Klee Wyck - Die, die lachtVerlag Das kulturelle Gedächtnis, Berlin
2020
ISBN
9783946990376, Gebunden, 128Seiten, 20,00
EUR
Klappentext
Aus dem Englischen von Marion Hertle. In ihrer kanadischen Heimat wird Emily Carr verehrt: als Künstlerin, als Schriftstellerin, als Umweltschützerin der ersten Stunde und als Aktivistin, die früh den Reichtum und die Vielfalt der indigenen Kultur in Kanada erkannte. Der titelgebende Name Klee Weck bedeutet in der Sprache der Ureinwohner der kanadischen Nordwestküste "Die, die lacht". Ein Ehrentitel, den sie der unerschrockenen jungen Frau verliehen, die sie über Jahre hinweg begleitete und an ihrem Leben teilnahm. Klee Wyck ist eine Sammlung von 21 literarischen Skizzen, die mit beeindruckender Detailgenauigkeit das Leben der Ureinwohner beschreiben. Das Buch wurde 1941 veröffentlicht und zu einem viel beachteten Bestseller. Nun erscheint es erstmals auf Deutsch. Carrs Prosa beschwört Totems, verlassene Dörfer, die beeindruckende Schönheit der ursprünglichen Landschaft und den Alltag der dort lebenden Menschen. Dabei verfällt sie nie in nostalgische Sentimentalität oder Romantik. Die Klarheit ihrer Sprache verrät den geschulten Blick der Malerin.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 09.01.2021
Die kanadische Künstlerin Emily Carr musste lange auf ihren Durchbruch warten. Und erst kurz vor ihrem Tod wurde sie auch als Autorin bekannt, erzählt Rezensentin Katharina Granzin. Ihr erster Erzählband "Klee Wyck" schaffte es dann aber sogar auf den schulischen Lehrplan, allerdings verknappt und zensiert: von fragwürdigen Missionierungen der indigenen Bevölkerung und der Trennung indigener Kinder von ihren Familien sollten kanadische Schulkinder besser nichts lesen. Über all das informiert Kathyn Bridges laut Granzin kundiges Vorwort für die Neuauflage von Carrs Erzählband, in dessen erster Geschichte übrigens auch der Ursprung des ungewöhnlichen Titels aufgeklärt wird. Wie diese erste spielen auch die meisten anderen Erzählungen in den First Nations Kanadas und handeln von Geburten, Krankheiten, Begräbnissen, und den Praktiken der Missionare - dem was wirklich und was wahr ist also, erfahren wir. Granzin lobt die Zeitlosigkeit der reduzierten, schlichten Sprache Carrs.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 13.10.2020
Rezensent Nicolas Freund freut sich, dass Emily Carrs frühe Texte nun auch auf Deutsch erscheinen. Zwar räumt der Kritiker ein, dass die zwischen Kurzgeschichte, Reportage und Notiz changierenden Texte mehr den Blick der französischen Impressionisten als jenen der kanadischen Ureinwohner offenlegen, dennoch reist er gern mit Carr durch die "moskitoverseuchten Wälder" zu den indigenen kanadischen Ureinwohnern und zu Indianerfriedhöfen, bewundert Carrs reduzierte, mitunter "spröde" Beobachtungen und erfreut sich an "poetischen Einschüben".
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 26.09.2020
Rezensent Tobias Lehmkuhl taucht mit den erstmals 1941 erschienenen Geschichten von Emily Carr ein in die Welt der "First Nations" an der kanadischen Pazifikküste, wie er sie noch nie gesehen hat. Auch wenn er die Texte nicht als Reportagen oder ethnologische Forschung versteht, bieten sie ihm intime Einblicke in eine vom Klima, von der Einsamkeit und der Auflösung bestimmte Welt. Die atmosphärische Dichte der Beschreibung findet Lehmkuhl faszinierend und bedrückend zugleich.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 08.08.2020
Rezensentin Sylvia Staude haben die literarischen Skizzen, die die Malerin Emily Carr um 1940 über das Leben der kanadischen Ureinwohner*innen veröffentlichte, sehr berührt. Der Kritikerin zufolge erzählt Carr geradeheraus von den Strapazen ihrer Wanderungen zu abgelegenen Siedlungen und Totems, den Grausamkeiten des naturnahen Lebens und der scheußlichen Behandlung der Ureinwohner durch die Weißen. Bei all dem stellt sich die Autorin "mit tiefer Menschlichkeit auf die Seite der Ureinwohner", so Staude.
Rezensionsnotiz zu
Deutschlandfunk, 03.08.2020
Eva Pfister ist froh, dass Emily Carrs autobiografisch grundierten Skizzen über Indigene in Kanada von 1942 endlich in unzensierter Fassung bei uns erscheinen. Was die Missionare gegen Carrs Sicht auf die Kultur der First Nations einzuwenden hatten, erläutert laut Pfister das Geleitwort von Kathryn Bridge. Dass es sich bei den Texten nicht um ethnologische Berichte handelt, sondern um subjektive, mitunter romantisierende Eindrücke einer fremden Welt, findet Pfister in Ordnung. Bei aller Sympathie für ihr Thema verliert Carr nie den Sinn für die Realität, versichert die Rezensentin.