielt auch mit den verborgenen Vorurteilen seiner Leser, meint Stallknecht begeistert. Dass zudem die Übersetzung in seinen Augen ausgesprochen gelungen ist, steigert nur sein Vergnügen an dieser "bitterbösen" Groteske, in der der moralische Bankrott der faschistischen Gesellschaft eindringlich erfasst ist, wie er findet.