Denn sie sterben jungStories
C.H. Beck Verlag, München
2018
ISBN
9783406725272, Gebunden, 205Seiten, 19,95
EUR
KlappentextAus dem Amerikanischen von Johann Christoph Maas. José Victoriano, der Patriarch der wohlhabenden Familie Arteaga, wird entführt. Er ist nur ein Opfer von vielen in Mexiko, doch für seine Angehörigen ändert sich schlagartig ihre Welt. Mit dem Tode bedroht fliehen sie, nach Amerika, Europa. Antonio Ruiz-Camacho erzählt in acht Geschichten, die sich wie Puzzleteile ineinander verschränken, den Zerfall einer Familie, schildert ihr Leben in der Fremde, die Versuche, dort Fuß zu fassen und deren Scheitern.
In Austin, wo Laura, die Tochter des Entführten, jetzt mit ihrer Familie lebt, begegnet sie einem jungen mexikanischen Expat in einem Waschsalon. Während draußen Waldbrände wüten, schließen sie sich hinter heruntergelassenen Jalousien in seiner Wohnung ein, für zwei Tage. Und dann?
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 08.11.2018
In seinem neuen Roman hat Antonio Ruiz-Camacho laut Rezensentin Jana Luck seine Erfahrungen als Jugendlicher, der in einem der reichsten Viertel Mexikos aufgewachsen ist, verarbeitet: "Denn sie sterben jung" ist die Chronik der privilegierten mexikanischen Familie Arteaga, deren Patriarch entführt wird und von da an verschwunden bleibt. Die verbliebenen Familienmitglieder verstreuen sich verängstigt in alle Himmelsrichtungen, erzählt Luck weiter. Ruiz-Camacho zeigt an den verschreckten "Wohlstandsexilanten" nicht nur, welche Auswirkungen ein solches Trauma haben kann, meint die Rezensentin. In ihren Augen macht der aus acht ineinander verschränkten Erzählungen bestehende Roman außerdem eine Welt für deutsche Leser fassbar, die ihnen sehr fremd sein muss: die Lebensrealität Mexikos, in dem grausamste Gewalt gegen Geiseln und eine riesige Kluft zwischen Arm und Reich zum Alltag gehören, so Luck.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.10.2018
Rezensent Tobias Döring liest Antonio Ruiz-Camachos nach Art eines Testimonios verfassten Roman mit Spannung. Wie sich die Familie eines mexikanischen Patriarchen nach Morddrohungen in alle Himmelsrichtungen verstreut und die Diaspora meistert, erzählt ihm der Autor anhand von acht teils skurrilen Einzelgeschichten, die das Trauma aus verschiedenen Blickwinkeln einfangen. Da die Geschichten letztlich kein geschlossenes Bild ergeben, konzentriert sich der Rezensent auf die Leerstellen, das Ungewisse in den Stories, wenn der Erzähler schweigt und die Opfer reden.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 25.09.2018
Eva-Christina Meier schätzt an dem Debütroman von Antonio Ruiz Camacho gerade das Erzählen abseits von folkloristischen Mexiko-Klischees. Einband und Titel der deutschen Ausgabe des Textes scheinen ihr insofern überflüssig, als der Autor alles andere als holzschnittartig von der mexikanischen Realität sich auflösender Großfamilienstrukturen unter Auswanderern in den USA berichtet. Camachos schonungsloser, distanzierter Blick in den sich zu einer Gesamterzählung fügenden Kurzgeschichten ergibt laut Meier ein multiperspektivisches, vielstimmiges Familien- und Gesellschaftsporträt.