Mehr Zuckerbrot, weniger PeitscheAufrufe, Manifeste und Faulheitspapiere der Glücklichen Arbeitslosen
Edition Tiamat, Berlin
2002
ISBN
9783893200627, Kartoniert, 207Seiten, 14,00
EUR
Klappentext
Seit 1996 verbreiten die Glücklichen Arbeitslosen eine ketzerische Botschaft: Arbeit für alle werde es nie wieder geben, doch gerade dies sei eine historische Chance. Heute gäbe es bereits Menschen, die außerhalb der Erwerbssphäre ein durchaus glückliches Dasein gefunden hätten. Nicht Arbeitslosigkeit sei das Problem, sondern Geldlosigkeit und mangelnde gesellschaftliche Akzeptanz. Darum plädieren die Glücklichen Arbeitslosen für eine angemessene, bedingungslose Entlohnung derjenigen, die auf die Mangelware Arbeit freiwillig verzichten. Voraussetzung dafür wäre freilich eine kulturelle Revolution, die sich gegen die alte Arbeitsmoral richten müßte, um die soziale Relevanz der Muße anzuerkennen.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 02.12.2002
Eigentlich ist es mit der Spaßkultur ruckzuck vorbei, wenn das Thema Arbeitslosigkeit zur Sprache kommt, weiß Gottfried Oy und freut sich, dass es eine Gruppe gibt, die sich diesem Humorverzicht strikt widersetzt. Und zwar ausgerechnet Erwerbslose, die "Glücklichen Arbeitslosen", deren gesammelte Schriften nun in Buchform vorliegen, berichtet der Rezensent. Den Humor dieser Gruppe weiß der Rezensent wohl zu schätzen, auch eine ganze Reihe von Aktionsformen, wie etwa die Konstruktion eines "Stellenablehnungsgenerators", der "arbeitsamtskompatible" Bewerbungsschreiben entwirft, Anleitungen für "absurde" Gespräche mit Behördenleitern oder die Einrichtung einer teuren 0190-Nummer für Nachfragen des Finanzamtes in Sachen Ich-AG. Weniger amüsant und lesenswert findet Oy hingegen den Teil des Bandes mit "Selbsterfahrungsliteratur der schlimmen Sorte". Für etwas unreflektiert hält der Rezensent die positive Einstellungen der "Glücklichen" gegenüber "nicht-verwalteter" Arbeit. Auch die sei nämlich, ob nun selbstorganisiert oder nicht, Bestandteil einer "postfordistischen Wirtschaftsweise" und damit ähnlichen Zwängen verhaftet wie die Lohnarbeit, denkt Oy.