Fräulein, der Hundefänger kommtRoman
Braumüller Verlag, Wien
2010
ISBN
9783992000005, Gebunden, 240Seiten, 21,90
EUR
Klappentext
Aus dem Tschechischen von Julia Hansen-Löve. Weihnachten in einem Ferienhaus nördlich von Sydney: Jahre hindurch haben Nela und Joe, tschechische Immigranten, hier ihre Wochenenden verbracht. Doch die einstige Idylle am Rand der Wildnis ist ein Ort der Tristesse geworden: Nela ist seit Monaten tot, ihr Mann Joe nach einem Schlaganfall an den Rollstuhl gefesselt und nur nachlässig betreut von seinem Stiefsohn Pet'a. Aus Rache an der Mutter, die ihn als Kind bei ihrer Flucht über den Eisernen Vorhang in der stalinistisch regierten Tschechoslowakei zurücklassen musste und erst später nachholte, verludert Peet'a sein Erbe mit der jungen Betty, einer ehemaligen Prostituierten. Joe steht eine Hündin treu zur Seite, Bojana, ebenfalls mit europäischem Stammbaum. Das von den australischen Hunden bewunderte "feine Fräulein aus der Stadt" ist seinem Freiheitsdrang gefolgt und aus Liebe zu einem Dingo eine Zeitlang mit dessen Rudel durch den Busch gestreunt. Jetzt sieht sich Bojana vom Tod bedroht, den sie in Gestalt eines imaginären Hundefängers wittert.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 13.07.2010
Mit Erinnerungen an seine Kindheit im Waisenhaus ist Edgar Dutka auf einen Schlag in die erste Garde der tschechischen Gegenwartsliteratur aufgestiegen, weiß Alena Wagnerova, doch dieses vorliegende zweite Buch hat sie nicht überzeugt. Der 1941 geborene Autor, der seit den 70er Jahren in einem Trickfilmstudio arbeitete und erst spät in die literarische Öffentlichkeit trat, schöpft auch in diesem Roman aus autobiografischen Quellen, wenn er eine alternde Hündin, wie ihre Besitzer tschechische Exilantin in Australien, aus ihren Erinnerungen erzählen lässt. Schwer tut sich die Rezensentin mit dem Ungeordneten der Assoziations- und Erinnerungsfetzen, und sie findet zudem, dass neben den Hunden die menschlichen Protagonisten "blass" bleiben. Was für Wagnerova aber die größte Schwäche dieses Romans bleibt, ist, dass die Hundeperspektive nicht wirklich überzeugend ist, weil der Blick der Hündin durchgehend zutiefst menschlich bleibt. Und da kann es sie auch nicht versöhnen, wenn der Autor am Ende selbst seine Protagonistin als Mensch mit Hundekopf enthüllt, denn für Wagnerova stellt sich das ganze als verschenkte Gelegenheit eines interessanten "Perspektivwechsels" dar.