HysteriaRoman
Piper Verlag, München
2018
ISBN
9783492059244, Gebunden, 240Seiten, 22,00
EUR
Klappentext"Hysteria" erzählt die Geschichte von Bergheim, der auf einem Biomarkt merkwürdig unnatürliche Himbeeren entdeckt. Auf der Suche nach dem Rätsel ihrer Beschaffenheit und Herkunft gerät er immer tiefer in eine kulinarische Dystopie, in der das Natürliche nur noch als absolutes Kunstprodukt existiert, weil das Künstliche längst alle Natur ersetzt hat. Aber keiner weiß davon. Nur seine Hypersensibilisierung befähigt Bergheim, die unheimliche Veränderung wahrzunehmen und ihr nachzugehen. Alle Fäden laufen im Kulinarischen Institut zusammen, wo er Charlotte wiedertrifft, seine Studienfreundin und ehemalige Geliebte, die nun als Leiterin an der Spitze der Bewegung des "Spurenlosen Lebens" steht. Allein mit Ansgar, dem dritten im Bunde des ehemaligen Uni-Triumvirats, wird es Bergheim gelingen, etwas dagegen zu tun.
Rezensionsnotiz zu
Deutschlandfunk Kultur, 10.01.2019
Eckhart Nickel hat mit seinem Debütroman "Hysteria" ganz den Geschmack des Rezensenten Michael Opitz getroffen. Der Kritiker hält die Geschichte über eine zukünftige Gesellschaft, in der die Menschen sich vermeintlich wieder vollkommen der Natur unterordnen, um die Welt in ihren Zustand vor Eingreifen der Menschheit zurückzuversetzen, für "allerbeste literarische Feinkost", die die Sinne seiner Leser schärft. Die Hauptfigur bemerkt laut Rezensent als einzige, dass mit der Naturidylle etwas nicht stimmt, dass beispielsweise die Himbeeren etwas zu rot und das Gras etwas zu grün sind. Nickel hat dem Kritiker zufolge eine edel verarbeitete Dystopie serviert, deren appetitliches Äußeres aufs Schönste mit ihrem schwer verdaulichen Inhalt spielt. Opitz' Fazit: "unbedingt lesenswert"!
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 04.10.2018
Sigmund Freud, Ernst Jünger, Edgar Ellen Poe, E.T.A. Hoffmann und Eckhart Nickel - all diese Denker und Autoren verbindet etwas - eine düstre Lust, eine Faszination für das Grauen und die Abgründe unter der glänzenden Oberfläche der Zivilisation, meint Rezensent Steffen Martus. In Nickels Roman "Hysteria", so Martus, wird diese Oberfläche in popliterarischer Manier en detail seziert und beschrieben als eine, die ihre perverse Farbpracht aus der romantischen Illusion einer haltbietenden Natur gewinnt. Doch wer die Oberfläche einmal durchschaut und den Abgrund erblickt hat, der kann nicht mehr wegschauen. So ergeht es Nickels Protagonisten, der im Laufe der kurven- und sprungreichen Handlung eine groteske, eine monströse Verschwörung aufdeckt und dabei mächtig ins Schwindeln gerät, lesen wir. Diese unaufhaltsame Abfahrt ins Tal der Erkenntnis beschreibt Nickel mit aller erzählerischer Finesse, so der beeindruckte Rezensent.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.09.2018
Jan Wiele findet in Eckhart Nickels Roman ästhetische Verweise zuhauf. Das neckische Beschreiben von Luxusgegenständen kennt er zwar schon irgendwoher, doch Nickel treibt es satirisch auf die Spitze, meint er und biegt kurz vor letzter Ausfahrt Popliteratur ab in eine fantastische Sci-Fi-Geschichte um Verschwörungstheorien und ökothrillerartige Zusammenhänge. Ein Horrortrip, erklärt Wiele, der den Protagonisten über Rückblenden zurück in selige Studienzeiten und den Leser in einen Zustand staunender Bewunderung angesichts eines beträchtlichen Haufens Retroschick befördert.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 12.09.2018
Rezensent Philipp Theisohn empfiehlt Eckhart Nickels neues Buch ausdrücklich Menschen mit gutem Geschmack. Andere könnten für degoutant halten, was Nickel mit Anleihen an Hoffmanns Schauerromantik über Bio-Schaumwein und Eselskäse und die Kunst des feinen Genusses zu berichten hat, befürchtet er. Ästhetizisten aber werden das Schwelgen des Textes in sinnlichen Details zu schätzen wissen, meint Theisohn, werden an Huysmans denken und neben der Detektivgeschichte auch die "feingezeichnete" Beziehungsgeschichte im Buch mit Genuss zu sich nehmen.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 04.09.2018
Mögen Kritiker diesen Roman auch für dekadent oder reaktionär halten, es wird ihn nicht anfechten können, ist sich Christoph Schröder sicher. Unangreifbar machen ihn in den Augen des Rezensenten die sprachliche Eleganz, die Anklänge an Stifter, Raabe und Ernst Jünger sowie die Kunstfertigkeit, mit der "Hysteria" ein Grundgefühl von Überspanntheit und Bedrohlichkeit erzeuge. Wie das geht? Eckart Nickel, einst "Tempo"-Autor und Teil des popkulturellen Quintetts Tristesse Royale, erzählt in seinem tatsächlich ersten Roman von einem Mann, der in seiner hypernervösen Übersensibilität erkennt, dass mit den Himbeeren auf dem Bio-Markt etwas nicht stimmt. Rezensent Schröder sieht in der Folge ein System aus Wahn und Hysterie, Paranoia und Verschwörungstheorie entworfen, das zwischen Archaik und Dystopie schwebt und unerklärlich bleibt. Ironie? Für Schröder spielt diese Kategorie keine Rolle mehr.