Nachts ist unser Blut schwarzRoman
Aufbau Verlag, Berlin
2019
ISBN
9783351037918, Gebunden, 160Seiten, 18,00
EUR
Klappentext
Aus dem Französischen von Andreas Jandl. Alfa Ndiaye kämpft im Ersten Weltkrieg an der Seite der Franzosen gegen die Deutschen - ein "Schokosoldat" wie die Kameraden ihn nennen. Als Alfas geliebter Kindheitsfreund in seinen Armen verblutet, wird er von Wut und Rache gepackt. Wie ein Wahnsinniger zieht er mit seiner Machete über das Schlachtfeld und kehrt jeden Abend mit einem Gewehr des Feindes samt abgetrennter Hand zurück. Erst bewundern ihn die anderen, dann fürchten sie den Wilden und wenden sich ab. David Diop hinterfragt die Menschlichkeit in unmenschlichen Zeiten und verlagert das Grauen des Krieges ins tiefste Innere.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.01.2020
Rezensent Wolfgang Schneider ist der Meinung, dass David Diop sich an seinem Thema verhebt. Über die "Senegalschützen" im Ersten Weltkrieg weiß Schneider wenig, doch wie Diop den Stoff angeht, nicht dokumentarisch, sondern literarisch, introspektiv, mit Blick auf die persönliche Rachegelüste seines Helden und auf die rassistische Ideologie hinter dem Einsatz der "Schokosoldaten" im französischen Heer, das geht laut Schneider schief. Belehrend, plakativ und bisweilen "nervtötend" wirken auf Schneider der "poetisch-archaisierende Duktus" der Sprache und die dargestellten Grausamkeiten.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 16.01.2020
Rezensentin Ekaterina Kel ist wie gebannt von David Diops Roman über einen senegalesischen Soldaten in der deutsch-französischen Schlacht des Ersten Weltkriegs. Die starke Ästhetisierung des Textes irritiert sie und zieht sie hinein in das brutale Gemetzel des Krieges und die zerrissene Seele des Soldaten Alfa, der seinen Seelenbruder zu rächen versucht. Die "gekonnt gewobene" Satzstruktur des Textes findet Kel in der Übersetzung von Andreas Jandl kongenial ins Deutsche gebracht. Das Buch ist für sie kein Antikriegsroman, sondern ein vielschichtiger, von Mitleid und Abscheu geprägter Blick auf den Protagonisten. Dieser doppelte Blick spiegelt sich für Kel im Widerspruch zwischen den geschmeidigen Sätzen und der grausamen Geschichte.