Wissenschaft vom GehenDie Erforschung der Bewegung im 19. Jahrhundert
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main
2013
ISBN
9783100486042, Gebunden, 320Seiten, 17,99
EUR
Klappentext
Das Gehen ist ein vertrauter und alltäglicher Vorgang, der sich der exakten Erfassung hartnäckig zu entziehen scheint. Die Ungreifbarkeit des Gegenstandes stieß im 19. Jahrhundert eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen an, die die menschliche und tierische Bewegung messen, analysieren und auch verbessern sollten. Von der Physiologie und Medizin über die Kriminologie bis hin zur Literatur und bildenden Kunst reichen die Ansätze zur Sicherung und Verwertung von Gangspuren. Ein bisher kaum beleuchtetes Kapitel der Wissenschaftsgeschichte, in dem sich zentrale soziale, politische und ästhetische Probleme des neunzehnten Jahrhunderts bündeln.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 19.09.2013
Ach wie schön, freut sich Volker Breidecker, da ist doch einem Wissenschaftler tatsächlich das seltene "Glück eines guten Lektorats" widerfahren, so kann die flüssige Sprache sogar über die gelegentliche Durststrecke hinweghelfen, anstatt selbst ein kontinuierliches Ärgernis zu sein. Und auch sonst ist Andreas Mayers "Wissenschaft vom Gehen" zu empfehlen, meint der Rezensent, der Wissenschaftshistoriker hat einiges an längst vergessener Literatur ausgegraben, die sich aus anatomischen und physiologischen Perspektiven mit dem menschlichen Bewegungsapparat befasst, manche theoretisch, manche experimentell, erklärt Breidecker. Leider wird in der Rezension nicht ganz deutlich, inwiefern auch die zahlreichen literarischen und philosophischen Verweise - Balzac, Italo Svevo und Schelling sind nur einige davon - von Mayer stammen oder vom Rezensenten selbst.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.09.2013
Verblüfft schaut Kurt Bayertz Balzac beim Gehen, quatsch, bei der Verfertigung einer Theorie des Gehens zu, von der ihm wiederum Andreas Mayer in seinem Buch berichtet. Auch rein physikalische Ansätze werden im Buch behandelt, wie Bayertz erläutert, der dem Buch insgesamt einen lebhaften Eindruck von der Fantasie und der technischen Gewandtheit der Gangforscher entnimmt, ihrem Reformwillen das Gehen betreffend bei Kunst und Militär. Dass der Autor die Empirisierung und Experimentalisierung des Gehens hier erstmals zusammenhängend darstellt, findet Bayertz zwar bemerkenswert, allerdings vermisst er die evolutionären Deutungen im Band sowie einen Ausblick auf die Gangforschung im 20. Jahrhundert.