Der ZeitungsausschnittEin Papierobjekt der Moderne
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main
2006
ISBN
9783596165841, Gebunden, 384Seiten, 16,95
EUR
Klappentext
Von Zeitungsausschnitten, ihrem massenhaften Auftreten gegen Ende des 19. Jahrhunderts und ihrer Verwendung in Kunst und Wissenschaft. Ein bisher von der Geschichts- und Medienwissenschaft nicht näher beachtetes Phänomen wird in Augenschein genommen, seine Einbettung in die Sozial- und Kulturgeschichte dargestellt sowie in Fallgeschichten beschrieben.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.05.2007
Der Autorin Anke te Heesen attestiert Markus Krajewski "Materialzärtlichkeit". Ein echtes Plus für das Verfassen einer Kulturgeschichte des Zeitungsausschnitts. Dass diese Arbeit "facettenreich" ist, wie Krajewski schreibt, kann man sich vorstellen. Wirklich überrascht hat den Rezensenten, was Anke te Heesen daraus zusammensetzt: Eine "luzide Mediengeschichte", von der auch noch eine "kleine Theorie des Fragments" abzweigt. Staunend lässt sich Krajewski durch an Fallbeispielen illustrierte "Ausschneidesysteme" führen und zu Schlüsselstellen der Kultur (Dada) und der Ökonomie (Hamburgisches Welt-Wirtschafts-Archiv). Für den Erhalt des vom Schredder bedrohten Hamburger Archivs ruft er sogar extra auf, so sehr hat ihn das Buch auf den Schnipsel gebracht.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 09.01.2007
Rezensent Oliver Pfohlmann ist beeindruckt vom Reichtum der Studie, nicht nur was das Material betrifft, sondern auch das umfassende Wissen der Autorin. Sie zeige die Bedeutung des Sammelns von Zeitungsausschnitten für alle Lebensbereiche, ob Politik, Wissenschaft, Wirtschaft oder Kunst. Beispielsweise sei Bismarck nicht nur selbst ein Kontroll-Freak der täglichen Presseschau gewesen, viele Deutsche hätten auch ihr eigenes Seelenleben durch das Sammeln von Zeitungsartikeln zu Bismarck gepflegt. Besonders bemerkenswert erscheinen dem Rezensenten noch die vielen weiblichen Angestellten des Gewerbes, die bis zu 7000 Themen und Namen bei ihrer täglichen Schnipselei memorieren mussten. Interessant sei auch, wenn Anke te Heesen zeigen könne, dass das immer gigantischer werdende Archiv des deutschen Kolonialinstituts sich gewissermaßen selber verschlang. Zu einer sinnvollen Nutzung und Auswertung waren einfach keine Ressourcen mehr vorhanden. Einziger Kritikpunkt des Rezensenten ist eine mitunter "weitschweifig" geratene Darstellung.