Wie uns der Teufel reitetVon der Aktualität der 7 Todsünden
Ullstein Verlag, Berlin
2006
ISBN
9783550078323, Gebunden, 270Seiten, 18,00
EUR
Klappentext
Geiz, Neid, Zorn, Wollust, Hochmut, Völlerei und Trägheit - die Todsünden des Mittelalters sind heute nicht nur tolerierte, sondern geradezu erwünschte Verhaltensweisen. Der alte Katalog der Laster hat eine erstaunliche Wandlung erfahren: Was früher als Verfehlung galt, gilt heute als Ausdruck von Selbstverwirklichung und modernem Lebensstil. Aus Sünden ist ein Ensemble moderner Tugenden geworden. Heiko Ernst zeigt, wie diese erstaunliche Wandlung vonstatten ging: wie Habgier und Neid zur Grundlage der Konsumgesellschaft wurden, wie Wollust und Völlerei zum Gesellschaftsspiel mutierten und Eitelkeit zum Imagemanagement gehört. Zorn ist legitimer Ausdruck der Interessenwahrung, und aus Trägheit wurde Selbstverwöhnung und Gleichgültigkeit.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 13.06.2006
Die Todsünden sind ein hervorragender Ansatzpunkt für eine Gesellschaftsanalyse, meint Balthasar Haussmann, der sich mit Heiko Ernsts Ergebnissen durchaus einverstanden erklärt: Vieles, was in biblischen Zeiten noch als unverzeihlich galt, sei mit der bürgerlichen Revolution akzeptiert, ja notwendig geworden. So gelten Neid und Habsucht als Fundamente von Politik und Wirtschaft. Die moderne Version der Trägheit, die Ichbezogenheit, halten Autor und Rezensent dagegen nach wie vor für gefährlich. Haussmann ist mit dieser weit in die Geschichte der Psychologie ausholenden Betrachtung der Todsünden insgesamt zufrieden, nur manchmal ist ihm Ernst in seiner Argumentation etwas zu umständlich.