Harry Graf Kessler: Das Tagebuch 1880-1937Sechster Band: 1916 - 1918
Klett-Cotta Verlag, Stuttgart
2006
ISBN
9783768198165, Gebunden, 962Seiten, 58,00
EUR
Klappentext
Herausgegeben von Günter Riederer unter Mitarbeit von Christoph Hilse. Der sechste Band in Stichworten: Kessler arbeitet seit Ende 1916 an der Gesandtschaft in Bern als Leiter der deutschen Kulturpropaganda in der Schweiz. Er organisiert Theater- und Operngastspiele, notiert die Schwierigkeiten von Kunstausstellungen im Krieg und die Aktionen der Kinopropaganda. Weiterhin: Berichte über Intrigen, Spionage und Geheimverhandlungen in der Schweiz. Unterredungen mit Hindenburg und Ludendorff im deutschen Hauptquartier. Teilnahme an der Aushandlung der deutsch-russischen Verträge im Sommer 1918. Freilassung des polnischen Generals Pilsudski aus der Festungshaft in Magdeburg. Novemberrevolution 1918 in Berlin. Kessler als erster deutscher Gesandter in Polen. Begegnungen mit Johannes R. Becher, Matthias Erzberger, George Grosz, John Heartfield, Annette Kolb, Else Lasker-Schüler, Rene Schickele, Gustav Stresemann, Fritz und Curt von Unruh und Theodor Wolff.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 19.12.2006
Als "Grundbuch der Epoche" würdigt Jens Malte Fischer die zwischen 1880 und 1937 geführten Tagebücher Harry Graf Kesslers, ein Werk, für das er größte Bewunderung hegt. Auch der nun vorliegende sechste Band aus der zweiten Hälfte des Ersten Weltkriegs hat seine Erwartungen nicht enttäuscht. Literarisch ist dieses Dokument seines Erachtens von erstem Rang und hoher Intensität. Kesslers scharfer Blick, seine Beobachtungsgabe und Formulierungskunst haben die Lektüre für Fischer nicht nur zu einer historisch aufschlussreichen Erfahrung, sondern auch zu einem großen Vergnügen gemacht. Zeigten die bisherigen Bände Kessler vor allem Kunstmäzen und Mann der intellektuellen Szenerie, so bietet sich dem beeindruckten Rezensenten ein völlig anderes Bild: Kessler als Diplomat und graue Eminenz, als eine Art "Propaganda-Attache" an der deutschen Botschaft in Bern, mit den Zusatzverträgen zum Vertrag von Brest-Litowsk ringend, in den Wirren der Revolution in Berlin und als deutscher Gesandter in Warschau, gegen Ende des Jahres 1918. Die Wandlung zum radikalen Pazifisten, die in den späteren Bänden dokumentiert werden wird, scheint sich für Fischer schon verhalten anzudeuten.