Una storia veraEin Kinderalbum in Versen
Insel Verlag, Frankfurt/ Main
2002
ISBN
9783458192374, Gebunden, 56Seiten, 11,80
EUR
Klappentext
"Willkommen an Bord Däumling du, Menschlein, brandneu. / Zierliche Nymphe, zitternd wie Espenlaub, Milchtrinker, Wicht. / Alles dank dir, Glückskind, beginnt nun, gut griechisch, mit Eu ?/ Wie sie Dich halten, Krabbenfang, ängstlich, daß nichts zerbricht", begrüßt der gerade Vater gewordene Dichter die Tochter, wohl wissend um die eigene Vernarrtheit, die anderen womöglich fragwürdig ist. Aber was liegt näher, als sich dem Ansturm der Erwartungen, den Gebärden und dem Geschrei des Neugeborenen ganz hinzugeben? Movens des Schreibens dieser Verse war für Durs Grünbein die Neugier auf etwas, was der Selbsterfahrung unzugänglich bleibt: Niemandes Erinnerung reicht zurück in die ersten zwanzig Monate des eigenen Lebens, und so sah er sich bei der Betrachtung der Tochter immer auch sich selbst gegenüber, mehr noch, er blickte ins Innere der Lebensuhr.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 31.12.2002
Als "kleines Werk von lichter Zartheit und großer Geschlossenheit" würdigt Rezensent Ijoma Mangold Durs Grünbeins "Una Storia Vera. Ein Kinderalbum in Versen". Mit der Geburt von Grünbeins Töchterlein Vera ist des Dichters kulturpessimistischer, misanthropischer Ton nach Ansicht Mangolds in die zweite Reihe verwiesen. Zur Freude des Rezensenten ergeht sich Grünbein aber nicht in "Exzessen der Süßlichkeit". Vielmehr beobachte Grünbein das Kind mit "wissenschaftlicher Neugier", ohne darüber sein Entzücken über Vera zu verleugnen - ein Entzücken, das zwischen vollmundiger Stilisierung und Selbstironie wunderbar hin und her springe. Nach der Lektüre wolle man zwar nicht gleich selber Vater werden, versichert Mangold, "aber als Patenonkel steht man jetzt durchaus zur Verfügung".
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 12.09.2002
Gar nicht so einfach, einem Durs Grünbein die "väterlichen Adorationspoeme" nicht allzu übel zu nehmen. Aber Iris Radisch meistert dieser Aufgabe mit Eleganz. Zwar pustet sie mächtig und haut gleich im ersten Satz drauf "Vor den Töchtern schreiben die Väter." Aber sie wird dann auch milder, weil sie ja versteht und natürlich billigt, dass die Herren Dichter von ihren Kindern entzückt sind - und überhaupt, sonst "wäre die deutsche Lyrik um manches teure Wiegenlied ärmer". Also sei's drum: muss man zwar trotzdem die antikisierenden Pose bespötteln und kann sich dennoch freuen an der "kleinen quietschenden Orchidee". Und manchmal, findet sie erleichtert, wird das Kind sogar richtig "lebendig", und dankt dem Dichter, dass er sein "Tiefdruckbeilagen-Deutsch" durch freches Kreuzreimen ersetzt hat. Puh, geschafft.