Ideologie und HerrschaftsrationalitätNationalsozialistische Germanisierungspolitik in Polen
Hamburger Edition, Hamburg
2012
ISBN
9783868542455, Gebunden, 528Seiten, 28,00
EUR
Klappentext
Für die Forschung zur nationalsozialistischen Besatzungspolitik in Polen scheint der Befund eindeutig: Auf einen mit äußerster Brutalität geführten Krieg folgte der von der SS vorangetriebene Versuch, zumindest den annektierten Westen des Landes in einen "Exerzierplatz" rassischer Lebensraumpolitik zu verwandeln, in eine so Himmler "blonde Provinz". Gerhard Wolfs Analyse fördert indes Erstaunliches zutage. Himmlers Pläne stießen bei verschiedenen Institutionen auf erbitterten Widerstand, als durch sie ein großer Teil der polnischen Bevölkerung als "rassisch ungeeignet" deportiert werden sollte, und sie scheiterten schließlich an den lokalen Gauleitern. Deren Selektionsverfahren stellten nicht "Rasse", sondern "Volk" in den Mittelpunkt. Sie zielten mit Verweis auf die freilich oftmals erzwungene Bereitschaft der Einheimischen, die deutsche Herrschaft anzuerkennen, auf die Einbindung in die deutsche Volksgemeinschaft.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17.09.2012
Das Gesamtbild nationalsozialistischer Germanisierungspolitik im Osten erschüttert diese Studie von Gerhard Wolf zwar nicht, doch sie beeindruckt den Rezensenten Christoph Klessmann durch Gründlichkeit und Gelehrsamkeit. Vor allem die kriegswirtschaftlichen Prioritäten der Kommando führenden Gauleiter in der Auseinandersetzung mit der SS jedoch vermag der Autor ihm detailliert herauszuarbeiten und damit auch die Uneinheitlichkeiten des Germanisierungsprojekts. Wenn Wolf dafür weit in die Geschichte zurückführt, so dient das laut Rezensent als Beweis für eine eher konventionelle (wenn auch nicht weniger grausame) Besatzungspolitik anstelle des angeordneten Rassewahns.