Als Poesie gutSchicksale aus Berlins Kunstepoche 1786 bis 1807
S. Fischer Verlag, Berlin
2006
ISBN
9783100096388, Gebunden, 318Seiten, 16,00
EUR
Klappentext
Berlin in den Jahren um 1800. Zwischen Schloss und Charite, Münzstraße und Köllnischem Fischmarkt erlebt der Leser die Schicksale der Schadow und Schinkel, der Tieck, Clausewitz, Kleist und Zelter. Er blickt in die Salons der Henriette Herz und der Rahel Levin und wird mit den Liebes- und Kriegsabenteuern des Prinzen Louis Ferdinand vertraut.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.11.2006
Zum 80. Geburtstag Günter de Bruyns erscheint dieses Buch über das literarische Berlin zwischen 1786 und 1807, das in seinem Interessensschwerpunkt nicht überraschend, dessen Grundthese zumindest angreifbar und das in seiner Form ungewöhnlich ist, meint ein sehr wohlwollender Tilman Spreckelsen. Bruyn, der sich schon immer intensiv mit der Romantik beschäftigt hat, macht sich dafür stark, dass Berlin im untersuchten Zeitraum ein dem berühmteren Weimar ebenbürtiges Kunstzentrum darstellte, erklärt der Rezensent, der offen lässt, ob er diese Einschätzung teilt. Er hebt die ungewöhnliche Form des Buches hervor, das in 49 Kapiteln, die problemlos für sich stehen könnten, Kurzbiografien und Einzelereignisse bietet und dabei dennoch den übergeordneten Zusammenhang nicht vergisst. Spreckelsen preist nicht nur die immer wieder überraschenden Verbindungen, die sich aus den Miniaturen ergeben, sondern ist auch von der stilistischen Form des Bandes vollkommen hingerissen.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 31.10.2006
Eine Summe aus de Bruyns langjährigem literarischen Bemühen um die teils vergessenen Schriftsteller der brandenburgischen Mark sieht Gustav Seibt in diesem Band, der zum achtzigsten Geburtstag des Autors erscheint. Darin berichte de Bruyn, dem der Rezensent die "größte literaturgeschichtliche Belesenheit seit Arno Schmidt" zugesteht, über die persönlichen und literarischen Verhältnisse der zwischen 1786 und 1807 in und um Berlin ansässigen Autoren, darunter Ludwig Tieck, Rahel Varnhagen, Jean Paul und Friedrich Schiller. Aus dieser "wie absichtslos" und mit gedämpftem Humor beschriebenen Geschichte aus Memoiren, Tagebüchern und Briefen werde so eine Literatursoziologie, die über die Details den größeren Überblick nicht aus den Augen verliere. In den höchsten Tönen lobt der Rezensent die Lesbarkeit und Raffinesse von de Bruyns literarischer Heimatchronik.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 26.10.2006
Rezensentin Evelyn Finger verneigt sich voller Respekt vor Günter de Bruyn, dessen Buch sie tiefe Einblicke in das Wie und Warum des deutschen Sonderweges verdankt. Beeindruckt lobt sie auch Scharfsinn, Freundlichkeit und radikale Toleranz dieser Porträts. De Bruyns ausgeprägtes Geschichtsbewusstsein kann sie bis tief in sprachliche Nuancen spüren. Auch begeistert sich die Rezensentin für die "Lässigkeit", mit der dieser Autor immer wieder "Vergangenes auf die Gegenwart" anzuwenden versteht. Neben aller Tiefendimension sei das "dickleibige" Buch außerdem "flott lesbar". Seinem Titel bescheinigt die Rezensentin freilich eine gewisse Schrulligkeit, obwohl er, wie sie wissen lässt, aus einem Zitat des "königlichen Kunstbanausen" Friedrich-Wilhelm III. stammt.