DämmerschlafRoman
Manesse Verlag, Zürich
2013
ISBN
9783717521723, Gebunden, 320Seiten, 24,95
EUR
Klappentext
Aus dem Amerikanischen von Andrea Ott. Mit Nachwort von Verena Lueken. Den Stammplatz in New Yorks High Society zu behaupten ist ein aufreibender Fulltime-Job. Wer wüsste das besser als Pauline Manford? Diszipliniert unterwirft sie sich und das Leben "ihrer Lieben" dem Diktat der besseren Kreise. Trotzdem scheint der Verbleib in den schwindelnden Höhen der Wichtigkeit bedroht. Ist der "Mahatma", Paulines Entdeckung der letzten Saison, nun ein inspirierender Psychoguru oder ein Scharlatan mit einer Vorliebe für nacktes Fleisch? Wie lässt sich die Ehe von Paulines Sohn retten, dessen bildhübsche Frau gelangweilt von einer Karriere in Hollywood träumt? Immer schneller dreht sich für Pauline das Hamsterrad der gesellschaftlichen Verpflichtungen. Alles ist gut, solange der Terminkalender voll ist. Whartons Epochenporträt verrät verblüffende Parallelen zur heutigen Zeit.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2013
Jochen Schimmang kann dieser Roman von Edith Wharton nicht hinterm Ofen hervorlocken. Nicht dass er gleich in Dämmerschlaf versinkt, treffsicher, unterhaltsam und zuweilen auch witzig findet er Whartons im Buch multiperspektivisch arrangierten Blick auf die amerikanischen Verhältnisse der Roaring Twenties durchaus. Nur fehlt ihm die Tiefe und der soziologische Biss eines Marcel Proust. Die "gepflegte" Verachtung der Autorin ihrem Romanpersonal gegenüber genügt Schimmang nicht. Der eher dünne Plot des Romans vermag das für ihn auch nicht zu kompensieren.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 15.11.2013
Edith Whartons Roman "Dämmerschlaf" wurde schon 1927, als er im Original erschien, vorgeworfen, er wahre eine zu große Distanz zum amerikanischen Großbürgertum, das er porträtieren wolle, weiß Fritz Göttler. Diese Distanz ist knapp neunzig Jahre später wohl kaum geringer geworden, aber sie ist nachvollziehbarer, erklärt der Rezensent, denn aus heutiger Sicht beschreibt Wharton in angemessenem Ton die unfassbare Sterilität der damaligen Moderne, deren Konterfei die Extravaganz Hollywoods oder der Westküste allgemein war. Der Kontrast der Roaring Twenties zu Whartons Protagonistin Pauline Manford, die minutiös das gesellschaftliche Leben durchplant, könnte nicht größer sein, fasst Göttler zusammen.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 24.09.2013
Reiner Lesegenuss ist diese zudem "brillant" übersetzte Prosa für die Rezensentin. Dies trotz einiger Krakelüren im Erzählgebäude, über die Angela Schader großzügig hinwegliest angesichts von Edith Whartons Händchen für Plastizität und Vitalität, für Schader erkennbar in diesem Roman von 1927 an der diskreten, den Leser mit Leerstellen fordernden Handlungs- und Figurenzeichnung. Ferner besticht die Autorin laut Schader durch die Schärfe der Satire, mit der sie ihre Protagonistin, eine New Yorker Gesellschaftsdame, begleitet und sie zugleich über die bloße Karikatur hinaushebt.