Irenas ZimmerGedichte
Folio Verlag, Wien
2005
ISBN
9783852563077, Kartoniert, 127Seiten, 19,50
EUR
Klappentext
Aus dem Serbischen von Milo Dor. Cosics Gedichte handeln vom Exil, von der Neuorientierung in einem neuen Leben an einem neuen Ort, sie erzählen vom Gepäck der Erinnerungen, der verlorenen Träume, der geträumten Sehnsüchte, der erinnerten Kämpfe und Leidenschaften in einem fernen Land, in einem alten Leben. Die Projektionsfläche seiner Themen ist Berlin: In den Straßen, an den Gebäuden trifft Cosic auf die Spuren des vergangenen Jahrhunderts, auf die großen und kleinen Diktatoren, auf Hitler, Stalin, Milos¡evic, auf die großen und kleinen Künstler, Weggenossen im Geiste, auf Goethe, Kafka, Majakowski.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 06.09.2005
Wie konnte der Verlag diese in doppeltem Sinne phantastischen Gedichte nur ohne serbisches Original veröffentlichen, fragt eine gleichermaßen begeisterte und fassungslose Rezensentin. Phantastisch seien Cosics Gedichte insofern, erklärt Sybille Cramer, als der Dichter realistische Szenen aus seinem Berliner Leben mit surrealen Geschichts-Bildern hier "übermalt" oder dort mit der Belgrader Heimat "unterirdisch verknüpft". Stets jedoch dominiere der Traum über das historische Faktenmaterial. "Schauend und erinnernd", so die Rezensentin, bewege sich Cosic in seinen "ungewöhnlich vitalen" Gedichten als Spaziergänger durch Berlin. Das Finanzamt in der Bismarckstrasse, die verwirrte alte Dame mit ihrer gelben Katze, Cosics "agierende Wahrnehmung" verwandle Wirklichkeiten in "Traumbauten". Der Autor spaziere mit seinen Berlin-Gedichten durch nicht weniger als das "Gelände seines Lebens". Und diese räumliche Erinnerungskunst, betont die Rezensentin, sei "hintergründig, erfahrungsgesättigt und vor allem kosmopolitisch".
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 28.05.2005
Ebenso wie bei Bora Cosics zuletzt erschienenem Roman "Das Land Null" handelt es sich, so Christiane Zintzen, auch bei diesem Gedichtband um ein Werk der Melancholie. Vom Exil in Berlin aus blickt der in Zagreb geborene Dichter auf seine verlorene, zerstörte Heimat. Beschworen wird die Erinnerung an Vergangenes, an die Utopie, die scheiterte. Heraus komme dabei eine recht verzweifelte "Kartographie der Ortlosigkeit", allerdings ohne die "monomanen" Züge des nicht weniger finsteren Romans. Leise Kritik übt die Rezensentin an der "etwas schleppenden" Übersetzung durch Milo Dor.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 12.05.2005
Dorothea Dieckmann entdeckt bei der Besprechung eines Romans und eines Gedichtbandes des in Berlin lebenden serbischen Autors Bora Cosic bei aller surrealistischen Kälte doch eine "kleine geflügelte Ahnung von Transzendenz". In den Gedichten des Lyrikbandes "Irenes Zimmer" nimmt Cosic das "Trümmerfeld" des 20. Jahrhunderts in den Blick. Die Form "erlaubt es Cosic diesmal, Namen zu nennen", sei es Auschwitz, Srebrenica oder Tschetschenien, so die Rezensentin, die in den "sonetthaft" gefügten Versen allerdings keinerlei Trost zu entdecken vermag. Hier zeigt sich so etwas wie das "ästhetische Gewissen nach dem Scheitern der Humanität", meint Dieckmann, für die nur die Vögel, die in den Texten allenthalben in Erscheinung treten, noch so etwas wie "Transzendenz" versprechen.