Delphine de Vigan

Loyalitäten

Roman
Cover: Loyalitäten
DuMont Verlag, Köln 2018
ISBN 9783832183592
Gebunden, 176 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Französischen von Doris Heinemann. Der 12-jährige Théo ist ein stiller, aber guter Schüler. Dennoch glaubt seine Lehrerin Hélène besorgniserregende Veränderungen an ihm festzustellen. Doch keiner will das hören. Théos Eltern sind geschieden und mit sich selbst beschäftigt. Der Junge funktioniert und kümmert sich um die unglückliche Mutter und den vereinsamten Vater. Um ihren Sohn müssen sie sich keine Sorgen machen. Doch Théo trinkt heimlich, und nur sein Freund Mathis weiß davon. Der Alkohol wärmt und schützt ihn vor der Welt. Eines Tages wird ihn der Alkohol ganz aufsaugen, das weiß Théo. Doch wer sollte ihm helfen? Hélène, seine Lehrerin, würde es tun, wie aber soll das gehen, ohne dass er die Eltern verrät? Mathis beobachtet das alles voller Angst. Zu gerne würde er sich seiner Mutter anvertrauen, allerdings ist Théo sein einziger Freund. Und einen Freund verrät man nicht. Außerdem würde er damit auch demjenigen in den Rücken fallen, der den Minderjährigen den Alkohol besorgt. Und der ist es, der das gefährliche Spiel in dem schneebedeckten Park vorschlägt, bei dem Théo bewusst den eigenen Tod in Kauf nimmt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.12.2018

Zum Glück für Delphine de Vigan ist deren Roman zumindest "kurz" und "kurzweilig", meint Rezensent Jan Jekal: Knappe Kapitel, multiple Perspektiven, ein flott erzähltes Sozialdrama - viel mehr braucht man offenbar nicht für den literarischen Erfolg. Zudem macht de Vigan es ihren Lesern sehr leicht, die Beweg- und Hintergründe, die Emotionen, Ängste und Unfähigkeiten ihrer Figuren zu durchschauen - zu leicht, findet der Rezensent. Vom showing-not-telling-Prinzip hält sie offenbar wenig, stellt Jekal fest, denn sie lässt keinerlei Raum für Fantasie und Projektionen. Die Lehrerin Helène, der pubertierende Théo, sowie dessen Eltern und Klassenkameraden wissen erstaunlich gut über ihr Innenleben Bescheid und breiten dieses entsprechend genau vor dem Leser aus, wozu sie nicht selten ein paar schwächelnde und ungeschickte Metaphern bemühen. Auf diese Weise wird Identifikation verhindert, die Figuren bleiben flach und unnahbar, ihr Leiden dem Leser gleichgültig, seufzt der Kritiker. Und Humor? Den verbittet sich die Autorin, schließt der enttäuschte Rezensent.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2018

Rezensent Niklas Bender schätzt die verschiedenen literarischen Sensibilitäten der Delphine de Vigan. Der neue Roman der Autorin bietet ihm das Porträt einer dysfunktionalen Familie im Angesicht des sozialen Abstiegs. Die unterschiedlichen Perspektiven im Text, die komplementären Sichtweisen der Figuren tragen für Bender wesentlich zum Gelingen bei, ebenso das Einfließen persönlicher Erfahrungen und ihre gekonnte literarische Verwandlung. Das Resultat ist laut Bender ein authentisch wirkendes Bild der Gegenwart und eine Darstellung psychozialer Probleme, die nicht dem Zeitgeist hinterherrennt.
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