Ein ganzer MannRoman
Haffmans und Tolkemitt, Berlin
2012
ISBN
9783942989220, Gebunden, 667Seiten, 26,00
EUR
Klappentext
Aus dem Englischen von Martin Richter und Yamin von Rauch. David Lodge über das Leben & Lieben des H. G. Wells, dem vormals meistgelesenen Schriftsteller der Welt. Der alte, kränkelnde Herbert George Wells H. G. ("Aigee") für seine Freunde und Familie lebt im Jahr 1944 zurückgezogen in seinem Londoner Stadthaus am Regent's Park und blickt zurück auf sein Leben, seine Bücher, seine Frauen, seine Begegnungen mit den Großen und Mächtigen dieser Welt. Er erinnert sich an seine Begegnungen mit den bedeutenden Literaten, Intellektuellen und Politikern seiner Zeit, an seinen Sprung in die sozialistische Politik, an seinen Glauben an die freie Liebe und die Energie, danach zu leben. David Lodge enthüllt ein erstaunliches Leben, so genial wie widersprüchlich: Wells war ein Sozialist, der seinen Reichtum genoss und großzügig teilte, ein anerkannter Romancier, der sich vom Roman abwandte, ein feministischer Macho, hochsensibel und unheilbar romantisch, gelegentlich vereinnahmend aber immer mitfühlend und unwiderstehlich.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 12.02.2013
Recht viel salzige Details aus dem Liebesleben des Romanciers und Visionärs H.G. Wells erfährt man hier, berichtet der insgesamt mitgerissene, wenn auch nicht unkritische Rezensent Martin Halter. Romanhaft ausgeschmückt, aber sehr wohl auf Quellen basierend, erzähle Lodge, der "König der Campus Novel", hier das mit geschätzten hundert Geliebten recht abwechslungsreiche Liebesleben Wells', der übrigens eine sympathische erotische Vorliebe für früh emanzipierte Schriftstellerinnen, Sufragetten und Radikalfeministinnen sowie sowjetische Agentinnen hegte - ein "Pionier der sexuellen Revolution" also. Zumindest eine seiner Ehefrauen ließ ihm das alles wohlwollend durchgehen, so lange sie nicht selbst mit ihm ins Bett musste. Sie half auch, "die unehelichen Kinder zu versorgen". Wells' Literatur habe das ausschweifende Leben am Ende doch geschadet, merkt Halter an, aber auf diese Frage scheint sich Lodge auch gar nicht so zu konzentrieren.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 07.01.2013
Zu viele Kompromisse wittert Burkhard Müller in diesem Buch, das zwar als Roman daherkommt, ihm jedoch auch Biografie zu sein wollen scheint. Was denn nun? Die gleiche dauernde Unentschlossenheit, die H.G. Wells Leben und Schaffen laut Müller geprägt hat, schwappt in das Buch und macht es dem Rezensenten nahezu ungenießbar. Wer spricht? Fragt sich der Rezensent zum Beispiel desöfteren beim Lesen. Ist es der Biograf oder H.G. Wells selbst? Selbstgespräche, Dialog, Briefe und Berichte, Innen- und Außenperspektiven verschwimmen dem Rezensenten vor den Augen. So anekdotenreich das Leben des Autors von "Der Krieg der Welten" (und 100 weiterer, nahezu unbekannter Bücher) auch gewesen sein mag, das Buch von David Lodge vermag es nicht recht zu vermitteln, findet Müller.