GrenzverläufeDer Körper als Schnitt-Stelle
Wilhelm Fink Verlag, München
2002
ISBN
9783770536528, Broschiert, 247Seiten, 25,90
EUR
Klappentext
Kaum eine Woche vergeht, in der wir nicht mit einschneideneden Neuerungen in den Bio- oder Medientechnologien konfrontiert werden. Mögen Euphorie oder auch Skepsis diese Entwicklung begleiten - fest steht, daß sie Fakten schaffen, die unseren Alltag nachhaltig verändern. Diese technologischen Innovationen treffen auf einen Theoriekontext, in dem der Körper hinter einem umfassenden Textmodell zu verschwinden droht. Technische und theoretische De- und Recodierung des Körpers gehen Hand in Hand und münden in einem Zuschnitt von Lebendigkeit, der als posthum gedeutet werden kann. Der interdisziplinär angelegte Sammelband untersucht die Folgen dieser Entwicklungen auf den Begriff des Körpers mit dem Ziel, eine die Rede von der Materialität der Körper überschreitende Theoretisierung des Körpers zu initiieren.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 07.09.2002
Diskurse über den Körper oder über die Einheit, den Dualismus oder die strikte Trennung von Körper und Geist haben inzwischen schon ihre Geschichte, weiß Ulrike Baureithel, die selbst von dekonstruktivistischen, anthropologischen oder feministischen Betrachtungen und Theorien viel zu verstehen scheint. Jedenfalls geht die Rezensentin mit dem von Annette Barkhaus und Anne Fleig herausgegebenen Sammelband, der im Rahmen des Berliner Graduierten-Kollegs "Körper-Inszenierungen" entstanden ist, recht kritisch ins Gericht. Vieles sei hier an die Studien Plessners angelegt, ist Baureithel aufgefallen, doch dessen "Leib-Körper-Dualismus" habe wenigstens auch das Vergnügliche am Körper gewürdigt, während "bedenkende Kulturwissenschaftlerinnen", moniert die Rezensentin, sich lieber mit der "Last des leidenden Fleisches" beschäftigen. Etwas ärgerlich findet Baureithel außerdem, dass "gestandene Wissenschaftler" ihre Diskurse über den Körper mit recht eigenwilligen "Cyborg-Theorien" beflügeln. Das "Kunstprodukt aus Fleisch und Technik", denkt Baureithel, scheint wohl nicht nur die Phantasien von Horrorfilmern anzuregen, sondern leider auch manchen Wissenschaftler.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 13.07.2002
Abgesänge auf die Körperlichkeit des Menschen haben Konjunktur, wie der Rezensent (Kürzel rox.) feststellt, die biologische wie technische Optimierbarkeit des Körpers scheinen in greifbarer Nähe. Die Herausgeberinnen des Bandes sehen das mit Skepsis. Statt Gefahr durch Technik sehen sie nun Gefahr für das Lebendige. Verdrängt werden soll, meinen sei, jeder Hinweis auf "Verletzlichkeit und Sterblichkeit". Einzelne Aufsätze entwickeln Diagnosen zum Stand der Dinge, von der "technischen Reproduzierbarkeit" des Körpers bis zum Cyborg, von - so Gernot Böhme in seinem Aufsatz - Aristoteles bis Donna Haraway.