Kritik und MandatIntellektuelle in der deutschen Politik
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), Stuttgart
2000
ISBN
9783421052223, Broschiert, 320Seiten, 20,35
EUR
Klappentext
Walther Rathenau und Theodor Heuss, kommunistische und nationalsozialistische Agitatoren, Mitglieder von Wählerinitiativen und Dissidenten in der Diktatur - was treibt Intellektuelle verschiedenster Provenienz in die Politik? In diesem Buch wird erstmals ausführlicher nach Formen und Strategien politischer Intervention gefragt, die die strikte Opposition von Geist und Macht durchbrechen. Daraus entsteht ein ebenso variantenreiches wie beunruhigendes Bild vom Intellektuellen in der Politik des 20. Jahrhunderts: Neben dem skeptischen Kulturkritiker in der Rolle eines Außenministers stehen die Vordenker des rassisch begründeten Angriffskriegs im Osten, neben dem an demokratischen Grundwerten orientierten Bildungsbürger im Parlament der kommunistische Kaderintellektuelle, neben dem Agitator der "Konservativen Revolution" die Exponenten des demokratischen Umbruchs in Mitteleuropa am Ende des 20. Jahrhunderts.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.10.2000
Kurt Sontheimer weist darauf hin, dass dieser `hochinteressante` Band aus einer von den Herausgebern veranstalteten Tagung hervorgegangen ist, die sich mit der Rolle und Verantwortung von Intellektuellen im politischen Spektrum befasst hat: dem politischen Handeln. Dies ist nach Sontheimer - zumindest in theoretischer Hinsicht - ein bisher wenig erforschter Bereich. Es geht um Intellektuelle, die sich mit Kritik nicht begnügt haben, sondern selbst ein `konkretes politisches Mandat` ausgeübt haben. Sontheimer gefällt es, dass die Herausgeber die Notwendigkeit praktischen politischen Handelns Intellektueller dabei ausdrücklich betonen und dabei auch der Frage nachgehen, inwiefern dieses Handeln Intellektuelle in ihrem `Denken verändert und geprägt` hat. Dies werde anhand verschiedener Persönlichkeiten (Sontheimer nennt u. a. Walther Rathenau, Theodor Heuss, Kurt Eisner und Günter Grass) anschaulich untersucht. Befremden äußert er lediglich darüber, dass die Herausgeber auch die These vertreten, dass es auch im Dritten Reich politisch aktives Handeln und eine `öffentliche Debatte` Intellektueller gegeben haben soll. Denn nach Ansicht des Rezensenten ist `ein Rest an Humanität` für den Begriff des Intellektuellen unabdingbare Voraussetzung.