Jesus' SohnErzählungen
Rowohlt Verlag, Reinbek
2006
ISBN
9783498032241, Gebunden, 144Seiten, 14,90
EUR
Klappentext
Aus dem Amerikanischen von Alexander Fest. Frei nach Lou Reed - "When I'm rushing on my run, and I feel just like Jesus' son" - muß dieses Buch gelesen werden. Denis Johnsons Storysammlung "Jesus' Son", 1992 in den USA erschienen, berichtet von Verwirrung, Leiden und Heilung des jungen Drifters "Fuckhead" und hat den Autor zur lebenden Legende gemacht. Seine Erzählungen aus der amerikanischen Vorhölle sind so ungewöhnlich wie seine Sicht der Dinge, die das Elend der Welt "durch eine Art Schallmauer trägt, und jenseits davon feiert man Freudenfeste" (Padgett Powell). Dies ist eines der herausragenden Bücher der jüngeren amerikanischen Literatur, und es schuf einen Ton, der in zuvor nie gehörter Weise Grauen und Komik, Schrecken und Zärtlichkeit einschließt.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 27.06.2006
Das Zeug zum Kultbuch hätten Denis Johnsons elf Erzählungen, schlägt Rezensent Thomas Hermann schon mal die Werbetrommel. Wie üblich bei Johnson erwarte den Leser ein zeitlich und räumlich schwer zu durchschauender Haufen von abstrusen bis absurden Geschichten. Der Erzähler berichte aus seinem noch jungen, aber schon breiten Erfahrungsspektrum als Multisüchtiger, oder alternativ aus der trostlosen Perspektive des Entzugspatienten. Wenn die letzte Erzählung in der Wüstenstadt Phoenix spiele, folgert der Rezensent, deute dies auf den metaphorischen und insbesondere christlichen Bedeutungshorizont des Bandes, den ja bereits der Titel einläute. Die Fruchtbarkeit der Zerstörung und die Neugeburt aus der Asche sei schon immer eine Art "Leitmotiv" im Werk von Denis Johnson gewesen.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 13.06.2006
Kein Funken Pathos und keine Unze Verklärung findet Christoph Haas in Denis Johnsons Geschichten über einen mitleidslosen Junkie. Nur äußerlich ähneln die Szenarien denen von Jack Kerouac oder Charles Bukowski, meint Haas, der Johnsons direkte und ungeschönte Darstellung eines Süchtigen am ehesten schon bei William R. Burroughs gesehen hat. Haas gefällt die "psychedelische" Note, die Jonhson dem traditionell realistischen Genre der Shortstory etwa in den Schilderungen der Halluzinationen des Helden verleiht, außerordentlich. Und dass nur aus der Sicht des Helden erzählt wird, verleihe dem Ganzen eine "enorme Intensität". Die dichte Atmosphäre der besten Texte reiche so weit, dass die wenigen schwächeren Stücke der Sammlung kaum ins Gewicht fallen, versichert der Rezensent.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 18.05.2006
Denis Johnson müssen die Ohren klingen, so hoch wird seine bereits vierzehn Jahre alte, vom ihm selbst als autobiografisch bezeichnete Storysammlung (samt ihrem Übersetzer Alexander Fest) von Iris Radisch gelobt. Und Radisch gibt sich alle Mühe, uns gleich mit anzustecken. Was sie zu Beginn schlicht "unglaublich" nennt, eine vierzehn Jahre währende literarische Sensation, bringt sie uns im folgenden nahe als "Harte-Jungens-Storys" aus dem Mittleren Westen der USA, in denen die schönsten Momente, so kitschig das klingen mag, mit Erlösung zu tun haben. Das gilt es erst einmal zusammenzubringen. Dass es Johnson gelungen ist, daran lässt Radisch keinen Zweifel. Überrascht stellt sie fest, dass es dazu sprachlich nicht allzu viel braucht: von literarischer Bildlichkeit etwa keine Spur. Dafür ein "rüder, entspannt maulfauler" Stil, wie ihn Radisch weder aus Europa noch von der amerikanischen Ostküste her kennt. Und der ein "Understatement" und eine "Ungezwungenheit" in diese Geschichten bringt, dass der Rezensentin nicht selten der Atem stockt.