Der SüdelefantRoman
Ullstein Verlag, Berlin
2018
ISBN
9783550081972, Gebunden, 272Seiten, 22
EUR
Klappentext
Aus dem Georgischen von Nino Haratischwili und Martin Büttner. Weil ein alter Freund die Wohnung des Erzählers braucht, um sich dort heimlich mit einer Frau zu treffen, wird dieser für einen Tag obdachlos. Er zieht durch die Straßen und Cafés seiner Heimatstadt Tiflis, lässt sich treiben, folgt seiner Eingebung, und dort, in den Parks und am Flussufer, zwischen anonymen Passanten und bei alten Freunden, denen er begegnet, kommen in ihm Erinnerungen hoch an vergangene Zeiten. Er denkt an die Kindheit und das frühe Erwachsenwerden, die Zeit der Sowjetdiktatur und die überschwängliche Anarchie des noch jungen unabhängigen Staates, an den Ossetienkrieg und seine Folgen.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 09.10.2018
Beeindruckt liest Rezensentin Doris Akrap diesen Roman des georgischen Autors und Fotografen Archil Kikodze, der - typisch postsowjetisch - persönliche und politische Schuld eng miteinander verwebe. "Der Südelefant" erzählt von einem namenlosen Mann, der von einem alten Kindheitsfreund aus der Behaglichkeit geworfen und mit der Vergangenheit konfrontiert wird. Auf einem ausgedehnten Spaziergang durch Tiflis stößt der namenlose Protagonist immer wieder auf Orte und Ereignisse des Unrechts. Diesen literarischen Gang durch die Geschichte der Stadt dürfe man sich keineswegs als Flaneursprosa vorstellen, baut Akrap falschen Erwartungen vor, Kikodze grabe sich in seiner dichten Erzählung durch sehr schmerzhafte Erinnerungen.
Rezensionsnotiz zu
Die Welt, 06.10.2018
Archil Kilodzes Roman "Der Südelefant" ist für Tiflis, was für Dublin der "Ulysses" ist, meint Rezensent Richard Kämmerlings. Erzählt wird die Geschichte eines Ex-Filmemachers und heutigen Werbetexters, der einen Tag lang ziellos durch Tiflis streift, alte Bekannte trifft, über künstlerische Jugendträume und deren Scheitern in den neuen kapitalistischen Zeiten sinniert und mit seiner in den USA lebenden Tochter chattet. Das Gefühl zwischen Tifliser Vitalität, jahrtausendealten Traditionen, "Lähmung" durch die sowjetische Vergangenheit und "Melancholie" bringt kaum ein Roman so gut auf den Punkt wie dieses höchst gegenwartsbezogene und präzise beobachtete Buch, schließt der eingenommene Rezensent.