Ich aber bin hier geborenErzählungen
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg
2002
ISBN
9783498063610, Gebunden, 144Seiten, 14,90
EUR
Klappentext
Ein junger Mann, der die Veränderungen in seinem Ort an der norddeutschen Küste beschreibt; die Frau, die aus ihrer schal gewordenen Partnerbeziehung ausbrechen möchte; eine Erinnerung an eine heimliche Liebe zu DDR-Zeiten und an den gemeinsamen Traum von Venedig; oder der Frührentner, der einen eigenwilligen Rekordversuch fürs Guinnessbuch unternimmt. "Diese Orte blieben Schatten an einem weiß gedeckten Tisch." Sie sind da, etwas rätselhaft, aber doch real.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 20.03.2003
Dass es bei all den jungen deutschen Autoren, die es inzwischen gibt, Gregor Sander gelungen ist, einen eigenen Ton zu finden, nötigt dem Rezensenten Hans-Peter Kunisch sichtlich Respekt ab. Meist herrsche in den neuen Erzählungen trostlose oder auch schwelgerische Melancholie, bei Sander dagegen "trotzige Akzeptanz der eigenen Loser-Existenz". Auch spielen die Geschichten für Kunisch am richtigen Ort (die Reichenberger Straße in Kreuzberg oder das Ferienkaff hinter den Dünen) und sind mit dem passenden Personal ausgestattet (Postlerin oder Gemeindebeauftragter). Besonders interessant findet der durch und durch wohlmeinende Rezensent auch Sanders allesamt mürrische Figuren, deren grundloser Stolz mal wie Charakter, mal wie Borniertheit wirke.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 06.03.2003
Der ostdeutsche Autor Gregor Sander unterscheidet sich auffällig von den Kollegen seiner Generation aus dieser Region, stellt Rezensent Wolfgang Schneider fest: in seinem Buch herrsche nicht Aufbruchsstimmung, sondern Depression als typisch gesamtdeutsche Grundstimmung, stellt er fest. Selbst die einschneidenden Ereignisse von 1989 scheinen am Lebenslauf des Durchschnittsmenschen hier nichts zu ändern. Der häufige, beliebig wirkende Wechsel der Schauplätze unterstreiche den Eindruck, dass es gleichgültig sei, "wo das menschliche Leben in seiner Durchschnittlichkeit verläuft", analysiert Schneider. Eine Gefahr sieht er darin, dass die Leser auch gleichgültig gegenüber diesen "Figuren mit ihrer inneren Flaute" bleiben könnten. Auch kritisiert er, dass Sander manchmal in einen umständlichen Berichts-Stil verfalle, und dennoch: Insgesamt gefällt es dem Rezensenten, wie es dem Autor gelingt, das Leben "in den am Stadtrand gebauten Einfamilienhäusern" einzufangen.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 09.10.2002
In den Geschichten von Gregor Sander geht es nach Gerrit Bartels' Meinung vor allem um die "Enge und Stagnation des Gewohnten", mit der sich seine Protagonisten trotz immer neuer tapferer Ausbruchsversuche dauernd aufs Neue konfrontiert sehen. Diese Enge findet Sander dabei nicht nur in der Provinz, sondern gelegentlich auch in Berlin. Bisweilen fühlt Bartels sich davon an Judith Herrmanns "Sommerhaus, später" erinnert. Für Sanders Helden gibt es wenig Positives zu entdecken, sondern nur Beklemmung aller Orten. Diese wird von einem "direkten" Erzählstil und einer "einfach aufgebauten Geschichte" transportiert. Für den Leser gibt es nach Bartels' Ansicht in erster Linie Melancholie nachzufühlen, aber darüber hinauskann er kaum "weiterführende Geheimnisse" in Sanders Geschichten entdecken.