Die KirschendiebinEine Erzählung
Aufbau Verlag, Berlin
2017
ISBN
9783351036751, Gebunden, 170Seiten, 18,00
EUR
Klappentext
"Es weiß sowieso niemand, was Liebe ist."
Eine leichte Melancholie liegt über dieser Geschichte, die von einem Abschiednehmen in den Zeiten der Teilung erzählt, den Wendungen des Schicksals und von der einzigen großen Liebe, für die es nie zu spät ist.
Thomas Falkenhain ist in dem Alter, in dem man aufräumt und sich erinnert, selbst wenn man sich nicht erinnern will. Zum Beispiel an eine heimliche Studentenliebe in den 60ern, die abrupt endete, als Mela, seine "Kirschendiebin", mit Mann und Sohn in den Westen fliehen musste. Erst aus den Stasi-Akten weiß er, dass sie ihm später Briefe geschrieben hat.
Unerwartet erhält er ein Stipendium für eine römische Künstlervilla. Kaum dort eingetroffen, ertappt er eine Frau im Park, die eine Orange pflückt und sogleich isst: Mela. Als wären nicht Jahrzehnte vergangen, beginnt die Liebe von neuem. Es ist schön, schwach zu sein und bejahrt. Nur Mela müsste ihm endlich auch von Angst und Ohnmacht erzählen.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 20.07.2017
Ein Buch für den Sommer hat Cornelia Geissler anzuzeigen. Nachklingende Sätze, erfahrungssatt, weise, verspielt und neugierig, beschert ihr Helga Schütz mit ihrem Roman. Die Erzählung von Menschen aus der Nachkriegszeit, von Künstlern in der DDR-Diktatur besticht für Geissler durch ein Netz aus Motiven wie Schreiben, Filmemachen, Natur. Dass die Autorin ihre eigene Biografie verarbeitet, entgeht Geissler nicht. Der Text, erklärt sie, bietet aber genug Leerstellen, die der Leser selbst füllen darf.
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 29.06.2017
Rezensent Christoph Dieckmann kann nicht ganz nachvollziehen, weshalb Helga Schütz weniger bekannt ist als Christoph Hein oder Herta Müller. Der Kritiker mag die Romane der in der DDR geborenen Schriftstellerin, die Diktaturerfahrung und Weltgeschichte stets poetisch erfassen. Nie zu privat, aber doch persönlich, eindringlich und vor allem "gleichrangig" schildert die Autorin ihre Lebenserfahrungen in Ost und West, lobt der Rezensent, der hier die Lebensbilanz eines wenig erfolgreichen DDR-Schriftstellers liest, der sein spätes Glück durch ein Stipendium für die Villa Massimo in Rom findet.