Über die Schönheit der SeeleSieben Briefe an eine wiedergefundene Freundin
C.H. Beck Verlag, München
2018
ISBN
9783406719462, Gebunden, 157Seiten, 18,00
EUR
Klappentext
Aus dem Französischen von Thomas Schultz. Vierzig Jahre ist es her: Ein noch wenig bekannter Schriftsteller sitzt in der Pariser Metro einer Frau gegenüber, deren Schönheit ihn bewegt, ja erschüttert. Sie erkennt ihn und spricht ihn an. Mehrfach treffen sie sich wieder, verlieren sich dann aber aus den Augen. Doch nun, Jahrzehnte später, erreicht ihn ein Brief: In vorgerücktem Alter denke sie immer mehr über die Seele nach. Und sie bittet ihn, ihr von der Seele zu erzählen. Seine Antwort gibt François Cheng der fernen Geliebten in sieben Briefen, nachdem er selbst ein Leben lang nach den Geheimnissen der Seele gesucht hat. Tastend durchquert er die Landschaft in unserem Innersten und befragt die großen Weisen und Dichter des Ostens wie des Westens, des Altertums und der modernen Zeit. Dabei nähert er sich der Einsicht an, dass es am Ende doch - trotz allen Einsprüchen der Moderne - die Seele ist, die bleibt, auch wenn Körper und Geist von Schwäche befallen werden. Sie ist das Einzigartige und darum das Kostbarste in jedem Menschen und zugleich das Geschenk, das jeder in das Leben der Welt einbringen kann.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 07.07.2018
Otto A. Böhmer lauscht dem französischen Philosophen und Dichter Francois Cheng beim Nachdenken über die Seele. Wundersam, wie aus einer anderen Zeit kommt ihm das vor, doch am Format des Autors zweifelt er nicht. Als Dokumente zeitloser Weisheit und unaufdringlichen Denkens erscheinen ihm die im Band enthaltenen Briefe des Autors an eine wiedergefundene Freundin. Die Seele erweist sich hier als das Bleibende, meint Böhmer begeistert. Berührend, Ruhe gebend und zu der Frage anregend, wie wir es heute mit der Seele halten, nimmt das Buch den Rezensenten mit auf eine Reise in den Weltinnenraum. Sehr empfehlenswert, meint Böhmer.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 15.06.2018
Aktuell und voller kluger Gedanken findet Joseph Hanimann das Buch des Essayisten und Übersetzers Francois Cheng. Was der Autor als Briefkorrespondenz an eine Freundin tarnt, ist für Hanimann keine Erbauungsliteratur zum Thema Seele, sondern mit seinen Verweisen auf Platon, Pascal, Simone Weil oder chinesischen Autoren eine interessante Irritation eigener Vorstellungen. Als belesener, stilistisch raffinierter Mix aus Kontemplation, Dichtung, Briefwechsel und philosophischem Dialog scheint Hanimann das Buch zu überzeugen, auch wenn er sich an die Stelle der "stillen Abgeklärtheit" des Autors manchmal die "aufgewühlte Ungewissheit" Pascals gewünscht hätte.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 15.03.2018
Fasziniert erzählt Gisela von Wysocki die erstaunliche Lebensgeschichte dieses Autors, der rechtzeitig vor der Kulturrevolution nach Frankreich floh, dort erst das Französische lernte und nun als Académicien über die Reinheit dieser Sprache wacht. Roland Barthes kommt in diesem Lebenslauf vor, auch Jacques Lacan. Und der katholische Glaube, zu dem Cheng konvertierte, weil es in seiner Herkunftskultur keine Idee des Bösen gebe. Das vorliegende Büchlein, so Wysocki, war in Frankreich ein Bestseller mit über 100.000 Exemplaren, erstaunlich, da es um so ein luftiges Thema wie die Seele geht und außerdem noch Gedichte eingestreut sind. Aber auch wieder verständlich, meint sie, denn Cheng schaffe es, das Thema in leichter und schwebender Briefform für alle Lesbar aufzufassen. Nur "schön", wie es der deutsche Titel verheißt, sei die Seele nicht.