Ungleiche BrüderRussen und Ukrainer vom Mittelalter bis zur Gegenwart
C.H. Beck Verlag, München
2017
ISBN
9783406714108, Gebunden, 267Seiten, 16,95
EUR
KlappentextRussen und Ukrainer bezeichnen sich seit Jahrhunderten als Brudervölker, wobei sich die Russen in der Rolle des großen Bruders sehen. Dieses Buch erzählt die Geschichte dieser ungleichen Brüder als Wechselspiel von Verflechtungen und Entflechtungen. Nicht zuletzt trägt es zum Verständnis des aktuellen russisch-ukrainischen Konflikts bei.
Die russische Annexion der Krim und die darauf folgende Besetzung der Industrieregion im Südosten der Ukraine durch von Russland gesteuerte Milizen im Frühjahr 2014 haben einen militärischen Konflikt zwischen diesen Staaten ausgelöst, der bis heute andauert. Seit dem 18. Jahrhundert zeigte sich im Verhältnis dieser eng miteinander verbundenen Völker zunehmend eine Asymmetrie. Sie gipfelte darin, dass Russland im 19. Jahrhundert die "Kleinrussen", wie die Ukrainer damals offiziell hießen, nicht als eigenständige Nation mit einer von Russland getrennten Geschichte anerkannte. Diese Sicht hat sich in Russland bis heute erhalten und ist auch im Westen verbreitet.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.04.2018
Rezensent Reinhard Veser hat dieses schmale Buch des Osteuropa-Historikers Andreas Kappeler mit Gewinn gelesen. Für fachkundige Leser und solche ohne Vorkenntnisse gleichermaßen informativ bietet ihm Kappeler einen anschaulichen und flüssig erzählten Überblick über russisch-ukrainische Beziehungen vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Stets die Distanz zu Nationalmythen und Positionen beider Seiten wahrend, beleuchte der Autor nicht nur historische Ereignisse, sondern auch deren unterschiedliche Interpretation durch ukrainische und russische Historiker, erklärt der Kritiker, der hier etwa liest, wie fließend akademische und politische Debatten ineinander übergingen. Und so verdankt er diesem Band tiefe Einblicke in das komplizierte und eng miteinander verwobene russisch-ukrainische Verhältnis - jenseits des russischen Narrativs.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 04.12.2017
Florian Hassel kennt kaum einen besseren Ukraine-Experten als den Schweizer Osteuropahistoriker Andreas Kappeler. Wenn sich der Autor in seinem neuen Buch auf Unterschiede und Parallelen zwischen Russen und Ukrainern konzentriert und beides durch die Jahrhunderte vom Mittelalter bis zu Putins Krim-Annexion verfolgt, kann Hassel was lernen - über historisch falsche Behauptungen, ukrainische Mythen und gängige Vorstellungen über Russland und die Ukraine, die der Autor mit historischem Wissen dekonstruiert, wie der Rezensent erklärt.