Nietzsches Schwester und Der Wille zur MachtBiografie der Elisabeth Förster-Nietzsche
Europa Verlag, Hamburg
2001
ISBN
9783203760308, Gebunden, 272Seiten, 20,20
EUR
Klappentext
Die Schwester als Pflegerin und Fälscherin - eine erstaunliche Frauenbiografie. Mitte des 19. Jahrhunderts geboren, ihren Bruder Friedrich Nietzsche Jahrzehnte überlebt, fast neunzigjährig 1935 gestorben: Elisabeth Förster-Nietzsche ist Zeugin von Gesellschaftsumbrüchen und die wichtigste Chronistin von Nietzsches Lebensweg und -werk. Carol Diethe vollzieht die Etappen nach: von der kleinen Schwester mit dem Kosenamen "Lama? über die Haushälterin des Philosophen und die Gattin und bald Witwe des von Nietzsche abgelehnten Antisemiten Bernhard Förster, bis hin zur Pflegerin des geistig umnachteten Bruders, zur Nachlaßverwalterin und Gründerin des Nietzsche-Archivs. Besonderes Augenmerk gilt Elisabeth Förster-Nietzsche als Hitler-Anhängerin und Fälscherin der Schriften Nietzsches.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 22.08.2002
Ganz zufrieden zeigt sich Ludger Lütkehaus mit Carol Diethes' Biografie Elisabeth Förster-Nietzsches. Auch wenn das Buch etwas "bieder" daherkomme, insgesamt sei es durchaus "eingehend" und "zuverlässig" recherchiert. Ausführlich werde der Leser etwa über die kolonialen Abenteuer Förster-Nietzsches und ihres Mann Bernhard Förster in Paraguay, ihren Bildungsstand oder ihr widersprüchliches Verhältnis zur Frauenbewegung informiert. Ein Schmankerl des Buches sei sicherlich der Erstabdruck einer Erzählung, in der Förster-Nietzsche indirekt mit Lou Andreas-Salome abrechnet. Das Verdienst aber, den "Willen zur Macht" als Machwerk Förster-Nietzsches enttarnt zu haben, will der Rezensent der Autorin entgegen den "Fanfarenstößen des Marketings" nicht zugestehen: "Über die Weimarer Fälscherwerkstatt wissen wir seit einem halben Jahrhundert Bescheid." Denn schon 1930 ist Elisabeth Förster-Nietzsche in einem Gerichtsurteil mit Tantiemen für die Ko-Autorschaft am "Willen zur Macht" bedacht worden, wie der Rezensent mitteilt.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 03.11.2001
Martin Bauer äußert ausführlich sein Unverständnis über die Idee der britischen Forscherin Carol Diethe, der Schwester von Friedrich Nietzsche, Elisabeth Förster-Nietzsche - dem Rezensenten aus gesicherten Quellen als Fälscherin und "soeur terrible", die offenkundig bei Adolf Hitler um Gunst und "Ehrensold" buhlte, bekannt - eine Biografie zu widmen. Zumal, weiß der Rezensent, bereits 1977 eine von Heinz Frederick Peters erschienen ist, der Diethe eigentlich nichts Neues hinzuzufügen weiß, so Bauer. Allerdings hat er in dieser Biografie, eher zu seinem Bedauern denn zu seiner Freude, viele Kalauer und Verstiegenheiten entdeckt, die ihn an der Intelligenz der Autorin, des Übersetzers und der Lektorin zweifeln lassen. Besonders furchtbar findet Bauer die "interpretatorischen Höhenflüge" der Autorin, etwa, wenn sie Nietzsches Werk "Der Wille zur Macht" als symbolischen Ausdruck einer inzestuösen Beziehung zwischen dem Philosophen und seiner Schwester deutet.