AlbumSuhrkamp Verlag, Berlin
2010
ISBN
9783518422106, Gebunden, 336Seiten, 39,90
EUR
Klappentext
Worum geht es in diesem "Album"? "Wir haben es nicht mit einem Tagebuch zu tun", wird am Anfang des Bandes festgestellt. Aber womit dann? Mit einem Kuddelmuddel, einem Sudelbuch, einem Capriccio, einem Scrap-Book vielleicht. Oder handelt es sich einfach um eine Wundertüte, gefüllt mit Meditationen, sonderbaren Bildern, offenen Briefen, geheimen Depeschen, Rätseln, Spielen, Zitaten, Gedichten, Essays und Kassibern? Selber schuld, wer sich vor der Elektronik duckt wie das Kaninchen vor der Schlange, sagt Enzensberger. Das Buch als Betriebssystem ist noch lange nicht am Ende. Könnte es nicht noch besser werden, lässiger, ehrgeiziger, schöner, weniger langweilig? Und so mag es dem Leser mit diesem extravaganten Buch ergehen wie im Mythos oder im Märchen: Aus zerstreuten Gliedern wird zuletzt wieder ein Ganzes.
Wer in diesem Buch blättert, wird ökonomische Seitenblicke finden neben politischer Polemik, eine Dosis Mathematik ebensogut wie Gebrauchsanweisungen für Poesiemaschinen, und vieles mehr das alles organisiert nach den wilden Gesetzen des menschlichen Gehirns, opulent inszeniert von Franz Greno.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 30.12.2010
Christopher Schmidt macht aus seiner Doppelrezension zweier neuer Enzensberger-Bücher eine vollmundige Hommage an den 81-jährigen Autor. Dessen "Album" preist er als bibliophiles Kleinod, in dem sich auf höchst vergnügliche Weise das "wilde Denken" dieses vielseitigen und umtriebigen Wortkünstlers zeigt. Der Band bietet Schautafeln, Zeichnungen, Zitate und Eigenes, große Gedanken und Bemerkungen aus den Niederungen des Lebens, stellt Schmidt in Aussicht der von diesem Einblick in den Zettelkasten des "Meisters" sehr angetan ist.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 16.12.2010
Florian Illies freut sich sehr, dass Hans Magnus Enzensberger statt der in seinem Alter üblichen Autobiografie zwei Bände vorlegt, die ebenfalls tiefen Einblick in die Geschichte dieses Intellektuellen gewähren, aber natürlich ganz anders vorgehen: "Meine Lieblingsflops" berichtet vom schönen Scheitern mit ambitionierten Projekten, wie etwa den Zeitschriften Gulliver und Transatlantik, die den Rezensenten mit dem Trost zurück ließen, dass man aus Niederlagen mehr lernen kann als aus Siegen, und mit dem Eindruck, dass Enzensbergers Erfolge alle diese Pleiten überstrahlt. Das zweite Buch, einfach "Album genannt", spiegelt wider, was sich in Enzensberger Kopf so abspielt, auch sein Gehirn ist abgedruckt. Dass Enzensberger wilde Gedankengänge- und Sprünge eine solche schöne Form gefunden haben, rechnet er dem Buchgestalter Franz Greno besonders hoch an.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 11.12.2010
Der Kopf scheint der Rezensentin Felicitas von Lovenberg angesichts dieses jüngsten Werks Hans Magnus Enzensbergers zu schwirren. Und zwar vor Begeisterung. Außer Rand und Band und jenseits aller säuberlichen Form- und Genrekategorien bewege sich der Autor in diesem Buch, das er selbst als "Scrap-Book"bezeichne und in dem von Aphorismen über (allerdings nicht immer geniale) Schüttelreime bis zum Limerick kaum eine sprachliche Kurzform ausgelassen sei. Ein "Feuerwerk", dem der seit "Andere Bibliotheks"-Zeiten mit Enzensberger verbündete Büchergestalter Franz Greno die adäquate Aufmachung gibt. Auf jeder Seite lädt der Band typo- und überhaupt grafisch zum, so die Rezensentin, "Schauen und Staunen". Sie selbst lässt sich dabei eine ganze Besprechung lang schauend und staunend keineswegs lumpen.