Ich muss euch etwas sagenUnser Leben mit dem Virus
Lübbe Verlagsgruppe, Bergisch Gladbach
2009
ISBN
9783785724057, Kartoniert, 250Seiten, 16,99
EUR
Klappentext
Dieter und Almut führen ein überschaubares Leben, zwei kleine Kinder, Dieter ist Hausmann, Almut Dialyseschwester in einer Ambulanz. Der Anruf ereilt sie mitten in den Vorbereitungen zum Weihnachtsfest: Almut ist HIV-infiziert, sagt die Blutspendezentrale. Man schreibt das Jahr 1990, Aids ist die Krankheit, der Schwule und Drogenabhängige zum Opfer fallen, die Hysterie um das Virus ist auf dem Höhepunkt. Das Ehepaar ist verzweifelt, auch Dieter ist bereits infiziert. Was erwartet sie? Gesellschaftliches Stigma, baldige Erkrankung, früher Tod? Was wird aus den Kindern? Das Paar entscheidet sich für einen radikalen Weg, mit allen Konsequenzen: Sie schweigen. Eisern. 18 Jahre lang. Erst als beide Kinder volljährig sind, weihen sie sie ein und stellen sich kurz darauf der Öffentlichkeit.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.12.2009
Es handelt sich um einen Erfahrungsbericht. Die Rezensentin Manuela Lenzen begnügt sich im wesentlichen mit Nacherzählung, aber das ist vielleicht das beste, was man in einem solchen Fall machen kann. Ihre Erzählung ist so lebendig und erschreckend, dass man von ihr aus auch aufs Buch schließt. Dieter Niemeyer erzählt seine Geschichte und die seiner Frau, die sich bei ihrer Arbeit als Krankenschwester mit Aids infizierte und die Infektion unwissentlich an ihn weiterreichte. Zwar lässt sich die Krankheit mit Medikamenten heute einigermaßen beherrschen, so Lenzen, aber es ist in der Praxis doch noch einiger Schrecken mit ihr verbunden, der heute gern verdrängt wird: Die zahlreichen Medikamente haben Nebenwirkungen. Es ist schwierig, eine Fassade der Normalität aufrechtzuerhalten. Zugleich darf man fest damit rechnen, von der wohlwollenden Mitwelt ausgegrenzt zu werden, sobald man die Krankheit bekannt macht - und außerdem muss man als Patient auch noch um eine angemessene Behandlung kämpfen. Das Buch scheint für alle, die sich mit dem Thema Aids in der Gesellschaft beschäftigen wollen, eine absolut einschlägige Lektüre zu sein.