Die seltsamsten Sprachen der WeltVon Klicklauten und hundert Arten, 'ich' zu sagen
C.H. Beck Verlag, München
2021
ISBN
9783406767265, Gebunden, 206Seiten, 18,00
EUR
Klappentext
Viele Sprachen erscheinen uns fremdartig, weil wir ihre Schnalzlaute nicht hervorbringen oder ihren Satzbau mit den vertrauten grammatischen Rastern nicht erfassen können. Harald Haarmann beschreibt kurzweilig und kenntnisreich 49 Sprachen mit seltsamen Eigenheiten: ungewöhnliche Lautsysteme, fremdartige Grammatiken, sonderbare Wortschätze, seltsame Zählweisen, Sprachen, die sich je nach sozialer Beziehung ändern, spezielle Sakralsprachen, rätselhafte Schriften sowie Plansprachen. Viele dieser Sprachen erscheinen aus der Sicht des Deutschen seltsam, aber beschrieben werden auch Sprachen, die seltene Eigenheiten aufweisen. So rückt auch das Deutsche selbst mit seinen einzigartigen Schachtelsätzen ins Visier.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 28.10.2021
Eine Menge gelernt und sich dabei offenbar auch bestens unterhalten hat Katharina Granzin mit diesem Buch. Milde kritisiert sie zwar, dass Haarmann "sehr lässig" mit dem Sonderbarkeitsbegriff umgeht, aber an der Qualifikation von einem, der 1970 über den "lateinischen Lehnwortschatz im Kymrischen" promovierte, hat sie keinen Zweifel. Kulturelle Differenzen sind für sie noch das leichteste: Dass Rentierjäger mehr Wörter für Schnee haben als die gleich weit nördlich lebenden, aber Robbenjagenden Inuit - sei's drum. Viel mehr ans Sonderbare geht's schon bei den Knacklauten der afrikanischen Khoisan-Sprachen, die aber eigentlich Schnalzlaute seien. Auch das Deutsche gelte mit seiner "Eigenart, bei zusammengesetzten Zeiten das Partizip vom Hilfsverb zu trennen und es ganz ans Ende eines beliebig langen Satzes zu platzieren ", zurecht als sonderbar. Allen Sprachinteressierten - auch den seltenen, die des Klingonischen mächtig sind - empfiehlt Granzin dies Buch zur Lektüre.
Rezensionsnotiz zu
Die Welt, 19.05.2021
Matthias Heines Kritik zu diesem Buch ist recht verwirrend: Laut Klappentext untersucht der Sprachwissenschaftler Harald Haarmann 49 der "seltsamsten" Sprachen der Welt, Heine greift allerdings nur einen Aspekt heraus: In der samischen Sprache gibt es entgegen des bekannten Mythos wesentlich mehr Worte für "Schnee" als bei den Eskimos. Das liegt vor allem an der großen Bedeutung, die das Rentier für die Samen hat, erfährt der Kritiker: Für die Rentierzucht sei es "überlebenswichtig, welche Konsistenz der Schnee in den winterlichen Weidegründen" habe, liest er. Dass sprachliche Veränderungen also auch "sozioökonomischen" Motiven unterliegen, entnimmt er dem Buch - mehr verrät der Rezensent leider nicht.
Rezensionsnotiz zu
Deutschlandfunk Kultur, 01.03.2021
Rezensentin Sieglinde Geisel hält das Buch des Sprachwissenschaftlers Harald Haarmann für eine Art luxuriöses Kuriositätenkabinett. So viele regionale sprachliche Eigenheiten versammelt es, dass Geisel kaum aus dem Staunen herauskommt: japanisches Vokabular für die Teezeremonie, 200 somalische Ausdrücke für das Kamel, 100 kambodschanische Arten "ich" zu sagen etc. Kein Zweifel für Geisel: Der Autor kennt seine Materie, vor allem dann, wenn er die dargestellten Phänomene auch erläutert, ihren Hintergrund beleuchtet. Was dem Band laut Geisel allerdings fehlt, ist ein eine "übergeordnete Theorie".
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 22.02.2021
Wunderbar, befindet Burkhard Müller, ist so ein Buch, das einem viele Sprachen zumindest "anekdotisch" nahe bringt. Er schwelgt in Wörtern, die vielen Vokabeln für Eis (nicht Schnee!) der Inuit, die verschiedenen Klicklaute afrikanischer Sprachen, 28 Demonstrativpronomen des Sirenikischen und über zwanzig Fälle des Ungarischen. Auch die eigene Sprache, das Deutsche, könne an Seltsamkeit gewinnen, lobt der Kritiker und befindet übrigens, dass auch der Verlust einer Sprache ein Gewinn für die Sprecher sein kann, weil nämlich der Gebrauch einer Majoritätsprache einen neuen Zugang zur größeren Welt eröffnet. Fasziniert wünscht er sich eine zweite Auflage des Buches, die dann mindestens "doppelt so dick" sein möge.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.01.2021
Rezensent Wolfgang Krischke scheint Spaß zu haben mit Harald Haarmanns "ethnolinguistischer" Reise bis zu den Sprechern des konsonantenreichen Ubychisch im Kaukasus oder zu den letzten 30 Muttersprachlern des Dyirbal in Australien. Dass Haarmann "kein Kuriositätenkabinett" vorstellt, sondern eine ernsthafte Untersuchung über die grammmatischen und semantischen Besonderheiten von 49 eher wenig bekannten Sprachen, möchte Krischke allerdings gleich hinzufügen. Komisch erscheinen all diese Sprachen ohnehin nur im Vergleich mit der eigenen Sprache, betont er. Das Buch mit seinen Erläuterungen "unumgänglicher" Fachtermini findet er gut lesbar auch für Laien.