TannödKriminalroman
Edition Nautilus, Hamburg
2006
ISBN
9783894014797, Kartoniert, 126Seiten, 12,90
EUR
Klappentext
Sie nennen ihn nur noch den Mordhof, den einsam gelegenen Hof der Danners in Tannöd. Eine ganze Familie wurde in einer Nacht ausgelöscht, mit der Spitzhacke erschlagen. Gemocht hat sie kaum jemand, mürrische, geizige Leute waren sie und den ein oder anderen hat der alte Bauer wohl auch übers Ohr gehauen. Aber selbst die Kinder wurden grausam ermordet, und so geht die Angst um im Dorf, denn vom Mörder fehlt jede Spur. Diese Spur muss der Leser aufnehmen. Unheimlich wird es, weil man jeden Schritt des Mörders mit verfolgt, ihn beobachtet bei seinen alltäglichen Verrichtungen, ohne seine Identität zu kennen. Die spannende Unruhe, die einen bis zum Ende nicht verlässt, löst sich erst auf, wenn das Mosaik komplett ist.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 19.08.2006
Die Rezensentin Katharina Granzin hat einigen Gefallen gefunden an Andrea Maria Schenkels Kreuzungsversuch von Krimi und Heimatroman. Ausgangspunkt sei eine Bluttat: Irgendwo im Bayerischen werden in den Fünfziger Jahren auf einem abgelegenen Gehöft mehrere Leichen gefunden. Beim Aufdröseln des sich um den Mord rankenden Beziehungsgeflechtes, so die Rezensentin, bediene sich Schenkel des steten Perspektivwechsels: Da sind zum einen die an eine Erzählerfigur gerichteten Schilderungen des Umfelds der Ermordeten und zum anderen die Schilderungen aus der Innenperspektive, bei denen auch die Ermordeten selbst zu Wort kommen. Aus diesen kurzen Erzählhäppchen, so die Rezensentin, entsteht nach und nach ein erhellendes Mosaik. Die Auflösung ist in den Augen der Rezensentin "eher tragisch als spektakulär", aber insgesamt lobt sie die Autorin für ihr solides Handwerk und ihr zuverlässig spannendes und "recht überzeugendes Sittenbild" der fünfziger Jahre.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 02.03.2006
Die Besonderheit von Andrea Maria Schenkels ohnehin schon "großartigem" Romandebüt ist für Tobias Gohlis, dass Schenkel das "Verstummen" selbst zum Thema macht, dass die Beteiligten angesichts einer Mordtat befällt. Die Erzählerin kehrt in ihr Heimatdorf zurück, in dem eine ganze Familie ermordet wurde. Die Autorin umgehe Tatort und Tat in kreisenden Bewegungen, in einer "knappen, ungeheuer dichten Annäherung", wie der faszinierte Rezensent befindet. Nur einmal, in einem "kurzen, schaurigen Moment", wird das Verbrechen direkt verbildlicht. "Selten ist lakonischer auf die Einsicht hingewiesen worden, dass es 'keinen Gott gibt auf dieser Welt'", resümiert Gohlis voller Bewunderung.