Libellenaugen - Eine Kindheit im Shanghai der Roten GardenRoman
Drachenhaus Verlag, Esslingen
2019
ISBN
9783943314434, Gebunden, 300Seiten, 19,00
EUR
Klappentext
Aus dem Chinesischenvon Nora Frisch. A Mei ist anders als die anderen. Mit ihren großen Augen, der hohen Nase und den hellbraunen Haaren fällt sie im Shanghai der 1960er Jahre überall auf. Kein Wunder: A Meis Großmutter Océane ist Französin. Ihr hat es A Mei auch zu verdanken, dass sie so wunderbar Klavier spielen kann. Doch plötzlich ändern sich die Zeiten und A Mei wünscht sich mit einem Mal nichts sehnlicher, als dem Durchschnitt zu entsprechen und ohne ihr besonderes Aussehen, ohne ihre besonderen Begabungen unbemerkt in der Masse untertauchen zu können. Aufzufallen wird mit einem Mal gefährlich. Wie sehr, muss die kleine A Mei schon bald schmerzlich erfahren...
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.12.2019
Rezensent Steffen Gnam lässt sich von Cao Wenxuan in das Schanghai der fünfziger und sechziger Jahre versetzen. Das im Original bereits 2005 erschienene Jugendbuch handelt von einer wohlhabenden Geschäftsfamilie vor dem Hintergrund des Japanisch-Chinesischen Krieges und Maos Kulturrevolution. Wie der Terror der Roten Garden die Familie langsam ergreift, schildert der Autor laut Gnam in "tragischer Märchen-Ästhetik" und mit Sinn für "Schwellenängste", aber auch für Humanität und Würde inmitten der Verwüstung. Das Ende der Familie bedeutet im Buch zugleich das Ende der Kindheit für einige der Figuren, erklärt Gnam.
Rezensionsnotiz zu
Deutschlandfunk, 23.11.2019
Vielleicht sollte man Katharina Borchardts Kritik höflich nennen. Sie kann diesem Roman, der für sie halb Jugendbuch, halb "Märchen für Erwachsene" ist, durchaus Manches abgewinnen: Lebendige Schilderungen einer Familiengeschichte über Generationen, lyrische Naturbeschreibungen, auf die sie die Übersetzerin Nora Frisch im Gespräch eigens hinweist. Aber obwohl dieser Roman vom Zweiten Weltkrieg bis zu den Ereignissen des Jahres 1989 eine Menge Katastrophen streift, erscheint er ihr eigenartig bilderbogenhaft und beschönigend. Der Familie stößt alles zu und doch irgendwie nichts. Cao ist eben auch Vizepräsident der Pekinger Autorenvereinigung und weiß, wo seine Grenzen liegen, erläutert die Rezensentin: Über die Kulturrevolution darf man durchaus schreiben, aber als eine "Epidemie", denn die Partei und Mao sind sankrosankt. Es führt kein Weg drumrum: "Cao verharmlost."