Andrea Rudorff (Hg.)

Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 bis 1945.

Band 16: Das KZ Auschwitz 1942-1945 und die Zeit der Todesmärsche 1944/45
Cover: Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 bis 1945.
Walter de Gruyter Verlag, München 2018
ISBN 9783110365030
Gebunden, 883 Seiten, 59,95 EUR

Klappentext

Von Frühjahr 1942 an entwickelte sich das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zu einem Zentrum des Judenmords. 1,1 Millionen Juden aus ganz Europa wurden dorthin deportiert, die meisten direkt nach ihrer Ankunft in Gaskammern ermordet. Die übrigen mussten unter katastrophalen Lebensbedingungen schwere Zwangsarbeit leisten und waren ständig willkürlicher Gewalt ausgesetzt. Der Band dokumentiert die technische Planung der Verbrechen, die verzweifelte Situation der Häftlinge und die entsetzten, aber auch hilflosen Reaktionen der Weltöffentlichkeit. Bei Anmarsch der Alliierten entschied die SS, die Konzentrationslager zu räumen. Auf strapaziösen Fußmärschen, per Bahn oder Schiff gelangten die Häftlinge in noch bestehende Lager im Reichsinneren. Dort ermordete die SS immer mehr kranke Häftlinge, um der Überfüllung der Lager Herr zu werden. Der Band dokumentiert die Verbrechen der SS, die Situation auf den Märschen und Transporten sowie die Reaktionen der Bevölkerung, die auf vielfältige Weise mit den Todesmärschen in Berührung kam.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.10.2021

Der Historiker Christoph Jahr empfiehlt die 16-bändige monumentale Quellenedition zur Ermordung der europäischen Juden zwischen 1933 und 1945. Fundiert und umfassend scheint ihm die Sammlung der Dokumente, die für ihn die Vorstellung von der Passivität der Opfer ebenso widerlegt wie das Märchen von der Ahnungslosigkeit vom Holocaust bei der Bevölkerung. Die Tagebuchnotizen, Gerichtsprotokolle und Erinnerungen bezeugen Flucht- und Widerstand genauso wie die Eigeninitiativen der Täter und die Rolle der Wehrmacht, meint Jahr. Zudem machen sie die gesamteuropäische Dimension des Holocaust deutlich, findet er. Dass auch diese Edition nicht perfekt ist und Fehler bei der Identifikation von Personen, Irrtümer und Fehleinschätzungen enthält, vermerkt Jahr zwar, das enorme Gesamtverdienst der Edition schmälert das für ihn aber nicht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 10.12.2018

Arno Widmann bespricht den von Andrea Rudorff bearbeiteten Band 16 der 12-bändigen Reihe "Die Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch das nationalsozialistische Deutschland 1933 bis 1945", die seiner Meinung nach derzeit umfangreichste Edition zum Thema. Anhand der Berichte von SS-Leuten, Ärzten und Handlangern des Mordens in Auschwitz erkennt Widmann die perfide Funktionsweise und Effizienz der Mordmaschine. Die wenigen enthaltenen Happy-End-Geschichten täuschen ihn nicht über das Grauen hinweg. Die Lektüre lässt ihn zweifeln, ob Auschwitz nun der Bruch mit der Zivilisation war oder doch die Illustration ihrer Funktionsweise mit Effizienz, Pünktlichkeit und Verlässlichkeit.