Jahrhundert der RuheGedichte
Carl Hanser Verlag, München
2003
ISBN
9783446203655, Gebunden, 102Seiten, 14,90
EUR
Klappentext
Armin Senser schafft in diesem Gedichtband Gratwanderung zwischen Tradition und Gegenwart; sei es in einer Hommage an Robert Frost, in den Landschaften von Lissabon bis zu den Alpen oder in Reflexionen über die in alten Kirchen eingemauerte Erinnerung.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.05.2004
Sehr wohlwollend begutachtet Elke Bihusch die neuen Gedichte von Armin Senser, die sie mit ihrer zurückhaltend-klugen und handwerklich wie inhaltlich dichten Poetik nachhaltig beeindruckt haben. Senser rufe seine "dichterischen Ahnherren" (Ovid, Benn, Mandelstam) an, ohne jemals seine eigene Stimme aufzugeben; er balanciere die Melancholie seines lyrischen Ichs mit leichter Lakonie aus; und der "Charme dieser Verse" hebe jede inhaltliche reduktive Lesart auf. Und so räumt die Rezensentin zwar einen gewissen Hang Sensers zu hermetischen "Gedankengebäuden" ein, entscheidet sich aber, das als Ansporn zur Auseinandersetzung zu betrachten. "Im Sinnlichen verankert", so lautet ihr Fazit, "weisen Sensers Gedichte weit darüber hinaus. Für ihn ist Lyrik eine gleichrangige Erkenntnisweise wie die Philosophie, doch 'sie ist die einzige, die das Leben als Ganzes ernst nimmt'".
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 13.11.2003
Norbert Niemann widmet Armin Sensers neuem Gedichtband, aber eigentlich seinem Werk ingesamt, einen Essay, in dem er das Wesen von dessen Poesie dem Wesen der Metaphysik gleichsetzt: Erkundungen im Abgrund zwischen den scheinbar unvereinbaren Wirklichkeiten des Todes und der Ewigkeit. Niemann ist ergriffen von Sensers Verweigerung gegenüber dem Zeitgeist, der ein Unzeitgeist sei: Es herrsche das "totale Jetzt", der "Terror gegen das Erinnern, der Totalitarismus des Augenblicks", doch Senser setze ihm die "Gegenwart aller Zeiten" gegenüber, um in einen Dialog zu treten mit den "lebendigen Stimmen der toten Dichter". Deshalb führen, so Niemann, seine "geschliffenen, auf den Punkt gebrachten Protokolle metaphysischer Reisen" nicht in das ewige Gestern des Konservatismus, sondern - der Trotz der Metaphysik gegenüber der Physik - in die Zukunft. Es möge, wünscht sich Niemann, eine sein, in der jemand wie Senser wieder ein größeres Publikum findet - eines, "das Geist, Sprache, Dialog mit dem ganzen reich der Zeit sucht, statt sich von Mode zu Mode immer weiter für dumm verkaufen zu lassen".
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 07.10.2003
Armin Sensers Gedichte lesen sich für Roman Bucheli wie ein "Who's who der abendländischen Geistesgeschichte: Von Shakespeare bis Vergil, von Schiller über Mandelstam zu Robert Frost, von Nietzsche bis Vallotton spanne sich das Netz, auf dem Senser seine "kühnen Behauptungen und "aphoristisch zugespitzten Sentenzen" entfalte. Beeindruckt ist der Rezensent vom "Verfeinerten der Empfindungen" und dem "Überwältigenden der Wahrnehmungsimpulse" des Dichters, manchmal allerdings stellen sich die Gedanken als "Geflunker" heraus, was Bucheli zu einem "verdrießlichen wie ratlosen Schulterzucken" veranlasst. Als Glanzpunkte verzeichnet er die paradoxen Denkfiguren, das "Disparate" der Sammlung stört ihn nicht, insgesamt werde hier, bisweilen melancholisch, "meist jedoch in fröhlicher Hingabe an das Wort" versucht, was nicht zu erreichen sei: mit Worten an die Dinge selbst heranzukommen.